Nio Akku

Nio: Aus für den 1.000-Kilometer-Akku

Zu teuer: Nio stoppt Produktion der 150-kWh-Batterie wegen geringer Nachfrage bereits nach wenigen hundert Exemplaren.

Auch wenn es – vor allem in Diskussionen mit E-Auto-Skeptikern – immer vor allem um die Reichweite geht: Noch wichtiger sind den Konsumenten die Kosten. Der chinesische Elektroautohersteller Nio hat die Produktion seiner 150-kWh-Batteriepacks mit Semi-Solid-State-Zellen von Partner WeLion eingestellt. Grund: Wegen der hohen Kosten wurde sie vom Kunden nicht angenommen.

Wie Unternehmensgründer William Li im Interview erklärte, wurde die Fertigung bereits nach wenigen hundert Exemplaren gestoppt – die Nachfrage blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Im April 2024 hatte Nio den Serienstart der neuen Batterie gefeiert. Der Akku mit halbfestem Polymer-Elektrolyt sollte eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern nach CLTC bringen und galt als technisches Highlight. Allerdings trieben die aufwendige Zellchemie und die komplexe Fertigung die Kosten stark in die Höhe. Für viele Kunden war das Upgrade schlicht zu teuer – sowohl beim Kauf als auch im Abo-Modell.

Nio hatte die 150-kWh-Batterie primär für flexible Upgrades konzipiert: Fahrer sollten ihr Fahrzeug an Batteriewechselstationen (Titelfoto) vorübergehend mit dem größeren Akku ausstatten können. Doch laut Li nutzten nur sehr wenige diese Möglichkeit. Die hohe Abogebühr und der geringe praktische Nutzen hätten das Konzept unwirtschaftlich gemacht.

Nio-Akku: Kein Export nach Europa

Ein zentraler Grund für das geringe Interesse liegt laut Nio in der inzwischen dichten Infrastruktur von Batteriewechselstationen in China. Mit über 3.500 Standorten können E-Autos ihre Akkus inzwischen schnell tauschen, was den Bedarf nach übergroßen Batterien verringert. Früher hielten sich 75-kWh- und 100-kWh-Optionen noch die Waage, heute bevorzugen rund 97 Prozent der Nutzer die 75-kWh-Version. Extrem lange Fahrstrecken von über 1.000 Kilometern seien ohnehin selten, erklärt Li. Daher wird die 150-kWh-Batterie auch nicht in Europa eingeführt. Neue Zertifizierungen und Tests seien für die geringe Kundennachfrage nicht gerechtfertigt.

Das Unternehmen WeLion lieferte die ersten Semi-Solid-State-Zellen im Sommer 2023, ab Frühjahr 2024 begann die Systemmontage. Trotz der hohen Energiedichte blieb die Kostenstruktur problematisch: Laut Nio-Präsident Qin Lihong entsprach der Preis des Batteriepacks nahezu dem eines kompletten Nio ET5, der damals rund 39.000 Euro kostete.

Mit dem abrupten Produktionsstopp zeigt sich, dass technologische Spitzenleistungen allein nicht ausreichen. Entscheidend bleibt, wie gut sich Innovationen wirtschaftlich und praktisch in den Alltag der Nutzer integrieren lassen. Für Nio war die 150-kWh-Batterie zwar ein technologischer Erfolg, aber kein kommerzieller. Titelfoto: Nio

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