EU Ladeinfrastruktur Elektroautos 2030

Laden: Europa kommt mit dem Ausbau nicht voran

Die Analyse von fast einer Million Ladepunkten zeigt, dass die EU-27 nur 26 Prozent ihrer Ziele für 2030 erreicht hat. Die Türkei schreitet voran.

Weniger als fünf Jahre vor dem wichtigen Stichtag 2030 ist Europas Entwicklung im Ausbau von Ladepunkten für Elektroautos deutlich zu langsam. In der EU-27 gibt es aktuell etwa 910.000 öffentliche Ladepunkte. Damit wurde bisher nur rund ein Viertel des Ziels der EU-Kommission erreicht, die bis 2030 mindestens 3,5 Millionen Ladepunkte fordert. Bei der derzeitigen Ausbaurate von etwa 150.000 neuen Ladepunkten pro Jahr könnte die EU bis 2030 nur auf rund 1,7 Millionen Ladepunkte kommen – es fehlen also 2,5 Millionen zum Ziel. Notwendig wären jährlich rund 520.000 neue Ladepunkte, um das Ziel zu schaffen.

Das ist das Ergebnis einer Studie von Motointegrator zusammen mit DataPulse Research unter Verwendung des TEN-T-Datensatzes der Europäischen Kommission für die EU-27, wobei die EFTA zum Kontext dargestellt wird, aber außerhalb dieses Benchmarks liegt. Die vollständige Studie können Sie hier einsehen.

EU Ladeinfrastruktur Elektroautos 2030

Neben der Gesamtzahl der Lademöglichkeiten ist auch die regionale Verteilung ein Problem. Während Ballungsräume und Städte häufig gut ausgebaut sind, gibt es auf dem Land, in den Alpen, im Baltikum und besonders in Nordskandinavien oft große Lücken. Auch auf Nebenstraßen fehlen häufig leistungsstarke Schnelllader. Die EU-Richtlinie AFIR schreibt eigentlich Schnelllader mit mindestens 150 kW alle 60 Kilometer entlang der wichtigsten Verkehrsrouten vor. Doch längst nicht überall wird dieser Standard erfüllt.

Nationale Ziele und Ausbauprobleme

Die einzelnen EU-Länder setzen sehr unterschiedliche Prioritäten. Deutschland legt für 2030 ein Ziel von einer Million Ladepunkten fest. Frankreich plant mit etwa 400.000 Ladepunkten, die Niederlande arbeiten mit Kapazitätsprognosen statt fixer Zahlen. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen erschweren den europaweiten Vergleich. Allgemein orientieren sich die Länder jedoch am EU-Benchmark von 3,5 Millionen Ladepunkten. Noch ehrgeiziger sind Schätzungen des Automobilverbands ACEA, dem zufolge bis 2030 sogar 8,8 Millionen Ladepunkte nötig wären – das wären jährlich etwa 1,5 Millionen neue Anschlüsse.

Nicht nur die Anzahl, sondern auch die Ladegeschwindigkeit und der Zugang sind entscheidend. Viele Regionen haben zwar viele Ladepunkte, aber nur wenige Schnelllader. Die besten Voraussetzungen bieten Länder, in denen Ladepunkte einfach zu finden sind und das Nachladen nicht lange dauert. Immer wichtiger werden große Lade-Hubs entlang von Autobahnen und an Einzelhandelsstandorten, die einen schnellen und zuverlässigen Zugang sicherstellen. Auch Faktoren wie Roaming-Funktionalität, Kartenzahlung und klar ausgewiesene Preise sind für die Akzeptanz entscheidend.

Türkei: Wachstum und Infrastrukturförderung

Ein Blick ins weitere Europa zeigt, dass Länder wie die Türkei bei neuen Ladepunkten mittlerweile besonders schnell wachsen, getrieben durch staatliche Anreize und große Industrieprojekte. Damit steht das Land beispielhaft für die Möglichkeiten politischer Steuerung – auch in der EU werden finanzielle Förderungen und schnellere Genehmigungsprozesse als Schlüssel für einen erfolgreichen Ladeinfrastrukturausbau angesehen.

EU Ladeinfrastruktur Elektroautos 2030
Quelle: Motointegrator

Insgesamt zeigt sich: Nicht die bloße Menge, sondern die richtige Verteilung, hohe Ladeleistung und echte Interoperabilität durch Roaming und einheitliche Zahlsysteme werden über die Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der E-Mobilität entscheiden. Nur wenn die EU-Länder den Ausbau beschleunigen, Genehmigungen vereinfachen und ordentliche Betriebszeiten sicherstellen, kann das Ziel von 3,5 Millionen Ladepunkten bis 2030 erreicht werden. Titelfoto: Ionity

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