Übertragungsnetzentgelte

Regierung senkt die Übertragungsnetz-entgelte

Durch einen Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten will die Regierung die Stromkosten senken. Private Kunden profitieren aber kaum.

Die Bundesregierung hat mit ihrem neuen Energiepaket einen milliardenschweren Zuschuss zu den Übertragungsnetzentgelten beschlossen, um die steigenden Strompreise für Millionen private Haushalte und Unternehmen spürbar zu senken. Für das Jahr 2026 sind Bundesmittel in Höhe von 6,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) eingeplant. Ziel ist es, die Netzentgelte zu dämpfen – ein Kostenfaktor, der mit aktuell etwa 28 Prozent einen erheblichen Anteil am Strompreis ausmacht und in den letzten Jahren infolge des Netzausbaus stark angestiegen ist.

Hintergrund: Warum die Netzentgelte steigen

Die Netzentgelte sind Gebühren, die die Betreiber der Stromübertragungsnetze für die Nutzung ihrer Infrastruktur erheben. Sie dienen vor allem dazu, die Investitionen in den Ausbau und die Instandhaltung der Stromnetze zu finanzieren, welche durch die Energiewende und die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien stark belastet sind. Seit 2015 haben sich die Kosten für das Übertragungsnetz in Deutschland von rund 15,9 Milliarden Euro auf über 33 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Trotz der Abschaffung der EEG-Umlage im Jahr 2022 gingen die Preise nicht zurück, weil die Netzentgelte in vielen Regionen weiter stiegen und auf die Verbraucher umgelegt wurden.

Laut aktuellen Gesetzesentwürfen werden ab Januar 2026 jährlich 6,5 Milliarden Euro zur Abfederung der Übertragungsnetzentgelte bereitgestellt. Die Finanzierung erfolgt direkt aus Bundesmitteln und nicht etwa aus bisherigen Umlagesystemen wie der EEG-Umlage oder der Strompreisbremse. Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber (Amprion, 50Hertz, TenneT, TransnetBW) erhalten diese Zuschüsse auf Basis ihrer prognostizierten Plankosten. Ergänzend dazu wird die Gasspeicherumlage ab 2026 abgeschafft, was die Verbraucher um weitere Milliarden pro Jahr entlastet.

Der Gesetzentwurf schreibt diese Zuschüsse fest und sieht vor, dass weitere Entlastungen möglich sind, wenn die Finanzmittel entsprechend im Haushalt bereitgestellt werden. Fachverbände wie der BDEW und VKU begrüßen die Maßnahme, fordern aber langfristige Planungssicherheit, um Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland zu stärken.

Wie wirkt sich das auf die Strompreise aus?

Die Übertragungsnetzentgelte sind aktuell mit bis zu 11 Cent pro kWh ein enormer Kostenfaktor – für einen Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh macht das rund 385 Euro pro Jahr aus. Mit dem Zuschuss rechnet die Bundesregierung für private Haushalte mit Einsparungen von etwa 100 Euro jährlich. Vergleichsportale und Expertengutachten gehen bundeseinheitlich von einer Senkung zwischen 1 und 2 Cent pro kWh aus. Nach Prognosen könnten die Preise für private Stromkunden damit ab 2026 im Schnitt rund zwei Cent pro kWh günstiger sein.

Laut Verbraucherzentralen können regional stärkere Effekte auftreten, etwa in Regionen mit einem geringen Anteil eigener Stromerzeugung, wo die Belastung durch Netzentgelte besonders hoch ist. In Gebieten mit starker lokaler Erzeugung sinkt der Effekt entsprechend.

Von der Senkung der Netzentgelte profitieren alle Stromkunden, sowohl private Haushalte als auch Unternehmen, da die Entgelte Bestandteil jeder Stromrechnung sind. Besonders spürbar wird die Entlastung bei Haushalten mit mittlerem und höherem Stromverbrauch, beispielsweise Familien mit jährlich etwa 4.000 kWh Verbrauch (Ersparnis ca. 80 – 100 Euro). Die Bundesregierung hat flankierend die Beibehaltung des EU-Mindeststeuersatzes für Strom für das produzierende Gewerbe und die Land- und Forstwirtschaft beschlossen, was zusätzliche steuerliche Entlastung von rund 3 Milliarden Euro jährlich bringt.

Auswirkungen für private Haushalte

Die energetische Gesamtrechnung für Verbraucher setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Energiepreis/Börsenpreis, Netzentgelt, Steuern/Umlagen und Anbieteraufschläge. Im Zuge der Strompreisverteuerung war das Netzentgelt allein 2024 in manchen Regionen doppelt so hoch – etwa 6,43 Cent statt 3,12 Cent/kWh nach der Streichung des alten Zuschusses. Mit dem neuen Zuschuss 2026 wird eine Trendwende angestrebt, um den Gesamtkostenanstieg für private Haushalte zumindest spürbar zu bremsen. Die Entlastung durch die Senkung der Übertragungsnetzentgelte wird auf jeder Rechnung sichtbar, und Stromanbieter sind verpflichtet, die staatliche Senkung weiterzugeben.

Übertragungsnetzentgelte
Besitzer von Photovoltaikanlagen werden die Sekung weniger genießen können. Foto: Amperfied

Zu beachten ist, dass die tatsächliche Belastung im Einzelfall variiert: Wohneigentümer mit eigener Photovoltaikanlage, Mieterstrommodelle oder Haushalte mit hohem Stromverbrauch werden die Folgen unterschiedlich stark erleben. Energieexperten und Verbraucherzentralen raten, Tarife zu vergleichen und gegebenenfalls Stromanbieter zu wechseln, um die volle Entlastung zu erhalten. Insbesondere regionale Versorger sind verpflichtet, die Netzentgelt-Senkungen an ihre Kunden weiterzugeben.

Der Ausbau der Stromnetze bleibt eine zentrale Herausforderung. Die Netzentgelte finanzieren die Modernisierung und den Umbau auf ein Erneuerbaren-Netz, wodurch in den nächsten Jahren weitere Investitionen nötig werden – trotz Zuschüssen. Politisch wird deshalb diskutiert, die Zuschüsse regelmäßig zu überprüfen und längerfristig im Haushalt zu verankern. Ohne diese Entlastungen droht der Strompreis wieder zu steigen, wenn neue Großprojekte (Offshore-Wind, Nord-Süd-Korridore) umgesetzt werden.

Weitere Herausforderungen bestehen im Verteilnetzausbau (z. B. für Elektromobilität und Wärmepumpen) und im Lastmanagement. Je nach Netzauslastung und Region kann es Unterschiede bei den Netzentgelt-Senkungen geben.

Kritische Stimmen und Ausblick

Verbraucherverbände und Branchenexperten mahnen an, dass die Senkung der Netzentgelte allein nicht ausreicht, um die Energiekosten nachhaltig zu senken. Das Energiepaket der Bundesregierung wird begrüßt, kritisiert wird jedoch die zeitliche Begrenzung des Zuschusses. Für eine nachhaltige und planbare Preisentwicklung fordern Verbände eine dauerhafte Lösung statt fortlaufender Einzelentscheidungen. Insbesondere die Stahlindustrie und andere stromintensive Branchen warnen vor fehlender Planungssicherheit, da ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsbereitschaft in die Klimaneutralität langfristige Preissicherheit fehlt.

Verbraucher sollten nun:

  • Stromrechnung sorgfältig prüfen: Ab 2026 sollte sich die gesenkte Netzentgeltkomponente sichtbar auf dem Abrechnungsblatt finden.
  • Anbieter vergleichen: Gerade bei regionalen Unterschieden lohnt sich ein Tarifvergleich und eventuell ein Anbieterwechsel.
  • Volle Entlastung einfordern: Der Zuschuss ist gesetzlich geregelt; alle Stromanbieter sind verpflichtet, die Senkung an Verbraucher weiterzugeben.
  • Effizienter Stromverbrauch: Unabhängig vom Preis lohnt sich stromsparendes Verhalten – der kombinierte Effekt aus Preisreduktion und Verbrauchsoptimierung erhöht die Einsparung.
  • Chancen für den Umstieg auf E-Mobilität oder Wärmepumpe: Mit sinkenden Netzentgelten wird der Betrieb elektrischer Systeme günstiger; der Ausbau Erneuerbarer bleibt eine sinnvolle Strategie.

Fazit: Die Senkung der Übertragungsnetzentgelte und die damit verbundene Entlastung für private Haushalte markiert einen wichtigen Schritt der Bundesregierung, um den Anstieg der Energiekosten zu bremsen und bezahlbare Strompreise in Deutschland zu gewährleisten. Die Maßnahme bringt laut Prognose jährlich rund 100 Euro Entlastung für die meisten Haushalte und wirkt sich auch auf Unternehmen und das produzierende Gewerbe aus. Titelfoto: pixabay

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