Volkswagen schickt mit Transporter und Caravelle den Nachfolger des T6.1 ins Rennen. Mit vier unterschiedlichen E-Motoren.
Mit Blick auf die Karosserie erkennt der Fachmann schnell, dass die neuen Modelle von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Zusammenarbeit mit Ford entstanden sind. Zwar ist deutlich die Handschrift der VW-Designabteilung zu erkennen. Doch in Details sind auch Merkmale des Kooperationspartners nicht wegzudiskutieren. Die Grundlinien des Bulli und das große Marken-Logo im Gesicht aber weisen klar auf die VW-DNA hin. Chef-Designer Albert Kirzinger weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass er mit seinem Team vom ersten Moment an darauf geachtet habe, an traditionellen Bulli-Merkmale auch beim Nachfolger des T6.1 festzuhalten, diese aber in die Neuzeit zu transportieren.
Auch im Innenraum haben die Designer von VW klare Zeichen gesetzt. Der schick gestaltete Armaturenträger mit seiner digitalen Cockpitlandschaft – 12-Zoll für die Instrumente und 13-Zoll-Touchscreen für das Infotainmentsystem (inklusive DAB+ und App-Connect Wireless für Apple CarPlay und Android Auto – zeigt ebenso wie Lenkrad und diverse andere Details die Familienzugehörigkeit zu VW.

Doch zunächst einmal zu den Abmessungen. Serienmäßig sind Transporter und Caravelle 5,05 Meter lang. Das bedeutet ein Wachstum von fast 15 Zentimetern zum Vorgänger, dem T6.1. Der Radstand legt um 9,7 Zentimeter auf nun 3,10 Meter zu. In der Breite messen beide Modelle 2,03 Meter (ohne Außenspiegel) – ein Plus von 13 Zentimetern. Bei der Höhe wird die magische Grenze von zwei Metern um knapp zwei Zentimeter unterboten. Wer sich für die lange Varianten entscheidet, muss mit 5,45 Metern bei einem Radstand von 3,5 Metern rangieren.
Drei Turbodiesel, vier E-Motoren
Der Platz im Innenraum hat entsprechend in beiden Versionen zugelegt. Ebenso die mögliche Zuladung von jetzt 1,33 Tonnen – 0,13 Tonnen mehr als zuvor. Und die Anhängelast liegt nun mit einem Plus von 300 Kilogramm bei bis zu 2,8 Tonnen, bei den E-Antrieben bei bis zu 2,3 Tonnen.
Auf der Antriebsseite hat VW das Angebot breit aufgestellt. Die Turbo-Diesel stehen mit 81 kW (110 PS), 110 kW (150 PS) und 125 kW (170 PS) zur Wahl. Teilweise mit manuellem Schaltgetriebe, mit einer Achtgang-Automatik, mit Front- oder Allradantrieb.

Bei den E-Motoren gibt es zunächst drei Leistungsstärken – alle mit Heckantrieb – mit 100 kW(136 PS), 160 kW (218 PS) sowie 210 kW (286 PS). Eine Version mit 85 kW (115 PS), die dem Transporter vorbehalten ist, folgt ebenso später wie die Allradvarianten. Die Energie wird bei allen Elektromodellen in einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 64 kWh (netto) gespeichert. Reichweiten von um die 330 Kilometer (WLTP) sollen machbar sein: ideal für den urbanen Bereich und den Einsatz als Shuttle-Fahrzeug. Geladen werden kann an Schnellladesäulen (DC) mit bis zu 125 kW oder an der Wallbox mit 11 kW. An der DC-Säule dauert es knapp 40 Minuten, um den Akku von zehn auf 80 Prozent mit neuer Energie zu versorgen. Der Ladeanschluss liegt unterhalb des rechten Scheinwerfers.
VW Caravelle: Supersofter Antritt
Wir waren auf den ersten Testfahrten mit der 160-kW-Version des elektrisch angetriebenen VW Caravelle unterwegs. Der wartete dann mit einer Überraschung auf. Beim ersten Druck aufs Beschleunigungspedal tut sich nämlich im Gegensatz zu sonstigen Fahrzeugen mit E-Antrieb erstaunlich wenig. Der Grund: VW bietet optional die Möglichkeit, dem knallharten Antritt einen Riegel vorzuschieben. Das soll zum einen den Verbrauch reduzieren. Auf der anderen Seite aber wollten die Entwickler damit den Komfort im Shuttle-Dienst für die Passagiere erhöhen. „Das heftige und ruckartige Beschleunigen mögen viele Menschen nicht. Bei einem so ausgestatteten Wagen muss der Fahrer dann eben nicht besonders darauf achten, den rechten Fuß vorsichtig einzusetzen. Das Fahrzeug rollt generell sanfter an“, so ein Sprecher der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen.

Dem Komfortgedanken haben die Entwickler auch bei der Auslegung des Fahrwerks einen hohen Stellenwert eingeräumt. So passiert der VW Caravelle selbst wirklich schlechte Wegstrecken, ohne dass Schläge oder Stöße im Innenraum ankommen. Federung und Dämpfung filtern so ziemlich alles weg. Dessen ungeachtet kann das mehr als fünf Meter lange Gefährt auch erstaunlich flott um die Ecken bewegt werden. Der Wagen bleibt konsequent in der vorgegebenen Spur, die Seitenneigung ist fast zu vernachlässigen. Erfreulich zudem, wie leicht und locker sich der Caravelle in engen Gassen und Straßen bewegen und rangieren lässt.
Viele Transporter-Varianten
Die Lenkung ist leichtgängig, der Wendekreis mit 11,9 Metern für ein derart langes Auto schlichtweg gut. Der Caravelle mit einer seitlichen Schiebetür (in Serie) ist im Vergleich zum Transporter Kombi exklusiver und umfangreich individualisierbarer ausgestattet. Bereits in der Grundversion sind sechs Rücksitze an Bord: drei entnehmbare Einzelsitze in der zweiten Reihe und eine ebenfalls entnehmbare 3er-Sitzbank in der dritten Reihe. Vorn kann der Caravelle optional mit einer Doppelsitzbank ausgestattet werden, wodurch er vom Acht- zum Neunsitzer wird.

Die Vielseitigkeit der Angebotspalette – insgesamt stehen 13 Karosserieversionen des Transporter und Caravelle zur Verfügung – zeigt sich außerdem mit Transporter Pritschenwagen mit Doppelkabine, Transporter Kombi mit Platz für bis zu acht Fahrgästen plus Fahrer, Transporter Kastenwagen mit L-Trennwand, Transporter Kastenwagen Plus, Transporter Kastenwagen mit Hochdach und Transporter Kastenwagen.
Zur Ausstattung zählen generell LED-Scheinwerfer und Rückleuchten, elektrisch bedien- und beheizbare Außenspiegel, ein Multifunktionslenkrad, ein schlüssellose Startsystem, Regensensor, Spurhalteassistent, Notbremssystem und eine Verkehrszeichenerkennung. Für Vielfahrer gehören die ergonomisch ausgeführten Sitze für den Fahrer und den oder die Beifahrer zum Inventar. Ebenfalls mit an Bord sind USB-A, USB-C- und 12V-Schnittstellen sowie eine elektrische Klemmleiste (12-polig) für zusätzliche Verbraucher. Die Basisversion des Caravelle hat zudem einen in der Höhe verstellbaren Fahrersitz, eine Klimaanlage, individualisierte Sitzstoffe, Seiten- und Curtain-Airbags im Fahrerhaus sowie zehn statt vier Lautsprecher. Die Felgengrößen variieren zwischen 16, 17 und 19 Zoll.

Ganz wichtig ist für Design-Chef Albert Kirzinger der Hinweis, dass bei Transporter und Caravelle die Displays der Cockpitlandschaft mit ergonomisch gestalteten und optimal platzierten Hardkeys und Touchtasten vernetzt sind. So gibt es in der unteren Bedienleiste des Touchscreens die permanent sichtbaren Tasten für alle Klimafunktionen inklusive der optionalen Frontscheiben-, Sitz- und Lenkradheizung. Darunter angeordnet sind auf einer Querspange der als Drehschalter ausgeführte Lautstärkeregler sowie Hardkeys für Funktionen wie die Fahrprofile, die Parkassistenten, die Kameras, die Defrost-Funktion der vorderen Scheiben (zusätzlich zum Touchscreen), den Warnblinker und die Bedienung der optional elektrisch öffnenden und schließenden Schiebetür(en).
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