Mercedes setzt auf schnelles Laden. Foto: Mercedes

Ladeparks: Mercedes rüstet auf

Mercedes baut die Leistung seiner eigenen Ladeparks massiv aus. Künftig sollen Säulen bis zu 1.000 kW abgeben können.  

325 Kilometer Reichweite in 10 Minuten nachladen? Oder Strom für 100 Kilometer sogar in nur einer Minute in den Akku bringen? Für Eva Greiner, die Technik-Chefin der Charging-Unit bei Mercedes, ist das keine Zukunftsmusik, sondern bald Realität. Die für Ladedienste zuständige Tochter „Mercedes Mobility“ entwickelt zurzeit gemeinsam mit dem italienischen Unternehmen Alpitronic High-Performance-Schnelllader mit bis zu 1.000 kW Ladeleistung. Die Geräte sollen in die Ladeparks des Autoherstellers integriert werden und sehr kurze Ladezeiten ermöglichen.

Zunächst erhöht Mercedes die Leistung seiner eigenen Säulen noch moderat. Gemeinsam mit Alpitronic werden die Ladeparks der Marke ab dem kommenden Jahr mit dem modularen Ladesystem HYC1000 ausgerüstet; dabei verteilt eine zentrale Einheit die Leistung von insgesamt 1.000 kW auf die Ladesäulen, die dann einzeln mit bis zu 600 kW arbeiten.

Bessere Auslastung

„Das hat den Vorteil, dass man nicht für jeden Ladepunkt eine eigene Leistungselektronik benötigt, sondern dort nur das Kühlsystem, das Kabel und den Bildschirm installieren muss“, erläutert Eva Greiner das modulare, dezentrale Konzept des Herstellers. „So werden die einzelnen Ladepunkte besser ausgelastet und es können bei Bedarf ohne großen Aufwand weitere Ladepunkte installiert werden“.

Zusätzlich entwickelt die Ingenieurin mit ihrem Team und Alpitronic einen sogenannten High-Performance-Schnelllader der bis zu einem Megawatt pro Ladepunkt leisten kann. Dass solche Zahlen erreichbar sind, hatten die Schwaben jüngst bei der Rekordfahrt der Studie Concept AMG GT XX bewiesen. Dabei wurde über ein Ladekabel mit CCS-Stecker sogar über ein Megawatt Ladeleistung realisiert.

Effizienz, Ladetempo, Ladestrategie

Ob man eine bestimmte Reichweite für ein Elektroauto aber jemals so schnell nachladen wird wie für einen Verbrenner an der Zapfsäule? Für Eva Greiner stellt sich diese Frage nicht. „Entscheidend ist das Gesamtpaket aus Effizienz, Ladetempo und Ladestrategie“, sagt die Ingenieurin.

„Unser Ziel ist es, dem Fahrer eines Elektroautos das Leben so einfach wie möglich zu machen. Wir wollen Reisezeiten optimieren, nicht allein durch schnelles Laden, sondern auch durch Minimierung von Wartezeiten über eine automatische Reservierung von Ladepunkten sowie eine optimale Ladestrategie.“

Berechnetes Nachladen

Nicht immer ist es zum Beispiel notwendig, den Akku komplett oder beim Schnellladen auf 80 Prozent zu füllen. Wenn ein Ziel im Navigationssystem eingegeben ist, errechnet das Auto die beste Strategie. Und die kann auch daran liegen, eine Batterie etwa nur auf 65 Prozent zu laden, um möglichst schnell am Ziel anzukommen.

Derzeit gibt es rund 20 Mercedes-Ladeparks in Deutschland, weitere dann mit dem neuen System werden hinzukommen. Grundsätzlich stehen Parks für Fahrerinnen und Fahrer aller Marken offen, Mercedes-Fahrer haben jedoch Vorteile. Ihr Fahrzeug wird mit dem markeneigenen Ladedienst Charge Public verknüpft, was zum Beispiel eine automatische Reservierung eines bestimmten Ladepunktes ermöglicht.

Weltweit hat Mercedes rund 80 eigene Ladeparks im Betrieb, unter anderem neben Deutschland auch in Österreich, Japan, China und den USA. Innerhalb eines Jahres sollen acht weitere Länder dazukommen und bis zum Ende des Jahrzehnts wollen die Schwaben weltweit über 10.000 Schnellladepunkte schaffen.  Peter Eck/SP-X

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *