Honda bringt im kommenden Jahr die neue CB 750 Hornet auf den Markt. Sie besticht schon auf der ersten Probefahrt.
Im Winter wird die nächste Saison vorbereitet – das gilt nicht nur in der Modebranche, sondern auch auf dem Motorradmarkt. Und eine der meistbeachteten neuen Bikes für 2023 ist die Honda Hornet. Für Honda ist die Mittelklasse seit jeher eine besonders wichtige Kategorie. Hier werden Stückzahlen gemacht, hier geht es aber auch darum, ein Statement abzugeben: „It’s a Honda“ lautete einst die ebenso lapidare wie griffige Erklärung dafür, warum ein Motorrad so einfach und exakt funktionieren kann.
Das trifft auch für die CB 750 Hornet zu, die im Lauf der letzten Jahre vollkommen neu entwickelt worden ist. Die erste Hornet der Geschichte kam 1998 auf den Markt, doch sie war grundlegend anders konzipiert, trug die CB 600 Hornet doch einen Vierzylindermotor im Rahmen. 25 Jahre später gehorcht die neue Hornet dem Zeitgeist und setzt auf einen vollkommen neu entwickelten, durchzugsstarken Twin für weniger als 8.000 Euro.
190 kg Leergewicht
Grundidee der Honda-Entwickler war es, die neue Hornet – zu deutsch Hornisse – als sogenannten Streetfighter zu konzipieren. Man sitzt ziemlich vorderradorientiert, aber zumindest bis 1,85 Meter Körpergröße absolut entspannt. Zwar gibt es einen zweiten Sitzplatz, doch ist dieser insbesondere wegen der sehr hoch montierten Fußrasten maximal kurzstreckentauglich. Die als Zubehör angebotene Soziusabdeckung ist deshalb nur konsequent. Die Hornet wirkt schlank und sehnig, fast schon filigran; ihre lediglich 190 Kilogramm fahrfertiges Leergewicht sieht man ihr förmlich an.
Neuentwickelter Twin
Ein Beweis für die bei Honda übliche Kunst des Motorenbaus ist der neue Zweizylinder-Reihenmotor mit 755 Kubikzentimetern Hubraum und 67,5 kW/92 PS. Dank zahlreicher technischer Kniffe ist der Ultra-Kurzhuber ebenso drehfreudig wie elastisch, arbeitet dabei so gut wie vibrationsfrei. Sein nutzbares Drehzahlband reicht von 2.500 bis 10.000 Touren, ist also extrem breit. Selbst bei sehr flotter Landstraßenfahrt verlässt man den Bereich zwischen 3.500 und 7.500 Touren nur selten; der Twin ist ein Muster an Kraft, Kultiviertheit und Kontrollierbarkeit. Letztere wird durch vier Fahrmodi noch verstärkt, wobei drei davon sehr sinnvoll vorkonfiguriert sind, der vierte Fahrmodus („User“) ist vollkommen frei konfigurierbar. Integriert sind die Parameter Kraftentfaltung, Traktionskontrolle inklusive Wheeliekontrolle und Motorbremsmoment. Das Ansprechverhalten des Triebwerks ist in jedem Fall gediegen, das dazugehörige Ansauggeräusch wie auch der Auspuffsound sind ein Genussmittel fürs Fahrerohr.
Sehr günstig eingepreist
Dank seiner Elastizität und des bereits bei mittleren Drehzahlen ziemlich fetten Drehmoments ist man angesichts des geringen Fahrzeuggewichts vorzüglich motorisiert. Erst recht, wenn man dazuhin noch den Fahrzeugpreis beachtet: Mit 7.840 Euro hat diese Honda – made im gar nicht billigen Japan – keine Gegnerin zu fürchten. Keine Yamaha MT-07, keine Triumph StreetTriple, keine Aprilia 660 Tuono, keine Kawasaki Z650. Wir tippen für 2023 unter der Voraussetzung guter Verfügbarkeit für die Hornisse auf Rang 2 der deutschen Zulassungs-Hitliste.
Gutes Fahrwerk
Zum ausgezeichneten Eindruck, den die Hornet bei ihrer Erstfahrt hinterließ, gehört trotz seines technologisch einfachen Aufbaus auch das Fahrwerk; Federung und Dämpfung agieren sehr bemüht, halten Motorrad und Fahrer stets sauber in der Spur, gewähren neben Stabilität und Sicherheit durchaus auch Komfort, obwohl außer der Federvorspannung keine weiteren Parameter einstellbar sind. Auf gutem Niveau ist die Dreischeiben-Bremsanlage mit hinterlegten ABS angesiedelt.
Hat der Markt auf die Hornet gewartet?
Ein höchst ansehnliches Stück Technik stellt auch das 5-Zoll-Farb-TFT-Display dar. Es bietet mehrere Oberflächen zur Wahl; alle sind einwandfrei ablesbar, nicht überfrachtet und klar strukturiert. Ein Lob ist auch dem Bordcomputer zu zollen: Der Rechner ist durchdacht aufgebaut, seine Bedienung deshalb recht einfach zu begreifen. Technologisch ist die Hornet typisch Mittelklasse: Honda liefert das Nötige, lässt aber aus Preisgründen das Luxuriöse beiseite: Hinzukaufen lässt sich der prächtig funktionierende Quickshifter, für dessen nachträgliche Installation bereits serienmäßig alles vorbereitet ist. Ebenfalls gedacht hat Honda an selbstrückstellende Blinker. Weitere Technik-Schmankerl wie beispielsweise Kurven-ABS oder ein Reifendruck-Kontrollsystem gibt es konsequenterweise nicht.
Zwar ersetzt die Honda Hornet kein Fahrzeug im Modellprogramm des japanischen Herstellers, doch wirkt es beinahe so, als hätte die Motorradwelt auf sie gewartet: Denn ein dermaßen „rundes“, von vorne bis hinten sauber durchkonstruiertes Motorrad mit immerhin beinahe 100 PS zu einem vergleichsweise ausgesprochen günstigen Preis hatte der Markt bislang nicht zu bieten. Ulf Böhringer/SP-X
Honda CB750 Hornet – Technische Daten:
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, 755 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, 67,5 kW/92 PS bei 9.500 U/min., 75 Nm bei 7.250 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette.
Fahrwerk: Stahlrohr-Brückenrahmen, 4,1 cm USD-Telegabel vorne, voll einstellbar, 13 cm Federweg; Aluminium-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein, Vorspannung einstellbar, 15 cm Federweg; Leichtmetallgussräder, Reifen vorne 120/70-17, hinten 160/60-17; 29,6 cm Doppelscheibenbremse vorne, 24 cm Einscheibenbremse hinten.
Assistenzsysteme: vier Fahrmodi, ABS, Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle, Smartphone-Konnektivität, Blinker-Rückstellautomatik, Notbremssignal, Vorbereitung für Quickshifter.
Maße, Gewichte und Verbrauch: Radstand 1,42 m, Sitzhöhe 79,5 cm, Gewicht fahrfertig 190 kg. Tankinhalt 15,2 l; Normverbrauch 4,3 l/100 km.
Farben: Weiß, Schwarz, Grau, Gelb.
Preis: ab 7.890 Euro.
Add a Comment