Amperfied stellt eine Lösung für schnelles Laden bei Unternehmen und in Städten vor – und ein neues Konzept.
In den Innenstädten dominieren (langsame) AC-Ladesäulen, bei denen man ein E-Auto nicht in wenigen Minuten mit genug Strom nachladen kann. Somit greifen der Pflegedienst mit acht Kleinwagen, der Lieferdienst mit 14 Kompakten, die Bäckerei mit ihren acht Transportern hier in München wie den meisten anderen Städten nach wie vor ihre Flotte mit Sprit. „Nur mit Verbrennern sind wir über den Tag einfach verlässlich einsatzbereit“, stellt Lisa, Angestellte bei einem Sozialdienst, nüchtern fest – und fügt noch an: „Ich mag ja eigentlich Elektroautos – aber stundenlanges Laden ist einfach nicht drin, wenn ich zu den Patienten muss.“
Der Bedarf für solche Leistungen nimmt aber auch hierzulande rasant zu: 2025 wird laut VDA in Deutschland ein Zuwachs von 53 Prozent bei elektrifizierten Pkw und 75 Prozent bei rein-batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) erwartet – und bis 2030 werden in Deutschland rund 90.000 ultraschnelle sogenannte HPC-Ladepunkte mit mehr als 150 kW benötigt, analysiert eine aktuelle Studie. Schnelles kostengünstiges Laden in Innenstadtnähe ist dabei die größte Schwachstelle in Deutschland. Umständliche Genehmigung, hohe Kosten, unsichere Auslastung, teurer Betrieb, hohes Ausfallrisiko – welcher Unternehmer mit ausreichend Parkraum möchte sich so etwas schon ans Bein binden, um eine reaktionsschnelle Stromer-Flotte auf die Räder zu stellen?
Es gibt großen Bedarf für schnelles Laden
Das Potenzial hat auch Jürgen Otto erkannt – der Vorstandschef des Heidelberg-Konzerns zeigt auf der Messe „Power2Drive“ eine Lösung für Betreiber von Ladeparks, Logistikdepots, Tankstellen oder Speditionsflotten mit Bedarf an zuverlässiger, effizienter Ladeinfrastruktur: „Eine Kombination aus modularer DC-Hardware unserer Tochtergesellschaft Amperfied mit dynamischer Leistungsverteilung, hoher Skalierbarkeit sowie platzsparendem Design und dazu ein maßgeschneidertes Serviceangebot – das brauchen diese Firmen.“

Das Amperfied Dynamic DC-System besteht aus einer zentralen Leistungseinheit, aus der die Energie intelligent auf bis zu sechs sogenannte Dispenser mit insgesamt bis zu zwölf Ladepunkten verteilt wird. Betreiber können dabei zwischen dieser maximalen Anzahl an Ladepunkten mit je 240 kW, der höchsten Einzelleistung von bis zu acht Ladepunkten mit je 480 kW oder einer individuellen Mischung wählen. Der Taycan des Chefs ist also auf Wunsch aus dem CCS-Stecker noch ein bisschen schneller voll als der MG4 des Kundenbetreuers. Die Dispenser sind so schmal, dass die Installation auch auf engen Parkflächen möglich ist – und die Bedienung erfolgt über ein großes 15,6-Zoll-Touchdisplay.
Für die Betreiber besonders wichtig ist aber die Transparenz bei den Kosten. Robin Karpp, Geschäftsführer von Amperfied, erklärt das Prinzip: „Statt die reine Hardware zu kaufen, zahlen unsere Kunden nur, wenn sie tatsächlich Energie verkaufen können. So schaffen wir gleichgerichtete Interessen. Wir sind für eine funktionierende Ladeinfrastruktur verantwortlich. Die Betreiber müssen sich nur um die Auslastung des Ladeparks kümmern.“ Dies minimiere das finanzielle Risiko für Betreiber und die Anfangsinvestitionen. Denn für die Amperfied-Dienste müssen die Kunden nur zahlen, wenn die DC-Säule auch einwandfrei funktioniert.
Amperfied verspricht Transparenz bei den Kosten
Amperfied legt dazu ein eines sogenanntes verfügbarkeitsbasiertes Betriebsstundenmodell auf: Die ganze Verantwortung für die Funktionsfähigkeit und Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur liegt bei der Heidelberg-Tochter – ebenso wie schneller softwareüberwachter Support, Wartung und Entstörung. „Aus dem Traditionsgeschäft mit Druckmaschinen bringen wir die Fähigkeit mit, permanente Verfügbarkeit zu garantieren“, so Karpp. Für Flottenbetreiber und Ladeparkbetreiber verspricht das neue DC-System denn auch maximale Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur, hohe Zuverlässigkeit und minimierte Ausfallzeiten. Das modulare System mit permanenter Fernwartung aus der Cloud ermöglicht zudem einen raschen Ausbau, so dass die Ladeinfrastruktur einfach an den jeweiligen Bedarf angepasst werden kann. Gerade in den Großstädten wichtig: Auf gleicher Fläche können mehr Ladepunkte installiert werden, und die offene Softwareplattform ist für alle Arten von Fahrzeugen zur Schnellladung bereit.
Das macht den Ladepark auch interessant, um einer weiteren Zielgruppe schnelles Laden in der City zu ermöglichen: den ganz normalen Besitzern eines Stromers. Wenn sie keine Wallbox installieren können, müssen die sich bisher meist um die vergleichsweise wenigen und oft stundenlang belegten AC-Ladesäulen der Stadtwerke balgen. Jetzt könnten aber etwa die Logistik- oder Lieferdienste mit dem Amperfied-DC-System ihre Säulen für sie frei geben, wenn die eigenen Mitarbeiter vollgeladen und unterwegs sind. Und auch auf Tankstellen, vor dem Supermarkt oder am Parkplatz des Fitnessstudios ist der Akku schon nach einer halben Stunde wieder in guter Form.
Testbetrieb erst 2026
Bis die ersten Kunden das schnelle Ladesäulen-System in Betrieb nehmen, dürfte es allerdings noch etwas dauern. Amperfied plant ab 2026 den Testbetrieb mit ersten Partner-Unternehmen; erst dann soll auch der konkrete Preis für das System plus Fullservice kalkuliert werden. Eine ultraschnelle Ladesäule ist gegenwärtig nicht für unter 60.000 Euro am Markt zu haben. Und was das Schnellladen dann für den Kunden kosten wird, ist ohnehin nicht gewiss. Den Preis für die Ladung aus der Säule kann der Betreiber selbst festlegen. SP-X/Titelfoto: Amperfied
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