Leapmotor T03

Leapmotor T03: Die chinesische Alternative

Mit dem Leapmotor T03 haben wir einen Kleinstwagen getestet, der viel Auto für wenig Geld bietet. Er hat aber auch seine Macken.

Nein, keine Angst, ein T03 ist kein Roboter aus einer fernen Zukunft, der die Zukunft der Menschheit verändern will. T03 bezeichnet vielmehr einen der wenigen rein elektrischen Kleinstwagen, die unter 20.000 Euro angeboten werden, und er kommt von Leapmotor. Es gibt nämlich nur einen Konkurrenten in diesem Segment, die Dacia Spring.

Leapmotor T03
Stadtflitzer mit vier Türen: LEapmotor T03. Fotos: Mag

Natürlich ist es eine Herausforderung für die Ingenieure, bei diesem Budget ein rundum gutes Auto zu konstruieren, und – das sei vorweggeschickt – es ist ihnen auch nur mit Einschränkungen gelungen. Wobei sich diese auch nur auf den elektronischen Bereich beschränken, denn Raumausnutzung, Motorisierung, Fahrwerk, Lenkung und Bremsen geben keinen Anlass zur Kritik.

Lesen Sie hier das Test-Tagebuch zum Leapmotor T03

Doch der Reihe nach, beginnen wir bei der noch recht unbekannten Marke. Der Vielmarkenkonzern Stellantis ist mit Leapmotor ein Joint Venture eingegangen und besitzt 21 Prozent an dem Unternehmen. Für den Eintritt von Stellantis in den chinesischen Markt darf Leapmotor im Gegenzug die Handelsorganisation von Stellantis nutzen. Der Vertriebsweg für die Modelle steht also.

Leapmotor T03: Viele gute Ansätze

Leapmotor T03
Den Leapmotor T03 gibt es ab 18.900 Euro.

Erstes Modell auf dem hiesigen Markt war im vergangenen Jahr der T03. Mit 18.900 Euro ist der T03 1.000 Euro günstiger als die 65-kW-Variante des Spring, bietet aber deutlich mehr Ausstattung. An Bord ist stets ein großes Panoramadach mit elektrischem Sonnenschutz, elektrische Fensterheber rundum, ein 8-Zoll-Instrumenten-Display sowie ein 10-Zoll-Monitor mit integrierter Navigation. Zudem spendiert Leapmotor Parksensoren hinten, eine elektrische Park-Bremse, eine Rückfahrkamera und 15-Zoll-Leichtmetallräder. Wer will, kann den T03 mit dem Handy per App öffnen und schließen.

Bei der ersten Sitzprobe fällt die gute Raumausnutzung auf. Auch große Fahrer finden hinter dem angenehm griffigen, aber axial nicht verstellbaren Lenkrad viel Platz und eine gute Position. Der Fahrersitz lässt sich in der Höhe verstellen, die Kopffreiheit ist üppig bemessen, das Glasdach sorgt für Licht. Mit zehn Assistenzsystemen, sechs Airbags, drei Kameras und fünf Radargeräten verspricht die Marke, den sichersten Knirps der Klasse zu bauen.

Leapmotor T03
Die Sitzposition ist schnell gefunden; zwei Displays sorgen für Informationen und die Bedienung.

Punktabzüge gibt es indes für die wenigen und kleinen Ablagen und die fehlende Armauflage zwischen den Sitzen, wo zugegebenermaßen nur wenig Platz ist. So muss vieles in die Türtaschen wandern. Immerhin ist vor dem Tassenhalter eine Spalte für das Smartphone vorgesehen, und es gibt ein Handschuhfach.

In der zweiten Reihe geht es knapper zu, doch auch hier finden zwei nicht allzu große Erwachsene noch ihr Auskommen. Fünf Insassen sind nicht vorgesehen. Noch weiter hinten bietet sich immerhin noch ein 201 Liter großer Laderaum, in den zwei Wasserkisten passen. Die Rücklehne der hinteren Plätze lässt sich in einem Stück umlegen und gibt dann 880 Liter Stauraum frei. Damit lässt sich gut leben.

Der 70-kW-Motor gibt sich lebendig

Leapmotor T03
In den Kofferraum passen 200 Liter, klappt man die Rücksitzlehne um, sind es 880.

Und auch das Fahren gestaltet sich angenehm. Der 70 kW starke Motor zieht ordentlich an, so dass man auf der Autobahn gut mitschwimmen kann. Bei 130 km/h ist aber Schluss. Etwas nervig ist das künstliche Motorgeräusch für das Fahren in der Stadt (bis 30 km/h), das sich nicht ausschalten lässt. Das Fahrwerk gibt sich ausgewogen, die Bremsen sind gut dosierbar. Die Lenkung lässt sich in drei Stufen einstellen. Dass die verbauten Materialien nicht aus dem Premium-Regal stammen, dürfte klar sein. Sie wirken aber auch nicht billig und zeigen sich ordentlich verarbeitet. Die Klimatisierung besitzt indes keine Automatik.

Soweit also alles gut. Problematischer wird es bei der Elektronik. Wie viele chinesische Autos geizt auch der T03 nicht mit Warntönen. Ständig piepst und klingelt irgendein Assistent, so dass man sich angewöhnt, direkt nach dem Start den Bereich Fahrassistenz aufzurufen und drei (!) Assistenten zu deaktivieren: den Ablenkungswarner, das Euro-Klingeln und den Signalton bei neuer Geschwindigkeitsbegrenzung. Erst dann zieht Ruhe ein in den T03.

Doch nicht so ganz: Fühlt sich der Spurhalteassistent genötigt aktiv zu werden, macht es kurz blingbling. Damit lässt es sich leben. Weniger damit, dass jener Assistent viel zu spät auf Fahrbahnbegrenzungen reagiert und dann hektisch gegenlenkt. So sollte man bei aktiviertem Tempomat keinesfalls die Hände vom Lenkrad nehmen.

Viel Geklingel im Innenraum

Leapmotor T03
Schön großer Monitor, doch vor jeder Fahrt gibt es einiges zu erledigen. Foto: Mag

Bei jedem Fahrtantritt müssen zudem das Radio und die Klimatisierung (jeweils einmal Tippen auf dem Home-Bildschirm) erneut eingeschaltet werden. Hier wäre eine Software-Update vonnöten. So fühlt man sich eher wie ein Flugkapitän vor dem Start seines Airbus. Besonders schade aber ist, dass das Radio nicht DAB-fähig und der Empfang über FM ist nicht besonders gut ist. Dies alles ließe sich per Update ändern, und man kann nur hoffen, dass Leapmotor ein Einsehen zeigt.

Dass beim Laden keine Höchstleistungen zu erwarten sind, dürfte klar sein. Der T03 verfügt über einen 6,6-kW-Lader, was bedeutet, dass er an der heimischen Wallbox mit 3,5 kW lädt und dann rund 9 Stunden für eine Komplettfüllung braucht. An 22-kW-Ladesäulen schafft er es in knapp sechs Stunden.

Bei einer maximalen DC-Ladeleistung von 45 kW und angesichts der Tatsache, dass der T03 eher selten an Autobahn-Schnellladern anzutreffen sein dürfte haben wir uns den Ladetest gespart. Man sollte etwa 45 Minuten für die Füllung von 10 auf 80 Prozent veranschlagen – im Winter sicherlich mehr, denn natürlich verfügt er nicht über eine Akku-Konditionierung. Schön ist, dass man das Ladelimit in Ein-Prozent-Schritten einstellen kann.

Verbrauch: 12,7 kWh auf der Testrunde

T03
Die 100-Kilometer-Verbrauchsrunde absolvierte der Leapmotor T03 mit einem Schnitt von 12,7 kWh. Foto: Mag

Auf unserer Verbrauchsrunde über 100 Kilometer konsumierte der T03 lediglich 12,7 kWh. Im Alltagsbetrieb mit vielen Kurzstrecken und starkem Einsatz der Klimaanlage kamen wir letztlich auf 14,9 kWh inklusive Ladeverlusten – und unterbietet mit beiden Werten den Normwert (16,3 kWh) deutlich. Somit dürfte sich die Reichweite trotz des kleinen, netto 36 kWh fassenden Akkus, zwischen 220 und 280 Kilometer einpendeln.

Die Stärke der Rekuperation lässt sich nicht separat einstellen, sondern ist gekoppelt mit den drei Fahrmodi, wobei Eco nach dem Starten aktiv ist und die meiste Rekuperation bietet. Diese verringert sich in der Einstellung Normal und noch weiter im Sportmodus.

Noch ein Wort zum Navi: Bis zum Schluss der Testzeit haben wir es nicht geschafft, dass das System eine Adresse findet. Stets kam eine Fehlermeldung – sowohl bei der händischen als auch bei der mündlichen Eingabe. Wir vermuten einen Softwarefehler als Grund. Leider kann man auch nicht auf Android Auto oder Apple CarPlay ausweichen, denn das wird (noch) nicht angeboten.

Leapmotor T03
Im Fond finden zwei Mitreisende Platz.

Mit 18.900 Euro unterschreitet der T03 wie erwähnt die 20.000-Euro-Grenze. Hinzu kommen aber noch die happigen Überführungskosten von 1.195 Euro, die zumindest beim Online-Kauf zusätzlich anfallen und den Preis auf 20.095 Euro hochtreiben. Die Garantie für den Akku liegt bei 8 Jahren oder 160.000 Kilometern, die für das Fahrzeug bei 3 Jahren und 120.000 Kilometer. Betriebskosten hat der ADAC für dieses Modell noch nicht berechnet.

Fazit: Der T03 macht vieles gut bis sehr gut; Fahreigenschaften und Raumausnutzung können beeindrucken. Bei der Bordelektronik sowie dem Spurassistenten sollte der Hersteller nachbessern. Android Auto und Apple CarPlay würden viele Schwächen beseitigen. Titelfoto: Leapmotor

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Leapmotor T03 – Technische Daten:

Fünftüriger, viersitziger Elektro-Kleinwagen mit Frontantrieb; Länge: 3,62 m, Breite: 1,57 m, Höhe: 1,65 m, Radstand: 2,40 m. Kofferraum 201 – 880 Liter, Gewicht 1.175 kg, kein Frunk, keine Anhänge-, Stütz- oder Dachlast.

E-Antrieb, LFP-Batterie mit 37,3 kWh (netto 36 kWh), Leistung 70 kW/95 PS, Vorderradantrieb, max. Drehmoment 158 Nm, 1-Gang Automatik, 0-100 km/h: 12,7 s, Vmax: 130 km/h, Verbrauch 16,3 kWh/100km (kombiniert, WLTP), elektrische Reichweite 265 km (WLTP).

Messwerte: Max. Ladeleistung AC: 3,5 – 6,6 kW, DC: 45 kW, Ladezeit von 16 auf 80 % SoC: 45 Minuten.

Verbrauch: 16,8 – 17,2 kWh (WLTP), Testverbrauch (inkl. Ladeverlusten): 14,9 kWh, Testrunde (100 km): 12,7 kWh, Reichweite: ca. 220 – 280 km.

Preis: 18.900 Euro.

Geringer Verbrauch

Gute Reichweite

Gute Raumausnutzung

Gute Ausstattung

Lebendiger Motor

Viele Einstellmöglichkeiten

Kein DAB-Radio

Nervige Klingeltöne

Langsames Laden

 

 

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