Ford Transit

Ford Transit: Plug-In-Hybrid für bestimmte Fälle

In München stellte Ford die neue Transit- und Tourneo-Familie vor. Wir haben den Kastenwagen als Plug-In-Hybrid getestet.

Er fährt sich erstaunlich agil, der Transit Custom Kastenwagen von Ford, trotz des Leergewichts von 2425 Kilogramm und einer hinzugefügten Nutzlast von rund 250 Kilo. Der Plug-In-Hybrid zeigt uns bei unserem Start in Ismaning eine elektrische Reichweite von 26 Kilometern an, die wir nutzen, um in Richtung Innenstadt zu fahren. Im Münchener Großstadtgetümmel fällt uns der geringe Wendekreis positiv auf, zu beanstanden gibt es sonst nichts. Und tatsächlich: Nach exakt 26 Kilometern sinkt die E-Anzeige auf Null und der 1,0-Liter-EcoBoost-Benzinmotor schaltet sich zu.

In Reihe geschaltet

Zu diesem Zeitpunkt haben wir die Münchener Innenstadt wieder verlassen und befinden uns auf den Landstraßen der Vororte. Hier macht sich mit Start des Benzinmotors erstmalig der gewöhnungsbedürftige Sound bemerkbar, der auftritt, wenn E- und Verbrennungsmotor zusammenarbeiten. Verbrennungsmotor, Generator und Elektromotor sind im PHEV-Transit in Reihe angeordnet, der EcoBoost-Dreizylinder hat keine mechanische Verbindung zu den Rädern, sondern treibt ausschließlich den elektrischen Generator an, welcher die mechanische Energie des Benzinmotors in elektrische Energie umwandelt. Damit produziert der Motor den benötigten Strom und versorgt die 13,6-kWh-Batterie.

Ford Transit Transporter Plug-in-Hybrid
Etwas mehr als vier Stunden dauert es, bis er Plug-In-Hybrid wieder voll aufgeladen ist. Foto: Ford

Hochfrequenter Nebeneffekt

Soweit, so gut. Doch irritiert uns direkt der bereits beschriebene Sound des Systems. Schaltet sich der Benzinmotor dazu, heult er beim Treten des Gaspedals hochfrequent auf. Es ist nicht laut, doch wer regelmäßig ein Auto mit Schaltung fährt, wird ob des Sounds gewohnheitsbedingt überprüfen, ob nicht versehentlich der erste Gang noch eingelegt ist. Das hohe Geräusch wirkt irritierend, doch bleibt es leise genug, so dass der Fahrer sich mehr und mehr daran gewöhnt. Der Transit bietet an dieser Stelle vier verschiedene Fahrmodi an, die der Fahrer mit dem Druck auf eine Taste durchschalten kann:

  • EV Auto: Je nach Fahrsituation wechselt der Transit automatisch zwischen elektrischem Fahren und dem Benzinmotor.
  • EV Jetzt: Das Fahrzeug priorisiert das Fahren mit E-Motor.
  • EV Später: Das Fahrzeug priorisiert den Benzinmotor, nutzt aber die Energie, um den Ladestand des Akkus möglichst hoch zu halten.
  • EV Aufladen: Der Benzimotor wird genutzt, um den Akkus auf bis zu 75 Prozent aufzuladen, damit weitere „elektrische“ Kilometer möglich sind.

Der Fahrer kann zudem die Rekuperation des regenerativen Bremssystems beeinflussen. Zwei Einstellungsmöglichkeiten gibt es dafür. Ist die „Low“-Funktion aktiviert, rekuperiert das Bremsen deutlich stärker, dabei aktiviert der Transit automatisch die Bremslichter, um nachfolgende Fahrzeuge zu warnen.

Wer fährt den Plug-In-Hybrid?

Sinn und Zweck des Nutzfahrzeuges ist es, bei der Einfahrt in Umweltzonen möglichst weit elektrisch fahren zu können und sich mithilfe der vier Modi auf der Autobahn oder Landstraße auf die Einfahrt in eine solche Zone vorbereiten zu können. Etwas mehr als vier Stunden benötigt der PHEV-Transit, um voll aufgeladen zu sein, der Tank fasst 54 Liter. Ford gibt die elektrische Reichweite des Plug-In-Hybriden bei voller Aufladung mit 56 Kilometern und den Sprit-Verbrauch mit 2,7 Litern auf 100 Kilometern an. In unserem Test sind wir knapp eine Stunde mit dem Benzinmotor gefahren, der Verbrauch stieg dabei auf knapp 7 Liter pro 100 Kilometer. Jedoch haben wir auf der Strecke fleißig zwischen den verschiedenen Modi hin und her gewechselt und hatten – wie erwähnt – die Hälfte der erlaubten Nutzlast geladen.

Ford Transit Transporter Plug-in-Hybrid
Der Innenraum fällt spartanisch aus. Für ein Nutzfahrzeug nichts ungewöhnliches. Foto: Ford

Doch für welche Gruppe ist der Transit nun geeignet? „Der Custom Plug-In-Hybrid bietet sich besonders für Unternehmen an, die einen Transporter vor allem für den Auslieferverkehr in innerstädtischen Umweltzonen benötigen“, teilt der Autobauer Ford mit. Der Kastenwagen (PHEV) ist ab 47.995 Euro zu haben, allerdings noch durch viele Extras erweiterbar. Ab dem Frühjahr 2020 ist somit auch ein Geofencing-Modul verfügbar, dass den Elektroantrieb automatisch bei Einfahrt eine Null-Emmissions-Zone aktiviert.

Zähe Beschleunigung

Als erster Automobilhersteller bietet Ford mit dem neuen Transit Custom Kastenwagen einen Transporter in der Ein-Tonnen-Nutzlastklasse, der über einen Plug-In-Hybrid-Antrieb mit 92,9 KW Leistung verfügt. Das entspricht 126 PS. Zu kämpfen hat das Fahrzeug in unserem Test dennoch vor allem auf Einfädelungsspuren. Die Trägheit (die sicherlich auch mit der Beladung unseres Testfahrzeugs zusammen hing) macht das Beschleunigen auf kurzen Strecken abenteuerlich. Trotz des gewöhnungsbedürftigen und hochtourigen Sounds beim Treten des Gaspedals und der geringen Beschleunigung, hinterlässt der neue Transit bei uns einen guten Fahreindruck. Dennoch sei gesagt: Der Plug-In-Hybrid ist keine allumfassende Lösung für Betriebe, die auf ihre Transporter angewiesen sind. Für Firmen, deren individuelle Tätigkeit allerdings ständige Wechsel zwischen Innenstadt und Landstraßen erfordert, ohne dabei viele Kilometer abreißen zu müssen, kann der Transit Custom Plug-In-Hybrid indes eine wertvolle Alternative sein. NMA/Titelfoto: Niklas Mag

 

Technische  Daten:

Kastenwagen mit Ladefläche, Länge: 5,53 Meter, Breite: 2.06 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,47 Meter), Höhe: 2,53 Meter, Radstand: 3,30 Meter, Laderaum: 9,3 Kubikmeter, Zuladung: 432–1.402 kg

2.0 TDCi 96 kW Mild-Hybrid: Zweiliter-Turbo-Diesel, 96 kW/130 PS, maximales Drehmoment: 360 Nm bei k. A. U/min, Frontantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe, 0-100 km/h: k. A., Vmax: k. A. km/h, Verbrauch: 6,3–6,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 165–158 g/km, Abgasnorm: k. A., Effizienzklasse: k. A., Preis: ab 33.090 Euro (netto)

2.0 TDCi 136 kW: Zweiliter-Turbo-Diesel, 136 kW/185 PS, maximales Drehmoment: 415 Nm bei k. A. U/min, Frontantrieb, Sechsgang-Automatik-Getriebe, 0-100 km/h: k. A., Vmax: k. A. km/h, Verbrauch: 7,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 182 g/km, Abgasnorm: k. A., Effizienzklasse: k. A., Preis: ab 38.200 Euro (netto)

Ford Transit/Tourneo Custom PHEV – Technische Daten:

Kastenwagen mit Ladefläche (Transit Custom) oder bis zu acht Sitzplätzen (Tourneo Custom), Länge: 4,97 Meter, Breite: 1,99 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,27 Meter), Höhe: 2,00 Meter, Radstand: 2,93 Meter,  Zuladung: 1.130 (Transit)/566 (Tourneo) kg

Transit/Tourneo Custom PHEV: Elektromotor; Leistung 93 kW/126 PS, maximales Drehmoment: 355 Nm, Frontantrieb, Eingang-Getriebe, Range-Extender: 1,0-Dreizylinder-Turbo-Benziner, Batterie: 13,6 kWh, 0-100 km/h: k. A., Vmax: 120 km/h, Verbrauch: 3,1/3,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 70/80 g/km, Abgasnorm: k. A., Effizienzklasse: k. A., Preis: ab 47.995 (Transit Custom, netto)/71.900 (Tourneo Custom, brutto) Euro. (SPX)

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