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Abbau von Lithium: Aus dem Regen in die Traufe?

Damit leistungsfähige Akkus unsere Geräte antreiben werden Rohstoffe benötigt. Doch der Abbau von Lithium schafft jetzt schon Probleme.

Die Welt ist elektrisiert. Handys, Fahrräder, Autos: Immer mehr technische Helfer unterstützen uns, ohne dass sie mit dem 220-Volt-Netz verbunden sind. Und alle haben derzeit eine Gemeinsamkeit: Ihr Herz, der Akku, kommt nicht ohne bestimmte Rohstoffe aus. Eines davon ist Lithium. Es ist ein chemisches Element mit dem Symbol Li und der Ordnungszahl 3. In der Natur kommt es aufgrund seiner hohen Reaktivität nicht elementar vor. Als Spurenelement ist Lithium in Form seiner Salze ein häufiger Bestandteil von Mineralwasser (Wikipedia). Das heißt, um es zu gewinnen, muss man es aus Wasser lösen. Dies geschieht durch Verdunstung.

Der Abbau von Lithium geschieht folgendermaßen: Salzhaltiges Grundwasser (Sole) wird an die Oberfläche gepumpt und über eine Kette von Verdunstungsteichen geleitet, in denen über mehrere Monate die Verdunstung an der Sonne stattfindet. Hat das Lithiumchlorid in den Teichen die nötige Konzentration erreicht, wird die Lösung in eine Aufbereitungsanlage gepumpt, wo unerwünschtes Bor oder Magnesium extrahiert und ausgefiltert werden. Dann wird sie mit Natriumcarbonat behandelt. Das dabei ausgefällte Lithiumcarbonat wird gefiltert und getrocknet.

Wo wird Lithium abgebaut?

Lithium kommt vor allem in Südamerika vor. In Bolivien, Argentinien und Chile werden die größten Reserven vermutet und dort auch schon abgebaut. Das Problem ist, dass die Vorräte unter Wüsten lagern, etwa unter der 10.000 Quadratkilometer großen Salzwüste „Salar de Uyuni“ in Bolivien. Man kann sich jetzt schon denken, wo das Problem beim Abbau von Lithium liegt: In Wüsten gibt es definitionsgemäß wenig Wasser, und wenn dann noch täglich große Mengen gefördert werden, dann leiden die Umwelt und der Mensch. Täglich 21 Millionen Liter werden laut dem Wissenschaftler Prof. Harald Lesch jeden Tag in die Becken gepumpt. Für die Herstellung von einer Tonne Lithiumsalz werden zwei Millionen Liter Sole benötigt. Und das in einer der trockensten Gegenden der Erde.

80.000 Liter Frischwasser pro Stunde

Abbau von Lithium
Abbau von Lithium: Die Ökobilanz des Rohstoffes für Akkus wird oft kritisiert, doch es passiert einiges. Foto: Daimler

Laut eines Berichtes des Deutschlandfunks ist das Bergbauunternehmen Sales Jujuy einer der führenden Lithiumförderer in der Region – ein Konsortium, zu dem das australische Unternehmen Orocobre und der japanische Autohersteller Toyota gehören. Für die Förderung der Salzmasse aus dem Untergrund benötigt Sales Jujuy nach eigenen Angaben bis zu 80.000 Liter Frischwasser pro Stunde.

Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt und vermischt sich mit Salzwasser. „Diese Kontamination ist irreversibel, die Region verliert unwiederbringlich ihre Trinkwasserreserven“, so der Hydrologe Marcelo Sticco. Die Brunnen der Wüstenbewohner, der Kollas, versiegen; die Tiere sterben. Was nicht nur am sinkenden Grundwasserspegel liegt, sondern auch an den Emissionen der Anlagen. Durch das Graben und Pflügen der großen Maschinen entstehen große Mengen an Staub, die Flora und Fauna schädigen.

Wie viel Lithium steckt im Akku?

Um welche Mengen geht es überhaupt? Wie viel Lithium braucht es für ein Auto? Tesla gibt 12 Kilogramm für sein Model S (86 kWh) an. Eine Studie der Forscherin Linda Ellingsen ermittelte 2014 für den Akku eines Ford Focus Electric (27 kWh) einen Lithiumanteil von 19 Kilogramm. Aktuell liegt der Durchschnitt bei etwa 15 Kilo. Damit wäre ein Akku im günstigsten Fall für einen Sole-Verbrauch von etwa 6.000 Litern verantwortlich – im ungünstigsten Fall für rund 30.000 Liter, wie das Magazin Edison recherchiert hat.

Dennoch könnte es sein, dass Firmen umdenken: US-Unternehmen wie MGX Minerals oder Pure Energy planen laut „Edison“ Anlagen, die das Lithium in einem geschlossenen Prozess gewinnen und die Sole komplett zurückpumpen. Außerdem halten es deutsche Unternehmen für kurzsichtig, allein Lithium zu gewinnen. Denn die Sole enthält auch Minerale, die zu Dünger weiterverarbeitet werden können. Das würde die Ökobilanz beim Abbau von Lithium weiter aufbessern.

Auch die Erdölgewinnung vernichtet Umwelt

Fest steht: Ohne schädliche Auswirkungen wird der massenhafte Abbau von Lithium nicht auskommen. Festhalten muss man aber auch, dass auch Erdöl unter großen Verlusten gesunder Umwelt gewonnen wird, wie etwa in Nigeria, wo Sümpfe und Mangroven verseucht sind. Nicht zu vergessen die großen Tankerunglücke beziehungsweise die Deepwater-Horizon-Katastrophe, das Fracking oder die Ölsande in Kanada.

Fest steht auch, dass es nicht ohne Verlust von gesunder Umwelt gehen wird, wenn wir weiterhin so wirtschaften wie gewohnt und die Gesellschaft inklusive Politik tatenlos dabei zusehen, wie Umweltsünden begangen werden. In Bolivien jedenfalls kontrolliert die Regierung die Unternehmen bei der Ausbeutung der Rohstoffe nicht. Eine wirkungsvolle Kontrolle wäre also der erste Schritt zu mehr Umweltschutz. Doch das scheint mit den derzeitigen Regierungen in den Rohstoffländern kaum realisierbar.

Dennoch scheint das E-Auto der logische Schritt weg von der fossilen Verbrennung im Verkehr. Auf dem Deutschen Mobilitätstag wird man sich umfassend über die Technologie informieren und E-Autos fahren können. Und wer weiß: Es könnte gut sein, dass die Lithium-Ionen-Batterie schon bald von Akkus abgelöst wird, die kein Lithium (und Kobalt) mehr benötigen. HM/Titelfoto: Daimler

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