XPeng Nordkap

Mit dem XPeng ans Nordkap

XPeng demonstriert die Langstreckentauglichkeit seiner Modelle und fährt quer durch Europa. Wir haben eine Etappe zum Nordkap begleitet.

10.000 Kilometer quer durch Europa. Mit zwei ausgedehnten Touren will der chinesische Autohersteller XPeng die Leistungsfähigkeit seiner Elektromodelle G6 und G9 hinsichtlich Verbrauch, Reichweite und Ladeperformance unter Beweis stellen. In der ersten Halbzeit der Etappenfahrt mit unterschiedlichen Besetzungen der Fahrzeuge geht es von Hamburg zum Nordkap und zurück. In der zweiten Jahreshälfte erfolgt der Start in Portugal und das Ziel wird in Deutschland liegen.

XPeng Nordkap
Unser Autor durfte eine Etappe Richtung Nordkap begleiten. Fotos: XPeng/Marion Roman Rictures

Unser Einstieg in die Langstreckenfahrt erfolgt im schwedischen Umea. Bis dahin haben die ersten Teams die bisherigen Etappen problemlos absolviert. Von Umea aus führt uns die Reise zum Nordkap und anschließend bis nach Ata. Dort übergeben wir den Staffelstab an das nächste Team. Alles in allem liegt eine Strecke von etwas mehr als 1.500 Kilometern vor uns. Dabei sind die drei eingesetzten Autos, ein G6 zwei G9 Performance, vor allem an den ersten beiden Tagen gefordert. Zunächst stehen mehr als 750 anspruchsvolle Kilometer von Umea nach Entknoten in Finnland auf dem Programm, dann knapp 600 Kilometer bis zum Nordkap.

Start der Etappe in Umea

Wir starten in Umea mit dem 210 kW (286 PS) starken XPeng G6 Long Range und Heckantrieb, der mit 47.600 Euro in der Preisliste steht. Die Batterie mit einer Kapazität von 84 kWh (netto) ist zu 90 Prozent geladen, und der Bordcomputer zeigt eine Reichweite von satten 514 Kilometer an. Eine vielversprechende Prognose – die zudem recht nahe an der Realität ist. Denn der Verbrauch des 4,75 Meter langen und zwei Tonnen schweren G6 pendelt sich auf diesem Teilstück bei durchschnittlich 18,5 kWh je 100 Kilometer ein. Zwar trägt dazu das sowohl in Schweden als auch in Finnland vorgeschriebene Tempolimit ebenso zu dem guten Schnitt bei wie die noch relativ moderaten Temperaturen von 13 Grad. Auf der anderen Seite aber ist der Straßenbelag sehr rau. Das führt zu einem höheren Rollwiderstand und damit zu mehr Verbrauch.

XPeng Nordkap
Das Laden ging meist flott vonstatten – wenn die Ladesäule mitspielte.

Beeindruckend ist bei einem ersten Zwischenstopp die Ladekurve. Bei einem Restenergiegehalt (SoC) der Batterie (maximale Ladeleistung 280 kW) von knapp 30 Prozent werden zunächst 220 kW angezeigt. Danach fällt die Kurve in seichten Schritten erst auf 200, dann bis zu 75 Prozent auf 150 kW. Der Ladepeak bei einem Stopp lag bei 284,5 kW. Das alles kann sich mehr als sehen lassen. Keine Frage, hier zahlt sich die 800-Volt-Technik aus, die XPeng sowohl im G6 als auch im G9 einsetzt. Bei beiden Modellen dauert es laut Hersteller 20 Minuten, um den Akku von zehn auf 80 Prozent zu laden. Die AC-Ladeleistung liegt bei 11 kW.

Von der Theorie zurück in die Praxis, die durchaus nicht immer unproblematisch verläuft. Der eine Ladestopp reicht zwar aus, um das Tagesziel in Finnland gegen 19.30 Uhr zu erreichen. Frische Energie in die Akkus zu bekommen, gestaltet sich dort aber ein wenig schwierig. Einer der zwei Anschlüsse der 50-kW-Ladesäule ist defekt. Der andere liefert gerade mal 34 kW. Und so müssen die drei Autos nicht nur nach und nach mit Strom versorgt werden. Zudem dauert es ziemlich lange, bis wir ausreichend Energie für die Weiterfahrt im Akku haben.

Der G9 kommt auf einen Ladepeak von 319 kW

Eine kurze Nacht, da die Reise zum Nordkap zur Mittsommernacht am nächsten Morgen trotz der Distanz von knapp 600 Kilometern früh starten soll. Auf diesem Teilstück sind wir im G9 AWD Performance (71.600 Euro) unterwegs. Das 4,90 Meter lange SUV-Flaggschiff der Marke hat eine Batteriekapazität von netto 93,1 kWh und kann mit bis zu 300 kW laden. Auch hier bleibt die Ladekurve lange auf einem hohen Niveau. An einer Ladesäule wurde sogar ein Peak von 319 kW erreicht.

XPeng Nordkap
Nicht immer waren die Straßen geteert.

Die E-Maschine an der Vorderachse leistet 175 kW (238 PS), die hinteren Räder werden von einem 238 kW (313 PS) starken E-Motor angetrieben. Schnell stellt sich heraus, dass die SUV-Karosserie, der Allradantrieb, das Gewicht von 2,34 Tonnen und nicht zuletzt die inzwischen deutlich im einstelligen Bereich liegenden Außentemperaturen die Verbrauchswerte im Vergleich zum G6 nach oben treiben. 23,1 kWh werden es am Ende des Tages sein, die der Bordcomputer anzeigt.

Da der G9 AWD Performance serienmäßig mit Luftfederung ausgerüstet ist, werden die teilweise recht unebenen Fahrbahndecken souverän passiert. Flott gefahrene Kurven aber sind nicht so das Ding des SUV. Hierfür könnte das Fahrwerk eine Spur härter abgestimmt, die Lenkung ein wenig direkter sein. Doch die chinesischen Entwickler haben ihr Hauptaugenmerk klar auf den Komfort gelegt. Das zeigt sich in Details auch im Innenraum mit beispielsweise einem zweiten Monitor vor dem Beifahrerplatz (nicht im G6), der ebenso wie der zentrale Kontrollbildschirm 15 Zoll groß ist. Die digitale Instrumentenanzeige misst 10,25 Zoll.

Ansonsten sind die Listen der Serienausstattungen gar nicht so unterschiedlich. Denn der XPeng G6 ist wie sein großer Bruder ebenfalls bereits reich bestückt. So ist werksseitig ein großes Panorama-Glasdach verbaut, die Sitze sind vielfach elektrisch verstell- und sogar hinten beheizbar. Wärmepumpe und eine Vielzahl von Assistenzsystemen sind ebenfalls obligatorisch. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann die hinteren Lehnen, die sich im Verhältnis 60:40 vorklappen und aus Komfortgründen um zehn Grad neigen lassen. Allerdings ist schon in der Normalstellung die Position relativ weit nach hinten geneigt. Das mag nicht jeder.

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Impressionen aus dem hohen Norden.

Gesamtverbrauch: 17,6 und 19,5 kWh

Platz ist in beiden Modellen reichlich vorhanden. Das gilt vor allem auch für den Fond. Wer auf der Rückbank reist, kann sich weder über fehlende Bein- noch Kopffreiheit beschweren. Auch das Kofferraumvolumen ist mehr als ordentlich. Der G9 bietet 660 Liter hinter den Sitzen und 1.576 Liter, wenn die Lehnen vorgeklappt sind. Außerdem gibt es einen Frunk, also ein Staufach unter der Vorderhaube mit einem Volumen von 71 Litern. Beim G6 – ohne Frunk – stehen 571 bis maximal 1.374 Liter fürs Gepäck zur Verfügung.

Bei zwei Personen mit relativ kleinem Gepäck im Fahrzeug sind G6 und G9 nicht sonderlich belastet. Da auch die Temperaturen auf dem Weg zurück nach Deutschland wieder weit in den zweistelligen Bereich steigen, wirkt sich das auf den Gesamtverbrauch positiv aus. Unterm Strich stehen nach etwa 6.000 Kilometern gefahrener Strecke 17,6 kWh für den G6 und 19,5 für den G9 auf dem Bordcomputer. Werte, die zeigen, dass im Alltag bei entsprechender Fahrweise und trotz teilweise niedriger Temperaturen relativ die vom Hersteller angegebenen Verbrauchsangaben in durchaus erfahrbare Nähe rücken.

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