Ladevorgänge

Analyse: 16 Prozent mehr Ladevorgänge

Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Ladevorgänge um 16 Prozent. Die der Ladepunkte wuchs sogar noch stärker.

Der heute veröffentlichte elvah-Report I.2025 liefert erneut detaillierte Einblicke in den Markt für öffentliches Laden von Elektrofahrzeugen. Trotz anhaltender Unsicherheiten in der E-Mobilitätspolitik und einer verhaltenen Entwicklung bei den Neuzulassungen vollelektrischer Fahrzeuge zeigt sich der deutsche Lademarkt auf Expansionskurs.  Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  • Stabiler Wachstumskurs in Deutschland: Zahl der Ladevorgänge wächst um rund 16 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2024
  • Wettbewerb verschärft sich: Preisaktionen, flexible Tarife und dynamische Preismodelle als strategische Instrumente – der Markt differenziert sich
  • Deutliches internationales Wachstum: besonders Belgien (+45 Prozent) und die Niederlande (+41 Prozent) verzeichnen kräftigen Anstieg der Ladevorgänge

Im ersten Halbjahr 2025 ist sowohl die gesamt geschätzte Energiemenge auf 689 GWh als auch die Zahl der Ladevorgänge auf 29 Millionen Ladevorgänge weiter gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von rund 16 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2024. Gleichzeitig ist die Zahl der aktiven Ladepunkte in Deutschland im ersten Halbjahr um 21 Prozent auf über 211 000 gewachsen. Damit bestätigt sich der Trend der vergangenen Jahre: Das öffentliche Laden etabliert sich zunehmend als tragende Säule der Elektromobilität.

Berlin, Bremen und Hessen setzen mit Wachstumsraten zwischen 19 und 21 Prozent die stärksten Wachstumsimpulse. Hamburg bleibt Spitzenreiter bei den Ladevorgängen pro Kopf, während Nordrhein-Westfalen weiterhin den größten Einzelmarkt stellt. Am wenigsten stark entwickelten sich Thüringen, Sachsen und das Saarland.

Intensiver Wettbewerb und neue Preismodelle

EnBW behauptet im Schnelllade-Segment klar die Marktführerschaft, während Ionity und Aral Pulse mit Abstand folgen. Auffällig ist die Effizienz von Fastned und Ionity, die mit einer guten Auslastung überzeugen und ihre Infrastruktur am besten ausnutzen. Im AC-Bereich prägen kommunale und regionale Versorger das Bild, ergänzt durch wachsende Aggregatoren, also Anbieter, die Ladepunkte verschiedener Betreiber unter einer gemeinsamen Plattform bündeln und vermarkten, ohne zwingend selbst Betreiber zu sein, wie vaylens und Ladeverbund+.

Neben dem reinen Wachstum bleibt eine zentrale Herausforderung bestehen: Zahlreiche Standorte können keine tragfähige Auslastung vorweisen, was den Wettbewerb zwischen den Betreibern weiter verschärft. Preisaktionen, flexible Tarife und erste dynamische Preismodelle sind daher keine Ausnahme mehr, sondern beginnen, sich als strategische Instrumente im Markt zu etablieren. Immer mehr Betreiber experimentieren mit flexiblen Preisgestaltungen. Für die Ladesäulenbetreiber (CPOs) wird es entscheidend, ihre Standorte nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich optimal zu nutzen.

Europa macht beim Laden Tempo

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass die Dynamik auch international ungebrochen ist. Besonders deutlich fällt der Anstieg der Ladevorgänge im ersten Halbjahr 2025 in Belgien (+45 Prozent) und den Niederlanden (+41 Prozent) aus. Fast alle betrachteten Märkte weisen ein deutliches Wachstum auf, was die europaweite Relevanz einer leistungsfähigen Ladeinfrastruktur unterstreicht.

Experten wie Sebastian Henßler, Herausgeber von Elektroauto-News.net und ausgewiesener Kenner der Elektromobilitätsbranche, sorgen im Report für eine Einordnung der Daten. So verweist Henßler etwa auf spannende Unterschiede in den europäischen Märkten: „Mit fast einem Ladevorgang pro Einwohner liegt Luxemburg weit über dem Schnitt – eine Folge klarer staatlicher Steuerung und hoher Netzdichte.“ Auch die Niederlande erreichen denselben Meilenstein. In Österreich wiederum, so der Experte, zeige sich eine stark regional organisierte Ladeinfrastruktur.

Der Wettbewerb zieht an

Eine weitere Einschätzung kommt von Christian Wagener, Managing Director & Partner in der Energiepraxisgruppe der Boston Consulting Group. Er betont das Erfolgsrezept einzelner Anbieter, die es durch starke Partnerschaften mit Einzelhandels- und Parkhausbetreibern, zügiger lokaler Umsetzung mit leistungsstarken EPC-Partnern und einem überzeugenden Kundenerlebnis an die Spitze geschafft haben.

Die Entwicklungen im Jahr 2025 werden zeigen, ob sich der Wettbewerb weiterhin über Preis, Standort und Marke definiert. Klar ist: Die Betreiber müssen ihre Strategien zum Beispiel über die Preisgestaltung zunehmend flexibel anpassen, um im dynamischen Marktumfeld erfolgreich zu bleiben.

Der vollständige elvah-Report I.2025 steht ab sofort unter diesem Link zum Download bereit. Titelfoto: Mercedes-Benz

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *