Huettl: Das lag an Lücken im Portfolio. Der Crossland lief Mitte 2024 aus, der Frontera als Nachfolger kam erst 2025. Solche Übergänge schlagen sich kurzfristig in der Statistik nieder. Jetzt stehen die neuen Modelle bei den Händlern, und wir sehen bereits einen deutlichen Nachfrageanstieg.
Sie hatten einst angekündigt, Opel solle ab 2028 nur noch Elektroautos anbieten. Warum haben Sie dieses Ziel kürzlich zurückgenommen?
Huettl: Weil der Hochlauf der Elektromobilität nicht so schnell vorangeht wie erwartet. In Deutschland liegt der E-Anteil inzwischen bei fast 20 Prozent – eine positive Entwicklung. Aber in Südeuropa beispielsweise ist die Nachfrage deutlich geringer, und auch die Ladeinfrastruktur wächst dort langsamer. Es zeigt sich, dass viele Kunden mehr Zeit brauchen, um umzusteigen. Deshalb halten wir am klaren Bekenntnis zur Elektromobilität fest, bleiben aber flexibel mit unserer Multi-Energy-Strategie, bieten bis auf weiteres also auch noch Verbrenner und Hybride an.
Gilt das auch für den nächsten Corsa?
Huettl: Nein, wir haben die Entwicklung der neuen Generation des Corsa kürzlich gestartet. Diese Generation wird als reines Elektroauto kommen – und zwar für rund 25.000 Euro. Dieses Preisniveau ist für uns klar das Ziel. Für uns ist wichtig, dass Mobilität bezahlbar bleibt. Auch und gerade bei der Elektromobilität.
Wenn BEVs langsamer hochlaufen – welche Antriebsarten sind in Deutschland derzeit gefragt?
Huettl: Plug-in-Hybride haben hier einen Marktanteil von rund zehn Prozent, daher bleiben sie für uns wichtig. Wir bringen aktuell neue Generationen mit über 80 Kilometern elektrischer Reichweite im Astra und dem Grandland auf den Markt. Außerdem setzen wir auf 48-Volt-Hybrid-Systeme. Andere Technologien wie die Brennstoffzelle haben wir eingestellt – hier sehen wir absehbar kein tragfähiges Geschäftsmodell.
Neben rationalen Überlegungen spielt beim Autokauf auch die Emotion eine Rolle. Sie betonen auf der IAA die sportliche Seite der Marke mit den GSE-Modellen. Warum?
Huettl: Sportlichkeit war immer Teil der Opel-DNA. Mit GSE führen wir diese Tradition ins Elektrozeitalter. Nach Astra und Grandland als Plug-in-Hybride bringen wir nun den Mokka GSE als reines Elektroauto mit 281 PS. Damit zeigen wir, dass auch E-Mobilität emotional sein kann. Außerdem geben wir mit dem Corsa GSE Vision Gran Turismo einen Ausblick, in welche Richtung sich unser Design künftig entwickeln wird.
Opel steht im Stellantis-Konzern oft in engem Vergleich zu Peugeot. Wie positionieren Sie die Marke?
Huettl: Opel ist die deutsche Upper-Mainstream-Marke im Konzern – mit einer klaren deutsch-englischen Prägung durch Vauxhall. Wir setzen auf Qualität, Verlässlichkeit und ein Händlernetz, das nahe am Kunden ist. Außerdem legen wir viel Wert auf unsere große technologische Erfahrung bei Themen wie Licht, Sitze und natürlich dem Opel-typischen Fahrwerk mit einer guten Balance zwischen komfortablen und sportlichen Fahreigenschaften.
Braucht Opel als Marke im gehobenen Volumensegment nicht ein Modell oberhalb des Grandland?
Huettl: Der neue Grandland ist deutlich gewachsen und unser Top-of-the-line-SUV – ich finde, er macht sich als Flaggschiff aktuell gut. Wir prüfen ständig Marktchancen in anderen Segmenten, aber aktuell liegt unser Fokus auf den Blockbuster-Modellen wie Corsa, Frontera und Grandland.
Neue Wettbewerber aus China drängen massiv nach Europa. Bereitet Ihnen das Sorge?
Huettl: Der Automarkt war immer hart umkämpft. Chinesische Hersteller haben bei Batterien und Software gute Arbeit geleistet. Unsere Antwort sind starke, verlässliche Produkte, ein klares Design und ein dichtes Händlernetz. Das ist das Markenversprechen, auf das wir setzen.
Wo sehen Sie abgesehen von neuer Konkurrenz die größten Risiken für Opel?
Huettl: Das Kleinwagensegment schrumpft seit Jahren massiv, während die Kosten durch Regulierung stark gestiegen sind. 2018 gab es noch rund 50 Modelle unter 15.000 Euro, heute nur noch eines. Für eine Marke wie Opel, die breite Kundengruppen anspricht, ist die Bezahlbarkeit von Mobilität entscheidend. Deshalb wünschen wir uns eine differenziertere Regulierung – etwa bei Assistenzsystemen, die für einen Stadtkleinwagen nicht immer sinnvoll sind. Natürlich ohne Abstriche bei der Sicherheit. Holger Holzer/SP-X
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