BSA Gold Star

BSA Gold Star: Wiederbelebte Erinnerungen

Früher waren Motorräder schöner? Manches vielleicht schon. BSA hat mit der Gold Star jetzt eines wiederbelebt. Ein Fahrbericht.

Mit der Gold Star ruft die reanimierte Marke BSA die glorreichen Zeiten des britischen Motorradbaus wieder wach, und das in authentischer Art und Weise: Die Macher haben sich ein Original aus dem Museum geborgt und die Neue so nah wie möglich daran designt. So gibt es das nahezu eins-zu-eins nachgeformte Motorgehäuse und die Vergaserattrappe, selbst die Königswellenabdeckung ist zu erkennen.

Die Idee der BSA-Revitalisierung geht auf die indische Firma Classic Legends zurück, die sich auf die Wiederbelebung klassischer Marken spezialisiert hat. Dahinter stehen zwei Privatinvestoren und der indische Mahindra-Konzern. Das Unternehmen hat bereits 2018 die Marke Jawa mit einer klassisch gezeichneten 350er neu aufleben lassen, jetzt folgt der bedeutendste Schritt mit der Gold Star, einer echten Ikone des britischen Motorradbaus. Das Original wurde seinerzeit mit 350 und 500 Kubik angeboten, ausschließlich als Einzylinder – logisch, dass bei der Neuauflage auch nur ein Single in Frage gekommen ist.

BSA Gold Star
Mit 45 PS und 55 Newtonmetern steht der Single ausreichend gut im Futter, konsequent haben die Macher in Indien auf einen sechsten Gang verzichtet.

Den Vorgänger genau nachgezeichnet

Dieser ist ein alter Bekannter: Hier werkelt der Rotax-Motor aus den Neunzigern, den BMW für die F 650 GS ausgewählt hatte, auch wenn die jetzt dargebotene Kühlrippen-Verkleidung ihn älter aussehen lässt. Mit 45 PS und 55 Newtonmetern steht der Single ausreichend gut im Futter, konsequent haben die Macher in Indien auf einen sechsten Gang verzichtet. Dafür verfügt er dank Anpassung an geltende Abgas- und Geräuschvorschriften über deutlich bessere Manieren als das Ausgangsaggregat. Unten herum zickt der Single kaum noch, ab 3.000 Umdrehungen gibt‘s gleichförmigen Schub bis zum flachen Drehmomentgipfel bei 4.000 Touren. Für ein Retroaggregat hängt er untypisch bissig am Gas, trotz Ausgleichswelle zeigt er sich ab 5.000 Touren recht vibrationsanfällig.

Motor: ein alter Bekannter

Auf der klassisch durchgehenden Sitzbank mit dem Soziushaltegurt alter Schule herrscht reichlich Bewegungsspielraum für ein nostalgisch anmutendes Ambiente – aufrecht dirigiert der britische Herrenreiter seine BSA mit lässigen Kniewinkeln von Café zu Café. Traditionalisten freuen sich über das typische 18-Zoll-Vorderrad, das die Reifenwahl einschränkt, der BSA aber ein gereiftes Fahrverhalten beschert. Stilsicher wie der aufgesessene Pilot umrundet die Gold Star die Kurven in unaufgeregter Manier, Hektik und Handlichkeit finden sich woanders.

BSA Gold Star
Die Idee der BSA-Revitalisierung geht auf die indische Firma Classic Legends zurück, die sich auf die Wiederbelebung klassischer Marken spezialisiert hat. Fotos: BSA

Gerne etwas mehr Komfort

Nostalgie herrscht auch beim Verzögern. Die Stopper steuert zwar Brembo bei, ihr Zugriff weckt jedoch Erinnerungen an selige Trommelbremszeiten. Dennoch taucht die 41-Millimeter-Gabel recht tief ein und verwindet sich spürbar. Das dürfte echte Traditionalisten indes kaum beeindrucken. Eher schon die derben Tritte, die schon auf wenig makellosem Geläuf von hinten kommen. Hier dürfte es gerne etwas mehr moderner Fahrkomfort sein.

Dünn bemessene Moderne gibt’s bei der Instrumentierung in Form winziger Displays für Kilometerzähler und Tankanzeige, integriert in die beiden verchromten analogen Rundinstrumente. Fast überflüssig wirken die im Lampentopf untergebrachten Kontrollleuchten, weil man sie bei Sonne nicht sieht. Konsequenterweise sucht man einstellbare Handhebel natürlich vergeblich. Ein echter Störenfried ist aber der linksseitig am Kupplungshebel angeflanschte serienmäßige Kasten mit einem USB-A- und USB-C-Anschluss. Deutlich eleganter ist da schon die Positionierung des 12-Volt-Anschlusses unten links am Rahmen.

BSA Gold Star
Auch die Anzeigen folögen dem strengen Diktat der Nostalgie.

Preis: Ab 7.400 Euro

Mindestens 7.400 Euro müssen Nostalgiker und Einzylinder-Fans investieren. Dafür bekommen sie eine Gold Star in Highland Green, nicht unähnlich dem klassischen British Racing Green. Die weiteren Farbvarianten Midnight Black, Dawn Silver und Insignia Red schlagen mit 7.800 Euro zu Buche. Als Topmodell steht die noch mehr Chrom tragende „Legacy Edition“ mit acht Tausendern in der Preisliste, bei der drei in Rot statt Schwarz gehaltene Firmenbuchstaben am Getriebe-und Kupplungsdeckel an die seinerzeit bei Clubrennen erfolgreiche DBD 34 erinnern. Ungeachtet der jeweiligen Variante ist der scheinbar hohe Echtheitsgrad das größte Pfund der modernen Kopie, der man ihre internationalen Gene – Motor aus Österreich, Produktion und Organisation in Indien, Designcenter in Coventry unweit Birminghams – nicht ansieht. Thilo Kozik/SP-X

BSA Gold Star
Ungeachtet der jeweiligen Variante ist der scheinbar hohe Echtheitsgrad das größte Pfund der modernen Kopie.

BSA Gold Star – Technische Daten:

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylindermotor, 652 ccm Hubraum, 33,6 kW/46 PS bei 6.500 U/min, 55 Nm bei 4.000 U/min, vier Ventile/Zylinder, dohc, Einspritzung, Fünfganggetriebe, Kette.

Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen; 4,1 cm Telegabel vorne, nicht einstellbar, 12 cm Federweg; Stahl-Zweiarmschwinge hinten, zwei Federbeine, in der Vorspannung einstellbar, 10,8 cm Federweg; Speichenräder; Reifen 110/90-18 (vorne) und 150/70 R17 (hinten). 32 cm Einscheibenbremse vorne, 25,5 cm Einscheibenbremse hinten, ABS abschaltbar.

Maße und Gewichte: Radstand 1,425 m, Sitzhöhe 78 cm, Gewicht fahrfertig 213 kg; Tankinhalt 13 l.

Fahrleistungen und Verbrauch (Herstellerangaben): Höchstgeschwindigkeit 167 km/h, 4,0 l/100 km, Preis: ab 7.400 Euro.

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