Solarstrom

Das E-Auto mit eigenem Solarstrom laden

Am günstigsten fährt, wer den Solarstrom aus der eigenen PV-Anlage in das E-Auto speist. Doch es gibt einiges zu beachten.

Am meisten Geld lässt sich bei den Autokosten sparen, wenn man ein Elektroauto mit dem Überschuss einer Solaranlage lädt. Klar, dann entfallen die Kosten für teuren Strom vom Versorger, und man muss den eigenen erzeugten Strom nicht billig ins Netz speisen. Doch will man Stromerzeuger und -verbraucher möglichst intelligent verbinden, gibt es ein paar Punkte zu beachten.

Doch zunächst ein Kostenvergleich: Wer eine eigene Solaranlage auf dem Dach nutzt, kann sein Fahrzeug für rund 6 bis 12 Cent pro Kilowattstunde laden, wenn man die üblichen Anschaffungskosten für die Photovoltaik umlegt. Schon gegenüber dem Laden von normalem Haushaltsstrom aus dem Netz bedeutet das Einsparungen von mehreren hundert Euro pro Jahr. Gleichzeitig verbessert sich die Umweltbilanz erheblich: Je Kilowattstunde Sonnenstrom werden laut Umweltbundesamt rund 700 Gramm CO2 gegenüber konventionellem Strom eingespart.

Die Wallbox muss eine EMS-Funktion haben

Solarstrom
Wer den überschüssigen Solarstrom für das E-Auto nutzen möchte, sollte einiges beachten – vor allem bei der Wahl der Wallbox. Foto: Haas/pexels

Fast jede zweite neue Solaranlage wird heute direkt mit einer Wallbox kombiniert. Die meisten Nutzer setzen dabei auf das sogenannte Überschussladen. Das heißt, dass zunächst der Stromverbrauch des Haushalts über Sonnenenergie gedeckt wird, bevor die überschüssige Energie in die Autobatterie geladen wird. Das funktioniert manuell per Knopfdruck, lässt sich mit etwas Zusatztechnik aber auch automatisieren. Um das zu erreichen, ist ein Energiemanagementsystem (EMS) nötig, das den Stromüberschuss erkennt und den Fluss umleitet. Die smarte Steuerung kann direkt in der Wallbox integriert sein oder aber die Box nutzt das vorhandene System der Solaranlage im Haus. Geeignete Geräte gibt es zu Preisen ab rund 1.000 Euro. Einfache Ladegeräte ohne EMS-Funktion bekommt man hingegen schon für 500 Euro und weniger.

Auf Phasenumschaltung achten

Soll das Auto möglichst effizient geladen werden, ist zusätzlich eine sogenannte Phasenumschaltung nötig. Die klassischen 11-kW-Wallboxen nutzen in der Regel alle drei Phase des Haushaltsstroms, um den E-Auto-Akku möglichst flott aufzuladen. Dabei ist aber eine Mindestleistung von 4,2 kW nötig, die über die Solaranlage nicht immer zur Verfügung steht – etwa bei schwachem Sonnenschein oder bei hohem Energieverbrauch im Haushalt. Das E-Auto würde in solch einem Fall gar nicht anfangen zu laden beziehungsweise seinen kompletten Strom kostenpflichtig über das Netz beziehen. Anders ist das, wenn die Elektrik auf einphasiges Laden umschaltet. Dann reichen schon 1,4 kW, um mit dem Laden zu starten. Wer eine für das PV-Überschussladen geeignete Wallbox sucht, muss ein wenig Recherchearbeit leisten. In manchen Fällen gibt der Produktname einen ersten Hinweis, wie etwa bei der Wallbox „Connect.solar“ von Heidelberg-Tochter Amperfied oder der „KeContact P30 PV-Edition“ von Keba. In anderen Fällen hilft nur ein Blick in die technischen Daten oder eine Beratung.

Ein konkretes Rechenbeispiel verdeutlicht die Einsparpotenziale: Wer mit seinem Elektroauto rund 15.000 Kilometer im Jahr fährt und dabei einen durchschnittlichen Stromverbrauch von 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer hat, benötigt im Jahr etwa 3.000 Kilowattstunden Strom. Wird dieser Strom aus dem Netz bezogen, entstehen jährliche Kosten von rund 1.200 Euro. Bei Nutzung von selbst erzeugtem Solarstrom sinken die Kosten auf etwa 240 Euro. Zum Vergleich: Ein Benziner mit einem Verbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometer verursacht bei einem Preis von 1,70 Euro pro Liter jährlich etwa 1.785 Euro an Kraftstoffkosten. Damit ist das E-Auto mit Solarstrom nicht nur die klimafreundlichste, sondern auch die günstigste Option.

240 statt 1.200 Euro Kosten im Jahr

Die Einsparungen können mit den Installationskosten gegengerechnet werden. Dabei sollte man auch eventuelle Förderprogramme in der eigenen Region beachten. Wie groß die eigene Solaranlage sein muss, hängt vom Fahrprofil ab. Ein durchschnittlicher Pendler, der rund 20.000 Kilometer pro Jahr zurücklegt, benötigt etwa 4.000 Kilowattstunden Strom. Dafür wäre nach Berechnungen des Ladegerätspezialisten Amperfied eine Solaranlage mit einer Leistung von rund 4 Kilowattpeak empfehlenswert, wofür etwa 28 Quadratmeter Dachfläche notwendig sind. Wer hingegen nur ein Zweitfahrzeug elektrisch betreibt und jährlich etwa 10.000 Kilometer fährt, kommt mit einer Anlage von 2 Kilowattpeak und rund 14 Quadratmetern Dachfläche aus. Auch für Vielfahrer lässt sich eine entsprechende Dimensionierung vornehmen: Bei 30.000 Kilometern im Jahr wären 6 Kilowattpeak Leistung und rund 42 Quadratmeter Fläche sinnvoll. Die genaue Dimensionierung hängt aber auch von weiteren Faktoren wie der konkreten Position und Ausrichtung der Anlage sowie von übrigen Verbrauchern wie etwa einer Wärmepumpe ab.

Das Laden eines Elektroautos mit selbst erzeugtem Solarstrom bietet sowohl finanzielle als auch ökologische Vorteile. Mit einer gut geplanten PV-Anlage, der richtigen Wallbox und intelligenter Steuerung lässt sich der Eigenverbrauch maximieren und die Abhängigkeit vom Stromnetz deutlich reduzieren. So wird die eigene Garage zur Tankstelle – und der Halter unabhängig von steigenden Energiepreisen. SP-X/Titelfoto: Amperfied

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *