Sicherheitsgurt

Volvo: Der Sicherheitsgurt wird schlauer

Volvo entwickelt den Sicherheitsgurt weiter: Er kann sich auf Insassen und Unfallsituation abstimmen – und kommt mit dem EX60.

„Airbags und Assistenzsysteme mildern sicher die Folgen eines schweren Crashs schon ab – aber ohne angelegten Gurt wären die meisten Menschen bestimmt tot“, weiß Benny, der Rettungssanitäter. Dennoch hadert er ein wenig mit dem Gurt: „Irgendwie ist das doch eine ziemlich altertümliche Einrichtung: brutal reißen und in den Sitz zurückschleudern. Das verursacht auch manche Verletzungen. Na ja … geht halt nicht anders.“

Sicherheitsgurt
Der Sicherheitsgurt rettet Leben, richtet aber auch Schaden an. Fotos: Volvo

Das sehen die Sicherheitsexperten bei Volvo allerdings anders. Die Schweden machen den guten alten Lebensretter jetzt deutlich schlauer: Ihr „multi-adaptiver Sicherheitsgurt“ kann sich individuell an verschiedene Insassen und Verkehrssituationen anpassen und im Crash-Fall individuell in den Sitz zurückziehen. Die Sicherheits-Weltpremiere ist dazu in den Zentralrechner des Fahrzeugs eingebunden – und kann so blitzschnell Echtzeitdaten von Innen- und Außensensoren auswerten und nutzen. Damit passt er die Gurtkraft und Rückhalteleistung viel individueller an die Menschen auf den Sitzen an als bisher möglich.

Ziel: Die Crashfolgen minimieren

Das dürfte viele schmerzhafte Crashfolgen vermeiden helfen. Sanitäter Benny berichtet regelmäßig von Rippenbrüchen bei zierlichen Damen, wenn der Gurt allzu rabiat anzieht. Blutergüsse am Hals oder Kopfverletzungen bei sehr großen Reisenden sind auch keine Seltenheit. Denn der 1959 von den Schweden erfundene Dreipunkt-Gurt ist wie die meisten Sitze eben keine Maßarbeit, sondern auf den durchschnittlichen Menschen abgestimmt. „Es ist aber nicht eben jeder nah am Durchschnitt“, sagt Unfallforscherin Lotta Jakobsson.

Sicherheitsgurt
Den Dreipunktgurt machten die Schweden ab 1959 populär

Volvos schlauer Gurt kann nun seine Kraft optimal auf Größe, Gewicht, Körperform und Sitzposition der Insassen sowie auf die Unfallsituation abstimmen. Solche sogenannten Gurtkraftbegrenzungsprofile gab es zwar bisher auch schon, aber mehr als drei verschiedene Szenarien waren wegen der mangelnden Verbindung zu den Datenrechnern, Sensoren und Kameras nicht möglich. In seinem vollelektrischen EX60, der im kommenden Jahr auf die Straße kommt, kann Volvo diese Zahl der Profile fast vervierfachen. „Und auch in allen neuen Fahrzeugen auf dieser Plattform“, verspricht Technik-Vorstand Anders Bell. Der Gurt soll dann zügig noch schlauer und feinfühliger werden, denn die Schweden pflegen ständig neue Daten aus ihren Crash-Tests, realen Unfällen oder den bisherigen Auswertungen der Fahrzeugdaten in das System ein – über Nacht und drahtlos. SP-X

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