Regionale Monopole

Der Umstieg aufs E-Auto – Ein Reisebericht Teil 1

„Willst Du dein in Blech gepresstes Böses, das Diesel-SUV, endlich aus deiner CO2- und Feinstaubbilanz kicken, ist ein E-Auto der folgerichtige Schritt“, findet dmt-Geschäftsführer Eckhard Schulte. Seit wenigen Tagen gehört er zu den E-Auto-Besitzern, doch der Weg dahin war lang.

Das E-Auto als Schritt zur besseren CO2-Bilanz? Natürlich auch das Fahrrad, was ich gerade mit einem Anhänger zu einem wahren Lastenwunder gemacht habe und auch die Bahn und der ÖPNV sollen nicht vergessen werden. Schön war es letztens um 0.05 Uhr, als ich nach langer Dienstfahrt eine Stunde auf freier Strecke stand, durch den Lautsprecher die wenig hoffnungsfroh stimmende Erklärung „Großstörung“ erklang und wir anschließend wieder zum Ausgangsbahnhof zurückfahren mussten. Gut, dass wir keine Alternative zur Bahn gebaut haben. Der Transrapid wäre schon schön gewesen. Ist da nicht diese Rede von Ede Stoiber gewesen oder was hat dem Projekt den Garaus gemacht? Nun reparieren wir im laufenden Betrieb, weil es keine Alternativen gibt, außer dem Auto. Der Bahnhof Hannover soll 13 Jahre lang saniert werden. Der Bahnhofsbuchhändler meines Vertrauens eröffnete mir neulich mit Blick auf den Zustand der Bahn: „Ein Zahnarzt hätte längst aufgegeben!“

Die Fragen

Individualmobilität bleibt! Allein schon, weil wir Menschen bequem geworden sind. Das Auto als Commodity geben wir nicht auf. Und auf dem Land, wo der ÖPNV eigentlich nur ein Schülertransport ist, bleibt das Auto die Lösung Nummer Eins.

dmt-Geschäftsführer Eckhard Schulte hat sich in den vergangenen Monaten viel mit Elektromobilität beschäftigt und hält seine Customer Journey in vier Teilen fest.

Willst Du dienstlich mobil bleiben, wohnst nicht zentral, dann ist das Auto nach wie vor sinnvoll, bisweilen notwendig. Natürlich CO2-frei und nicht überdimensioniert. Aber was heißt das? Und dann noch die Frage nach Car-Sharing, mieten, abonnieren, leasen, kaufen. Und welches? Die haben alle so wichtige Ausstattungsdetails. Zu welchen Kosten? Und dann noch wann. Jetzt oder soll ich lieber warten auf noch bessere Batterien, Ladeinfrastruktur? Aber der Reihe nach.

Der Argumente-Samurai kämpft sich durch!

Willst du die Alternative E-Auto zu deiner Lösung machen, musst Du zuerst die von verschiedensten Seiten entfachten Argumentationsketten als das entlarven, was sie sind: Jämmerliche Versuche, das Gewohnte zu erhalten und sich dabei ins selbstgerechte Nest setzen zu können. Seit dem Jahr 1869 nutzen wir den gleichen Motor. Kolben, die fossilbetrieben hoch und runter wandern. Nach 150 Jahren wird wohl mal ein kompletter Wechsel fällig. Für mich unbestreitbar. Aber jetzt kommen die fiesen Nummern: Wer Batterien als Umweltproblem sieht, möge sich an den Namen Deep Water Horizon erinnern. Tankerkatastrophen gab es und wird es weiter geben. Ist das besser?

Kobaltkinder aus der Bildzeitung. Das ist übrigens das Blatt, das gerade die Orban-Anzeige gegen die EU veröffentlicht hat. Ist ein Problem. Beides übrigens. Demnächst gibt es kobaltfreie Batterien, aber die Kinderarbeit bleibt ein Problem. Komisch nur, dass sie bei Batterierohstoffen zählt, nicht aber bei der Jeans, die alle so schön billig kaufen. Bei der Erdölproduktion fragen wir uns besser nicht nach Umweltwirkungen, Menschenrechten in den Staaten, wo Erdöl aus dem Boden gepumpt wird, und und und… Die Antworten kennen wir nämlich.

Woher kommt der Widerstand?

Schaut euch einfach mal an, wer bei der Liefer- und Versorgungskette Auto alles Geld verdient. Raffinerien, Tankstellenketten, Werkstattketten, Ersatzteilhersteller und -handel, Entsorgungsbetriebe, Versicherungen. Beim E-Auto gibt es Auto, Solarpanel, Stromversorger, fertig! Kein Öl, Benzin, kaum Werkstattaufenthalt. Außer beim Kia E-Niro. Der vermeldet einen nötigen Werkstattbesuch alle 15.000 Kilometer. Man hat beim Implementieren der Software wohl schlicht vergessen, dass der E-Niro keinen Ölwechsel braucht.

Und was ist mit Wasserstoff?

Wasserstoff ist in der Nutzung einmalig. Beim Verbrennen wird nur Wasser und Sauerstoff freigesetzt. Und die Autos sind verdammt gut. Wäre da nicht die Herstellung von Wasserstoff, bei der für die Produktion von einer Tonne Wasserstoff neun Tonnen CO2 anfallen. Ja, Ja. Die Wasserstofffarblehre. Blau, türkis, grün. Vielleicht noch Pink. Bei dem entstehen in der Produktion Hubba-Bubba-Blasen. Genauso realistisch wie der Rest. Zur Zeit ist die vorherrschende Farbe Grau. Bei gerade einmal knapp 50 Prozent erneuerbarer Energie im Strommix, gibt es keine signifikanten Überhänge an Grünstrom, die zu grünem Wasserstoff verarbeitet werden können. Wer Kernkraft nutzt, kann viel Wasserstoff produzieren. Darum halten die Länder, in denen die Kernenergie wider besseren Wissens weiter genutzt und ausgebaut wird, an der Wasserstofftechnik fest. Wollt ihr grünen Wasserstoff, baut erstmal die Windkraft und die Photovoltaik aus. Gebietet den Bürgerinitiativen Einhalt, vor deren Forderungen man unisono schreiben kann: „Ja gerne, aber nicht vor meiner Tür!“ Forscht weiter und baut aus, aber nutzt das Bisschen grünen Wasserstoff für Anwendungen, die nicht mit Batterien funktionieren: In der Industrie, bei Flugzeugen et cetera. Also wartet bitte nicht auf das Wasserstoffauto, wenn ihr euch ökologisch sinnvoll fortbewegen wollt.

Damit haben wir den ersten Gipfel der Reise erreicht. Das E-Auto generell ist meine sinnhafte Lösung. ES/Titelfoto: LeasePlan

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