Souveränes (Autobahn-)Cruisen oder ein Ausflug ins Gelände: Mit dem Land Rover Discovery ist man stets gerüstet. Ein Fahrbericht.
Im Zuge der Diskussion um das „Verbrenner-Aus“ 2035 und dem Absturz des Dieselmotors in der Gunst der Autofahrer/innen (nur noch 20 Prozent aller Verkäufe sind mit dem Selbstzünder ausgerüstet) haben wir uns einen Klassiker genauer angeschaut, der irgendwie zeitlos scheint: den Land Rover Discovery D350 in der Version 35th Anniversary Edition.

Vor 35 Jahren platzierten die Briten den Discovery zwischen Defender und Range Rover. Er markiert seitdem so etwas wie die natürliche Mitte: Geräumig, durchaus auch fein ausgestattet, aber im Gelände praktisch auf dem Niveau des Defender. Sieben Sitze, die alle für die die meisten ausgewachsenen Menschen passen, feine Offroadtechnik und eine sehr ordentliche Anhängelast machen die bei Land Rover jüngst zur eigenen Marke erhobene Discovery-Familie zum beliebten Untersatz für große Familien und Menschen mit hohem Transport- und Schleppbedarf.
Enorme Geländegängigkeit
Und auch heute noch ist der Disco ein Universaltalent, taugt für die lange Reise ebenso wie für den anspruchsvollen Trip durchs unwegsame Gelände. So hilft die Offroadsteuerung All-Terrain Progress Control (ATPC) dabei, kritische Passagen etwa auf besonders rutschigem Untergrund entspannt zu bewältigen. Dabei unterstützt wird sie von der Terrain Response 2 mit diversen Fahrmodi für unterschiedliche Untergründe. Dazu kommen 20,7 Zentimeter Standard-Bodenfreiheit und eine maximale Wattiefe von 90 Zentimetern. Der ClearSight Ground View macht mögliche Hindernisse unter dem Fahrzeug auf dem Bildschirm sichtbar. Seine Anhängelast von bis zu 3,5 Tonnen und der erweiterte Anhängerassistent prädestinieren den Discovery zum Lieblingsauto von Pferde- oder Oldtimer-Besitzern.
Doch von diesen Trümpfen machten wir auf unserer Tour keinen Gebrauch. Wir nutzen das erhabene Fahrgefühl mit hoher Sitzposition und souveräner Leistung auf der Straße, um möglichst viele Kilometer möglichst entspannt abzuspulen. Und auch das funktioniert mit dem Disco hervorragend. Er nervt nicht mit ständigem Gebimmel, die Assistenten geben sich zurückhaltend und gut eingespielt, die Bedienung derselben gelingt problemlos.

Wie etwa die für das Abschalten des Euro-Klingelns nach jedem Start, wofür man eine Taste am Lenkrad dreimal drückt. Wie überhaupt viele Tasten und Knöpfe zur Verfügung stehen für die wichtigsten Bedienelemente und dem Fahrer das Leben erleichtern. Das Navigationssystem basiert auf Google; man kann sich auf die Stauinformationen somit verlassen.
Auto für Menschen mit Platzbedarf
Vor allem aber ist der Discovery ein Auto für Menschen, die Platz brauchen. Hinter dem Fahrersitz lassen sich bis zu 2.485 Liter Gepäck unterbringen oder aber bis zu fünf weitere Mitfahrer, so dass der Disco bis zu sieben Personen transportieren kann – auch wenn die hinteren Sitze eher nur für Kinder taugen. Das Besondere an der Jubiläumsedition ist aber die elektrische Bedienung der hinteren und mittleren Sitze, die sich vom Laderaum aus umlegen lassen sowie die ebenfalls elektrisch bedienbare Ladebodenverlängerung, die beim Ausladen den Stoßfänger vor Kratzern schützt. Und natürlich lässt sich auch die Anhängekupplung elektrisch ausklappen. Das ist großes Kino.

Ansonsten tut der „Disco“ in der 35th Anniversary Edition so ziemlich genau das, was man von ihm erwartet. Er rollt auf Asphalt geschmeidig ab, verwöhnt dank des adaptiven Fahrwerks mit Luftfederung und der vielfach verstellbaren, heiz- und klimatisierbaren Sitze mit einer Extraportion Komfort, der durch den üppigen Platz und die hochwertigen Materialien im Innenraum noch gesteigert wird. Mit an Bord sind in der Jubiläums-Edition ein Head-up-Display, ein beheizbares Multifunktions-Lenkrad, das „intelligente“ Umklappen der Sitze und die Luftionisierung im Innenraum. Dazu kommen die Mittelkonsole mit Armlehne und integriertem Kühlfach, eine Vier-Zonen-Klimaautomatik und Sitze in gestepptem, perforiertem Windsor-Leder.
Der Verbrauch kann sich sehen lassen
Da ist es keine Frage, dass auch der Antrieb die nötige Souveränität mitbringt. Der Dreiliter-Turbodiesel leistet als D350 lässige 257 kW (350 PS) und ein maximales Drehmoment von 700 Newtonmeter, das schon ab 1.500 U/min anliegt. Das spürt man beim forcierten Start, der vom Mildhybridsystem unterstützt wird. Außer beim Kickdown bleibt der Motor dabei mustergültig kultiviert und schnurrt speziell bei mittleren Drehzahlen leise vor sich hin. Schlechte Diesel-Angewohnheiten sucht man vergeblich. An das wegen der Rekuperationsfähigkeit etwas indifferente Bremsgefühl gewöhnt man sich schnell.

Allerdings solle man ein gut gefülltes Bankkonto mit zum Händler bringen, denn so viel Raum und Luxus kostet natürlich einiges: Wer das Jubiläumsmodell ordern will, muss mindestens 107.400 Euro beiseitelegen. Mit einigen Extras wie dem Offroad-Plus-Paket, dem Anhängekupplungspaket und einiges anderen Goodies belief sich der Preis unseres Testwagens auf 117.816 Euro brutto. Dafür muss man beim Tanken nicht allzu tief in die Tasche greifen, denn wir kamen auf einer Autobahnstrecke mit maximalem Tempo 130 auf einen Wert von unter 8 Liter (7,9), was sich für ein 2.440 Kilogramm schweres SUV durchaus sehen lassen kann. Zum Vergleich: Der WLTP-Verbrauch ist mit 8,5 bis 8,6 Liter Diesel je 100 Kilometer angegeben.
Unter dem Strich, das heißt bei den Unterhaltskosten, ist der Range Rover Discovery D350 35th Anniversary Edition indes kein Kostverächter. Der ADAC gibt die Kilometerkosten mit 1,48 Euro je Kilometer an – bei einer Laufleistung von 75.000 Kilometer und 5 Jahren. Im Monat werden Kosten von 1.858 Euro genannt.

Fazit: Der Discovery in der Luxusausgabe 35th Anniversary dürfte die Fans der Marke vollauf begeistern. Er taugt für Gelände, Straße und als Zugfahrzeug für das Hobby. Er ist in der zweiten Auflage ausgereift und offenbart keine nennenswerten Schwächen. Man sollte halt ein gut gefülltes Bankkonto besitzen. Irgendwie zeitlos eben. Titelfoto: Land Rover
Range Rover Discovery D350 35th Anniversary Edition – Technische Daten:
Fünftüriges, siebensitziges SUV der oberen Mittelklasse; Länge: 4,96 Meter, Breite: 2,07 Meter (mit Außenspiegeln: 2,22 Meter), Höhe: 1,85 Meter, Radstand: 2,93 Meter, Gewicht: 2.440 kg, Kofferraumvolumen: 258 – 2.485 Liter.
3,0-Liter-V6-MHEV-Turbodiesel, 257 kW/350 PS, maximales Drehmoment: 700 Newtonmeter bei 1.500 – 3.000 U/min, Allradantrieb, 8-Stufen-Automatik, 0-100 km/h: 6,3 s, Vmax: 209 km/h, Normverbrauch: 8,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 223 g/km, Abgasnorm: Euro 6e, Testverbrauch: 7,8 l/100 km, Preis: ab 107.400 Euro.
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