Nach Explorer und Capri folgt bei Ford nun der elektrische Puma. Er zeigt Charakter und wartet mit einer Spezialität auf.
Der Ford Puma ist ein Erfolgsgarant in der Modellpalette der Kölner. Kein Wunder also, dass man auch diesen elektrifiziert. Die Frage lautet eher: Warum erst so spät? Nun aber gibt er ein erstes Lebenszeichen von sich, und man erkennt schnell: Die elektrische Variante schärft bei den wichtigsten Eigenschaften des Verbrenner-Modells noch einmal nach. Leider lässt Ford sich das kräftig bezahlen; man setzt aber sowieso vor allem auf eine Alternative zum klassischen Kauf. Doch dazu gleich mehr.

Der erste Eindruck: Schon im Stand wirkt der Fünftürer dynamisch, erinnert mit der flachen Schnauze und den schnittigen Scheinwerfern immer noch ein wenig an eine Mini-Version des Porsche Macan. Innen ist der Fünfsitzer auf Fiesta-Plattform allerdings durchaus geräumig, selbst im Fond geht es für einen Kleinwagen recht luftig zu. Wirklich protzen kann der Kofferraum: Schon im Verbrenner wirbt Ford mit der sogenannte Megabox unter der Kofferraumabdeckung. Weil dank E-Antrieb die Abgasanlage fehlt, wächst das Abteil weiter Richtung Straße zur nun 523 Liter großen Gigabox – inklusive pflegeleichter Kunststoff-Auskleidung und verstöpselter Ablauf-Öffnung im Boden. Viel mehr Platz bietet auch der zwei Klassen größere Kuga nicht.
Aus der Megabox wird die Gigabox

Auf der Straße: Der Elektro-Puma zählt zu den Dynamikern unter den kleinen Elektroautos. Das liegt zum einen am knackigen Fahrwerk und der so präzisen wie direkten Lenkung, die man schon vom Verbrennermodell kennt und die hier wie dort einen sehr guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit finden. Beim Gen-E-Modell passt der antritts- und durchzugsstarke E-Antrieb perfekt zum quirligen Gesamtcharakter. Mit 124 kW /168 PS ist der Ford für ein E-Auto nicht übermäßig stark motorisiert, für das flotte Durchwedeln im Stadtverkehr und das zügige Überholen auf Autobahn und Landstraße reicht es aber allemal. Dabei bleibt der kleine Crossover sehr genügsam – die knapp 14 kWh (WLTP) auf 100 Kilometern als dem Datenblatt wirken realistisch – zumindest in der warmen Jahreszeit. Die Reichweite ist mit 376 Kilometern angegeben, was ebenso wie die Ladeleistung von maximal 100 kW für heutige Verhältnisse allenfalls durchschnittlich ist.
Die Kosten: Knapp 37.000 Euro verlangt Ford für die günstigste Variante des E-Puma. Gegenüber dem Basisbenziner sind das rund 8.000 Euro Aufschlag. Serienmäßig ist dann fast alles an Bord, was man braucht und will. Wer noch 2.500 Euro für die „Premium“-Ausführung drauflegt, bekommt ein sehr gut ausgestattetes Auto inklusive Matrix-LED-Licht, Premium-Soundsystem und elektrischer Heckklappe. Dass man in beiden Fällen das Winterpaket mit der reichweitenschonenden Sitzheizung für 550 Euro extra dazubuchen muss, wirkt da fast schon ein wenig kleinlich. Ford hat aber nicht so sehr die klassischen Barkäufer im Blick, sondern setzt vor allem auf Leasingkunden. Die zahlen bei kleiner Sonderzahlung ab rund 200 Euro im Monat.
Ford Puma Gen-E: Kräftiger Aufschlag

Die Konkurrenten: Die Konkurrenz im umkämpften Mini-SUV-Segment ist groß und wird weiterwachsen. Modelle wie der Opel Mokka und der Peugeot E-2008 sind in einer ähnlichen Preisklasse unterwegs, fahren sich aber etwas nüchterner. Hinzu kommen Asiaten wie der etwas günstigere und reichweitenstärkere Kia EV3 oder der sehr preisgünstige BYD Atto2. Wer es etwas edler mag, nimmt einen Volvo EX30 oder Smart #1, muss dann aber ein paar tausend Euro mehr investieren.
Fazit: Die Paarung von Dynamik und Nutzwert ist beim Puma Gen-E gut gelungen. Die mäßige Reichweite und die müde Ladeleistung lassen sich verkraften, wenn das Auto vor allem im Stadtverkehr genutzt werden soll. Der relativ hohe Grundpreis wird ebenfalls erträglicher, wenn man ein gutes Leasingangebot erwischt. Aktuell setzt Ford stark auf diesen Vertriebsweg – die Wahrscheinlichkeit einer attraktiven Rate ist daher nicht gering. Holger Holzer/SP-X

Ford Puma Gen-E – Technische Daten:
Fünfsitziger Kompakt-Crossover; Länge: 4,21 Meter, Breite: 1,80 Meter (mit Außenspiegeln: 1,93 Meter), Höhe: 1,55 Meter, Radstand: 2,59 Meter, Kofferraumvolumen: 523 – 1.283 Liter, Funk 43 Liter.
E-Motor mit 123,5 kW/168 PS, Frontantrieb, Drehmoment: 290 Nm, 0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 160 km/h, Verbrauch: 13,1 kWh/100 km, Akkugröße: 43 kWh, Reichweite: 376 km (WLTP), Ladeleistung: 100 kW (DC), Preis: ab 36.900 Euro.
Hm. 3k€ Differenz zum Tesla Model 3 – das auch in der Basisversion komplett ausgestattet ist, aber mit rund 300PS, 62kWh Batterie und 170kW Ladeleistung deutlich bessere E-Technik mitbringt.
Da muss man schon auf die Markentreue der Kunden wetten, um ein Geschäft zu erwarten. Halte ich für gewagt.