Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur ist für Unternehmen teuer und aufwändig. Doch es gibt eine Lösung: Charging an a Service.
Rund jeder fünfte Dienstwagen in Deutschland fährt heute elektrisch. Doch an vielen Unternehmensstandorten fehlen noch passende Ladepunkte. Der Aufbau eigener Ladeinfrastruktur für den Fuhrpark ist teuer und komplex – vom Netzanschluss über Hardware und Software bis zur Abrechnung. Gleichzeitig wächst der Druck, zu elektrifizieren: Laut dem „eMobility Check“ von PwC verursachen batterieelektrische Dienstwagen über fünf Jahre hinweg deutlich geringere Gesamtkosten als Verbrenner. Hinzu kommen gesetzliche und selbst gesetzte CO₂-Ziele. Immer mehr Unternehmen wollen daher ihre Flotten umstellen – besser jetzt als später.
Die „Fleet Charging Study“ des Marktforschers Uscale zeigt, wie weit die Umstellung bereits fortgeschritten ist: Zwei Drittel der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz arbeiten aktiv an der Elektrifizierung, fast die Hälfte testet bereits erste E-Fahrzeuge, und einige Firmen haben ihre Flotten schon vollständig umgestellt. Als größte Hürden nennen zurückhaltende Unternehmen vor allem hohe Kosten für Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur.
Das Prinzip: Charging as a Service
Genau hier setzt ein wachsendes Geschäftsmodell an: Charging as a Service (CaaS). Statt selbst in teure Ladeinfrastruktur zu investieren, mieten Unternehmen sie einfach. Ein externer Anbieter plant, baut, finanziert und betreibt die gesamte Anlage. Das Unternehmen zahlt dafür eine monatliche Grundgebühr oder nutzungsabhängige Tarife – ein planbarer Posten in der Betriebskostenrechnung statt einer großen Investition. Die Anbieter kümmern sich außerdem um Fördermittel, Netzanschlüsse, Lastmanagement und Energiespeicher, um Kosten niedrig zu halten.
Für Mittelständler ist das besonders attraktiv, da Know-how und Kapitalbedarf für eigene Projekte oft fehlen. Spezialisierte CaaS-Dienstleister übernehmen dagegen Planung, Aufbau und Betrieb als Komplettpaket.
Laut einer Analyse von Fortune Business Insights lag das weltweite Marktvolumen für Charging as a Service 2024 bereits bei mehr als 13 Milliarden US-Dollar. Bis 2032 soll es sich fast verachtfachen – getrieben vor allem durch die Elektrifizierung von Firmen- und Logistikflotten.
In Deutschland bieten zahlreiche Player passende Lösungen an:
- Amperfied, eine Tochter von Heidelberg, wirbt mit dem Konzept „Ladeinfrastruktur mieten statt kaufen“. Unternehmen wählen benötigte Ladepunkte, Amperfied liefert Hardware, Installation und Wartung und rechnet über feste Monatsraten ab.
- ChargeOne tritt als klassischer Charge Point Operator auf. Neben Planung und Betrieb übernimmt das Unternehmen auch Störungsmanagement, Roaming-Anbindung und auf Wunsch die Vermarktung öffentlicher Ladepunkte – etwa wenn auf dem Firmenparkplatz auch Kunden oder Gäste laden sollen.
- Gasag Solution Plus integriert Ladeinfrastruktur in ein Energie-Contracting-Modell. Hier finanziert der Anbieter Technik und Betrieb, während der Kunde über Grundpreis und kWh-Tarif zahlt. Ladepunkte werden so Teil eines umfassenden Energiepakets aus Strom, Wärme und Photovoltaik.
CaaS senkt nicht nur Investitionshürden, sondern beschleunigt den Ausbau halböffentlicher Ladepunkte. Das Modell eignet sich auch für Einkaufszentren, Hotels oder Veranstaltungsorte, die Ladeservices anbieten wollen, ohne selbst in Technik und Betrieb investieren zu müssen.
Für Nutzer bedeutet das mehr Ladepunkte an Orten, an denen sie ohnehin regelmäßig sind – ob beim Arbeitgeber, im Supermarkt oder im Hotel. Im besten Fall merken sie gar nicht, dass die Ladesäule einem spezialisierten Betreiber gehört. Hauptsache, der Akku ist voll, wenn das Fahrzeug wieder gebraucht wird. SP-X/Titelfoto: Amperfied


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