Gegen einen flotten Kurvenstrich hat der CUV e: nicht einzuwenden. Foto: Honda

Unterwegs mit Hondas CUV e:

Mit dem CUV e: verlässt Honda die 45-km/h-Nische und bringt einen E-Scooter, der Tempo, Qualität und Alltagstauglichkeit vereint.

Hondas Motorradsparte macht beim Thema Elektroantrieb Tempo. Seit 2023 beschränkte sich das Null-Emissions-Angebot der Japaner auf den kleinen Scooter EM1 e:, doch zum Jahreswechsel folgt mit dem „EV Fun“ das erste Elektromotorrad. Noch früher, ab Ende September, geht außerdem der neue CUV e: an den Start – ein E-Roller im 125er-Segment, der auf einer ersten Testrunde mit Qualität und ausgewogenen Fahreigenschaften zu überzeugen wusste.

Das große Manko des EM1 e: ist seine Einstufung in die 45-km/h-Klasse, die ihn im deutschen Stadtverkehr leider zum rollenden Hindernis macht. Anders der CUV e:, der mit seinem in die Einarmschwinge integrierten, 6 kW/8 PS starken Motor munter vornewegfahren kann. Ampelstarts gelingen flott, bis zu 83 km/h Spitze sind möglich. Honda setzt dabei nicht auf spektakuläre Kraftausbrüche, sondern auf eine harmonische Leistungsentfaltung.

Auch hinsichtlich Qualität und Verarbeitung hinterlässt der CUV e: einen guten Eindruck. Alle Fotos: Honda/Thorsten Weigl
Auch hinsichtlich Qualität und Verarbeitung hinterlässt der CUV e: einen guten Eindruck. Alle Fotos: Honda/Thorsten Weigl

Leise, kontrolliert und stressfrei

Die Power-Abgabe wirkt wohldosiert, die Beschleunigung ist angenehm linear, im Sportmodus sogar lebhaft, ohne jedoch ein Sprintvermögen zu entfesseln, dass Sportwagenfahrer neidisch macht. Leise, kontrolliert und stressfrei geht es voran, ganz so, wie man es sich im urbanen Alltag wünscht.

Auch das Fahrwerk reiht sich nahtlos in dieses stimmige Gesamtbild ein. Die Abstimmung ist straff genug für klare Rückmeldungen, aber nie unbequem. Der Roller lenkt neutral ein, verhält sich berechenbar und vermittelt auch in Schräglage Vertrauen. Die aufrechte Sitzposition bietet selbst größeren Fahrern ausreichend Platz, ohne dass die Knie mit den Lenker-Enden kollidieren. Schon nach wenigen Kurven hat man das Gefühl, die Linie präzise mit Hand und Hüfte setzen zu können – frei von nervösem Kippeln oder Korrekturbedarf.

Eine schöne Lösung ist das große Farbdisplay des CUV e:
Eine schöne Lösung ist das große Farbdisplay des CUV e:

Positive Ausgewogenheit

Angesichts der unter der Sitzbank platzierten Akkus, die den Schwerpunkt höher legen als es etwa bei den neuen Modellen von Niu mit Unterbodenakkus der Fall, überrascht diese Ausgewogenheit positiv. Eindeutig nachteilig ist das Packaging von Honda allerdings wenn es um Gepäck geht: Der Raum unter der Sitzbank bleibt für dieses tabu.

Bei der Fahrwerkskonstruktion kommt der CUV e: klassisch daher: Telegabel vorne, seitlich angebrachter Einzeldämpfer hinten. Im Zusammenspiel mit den kleinen 12-Zoll-Rädern funktioniert das Setup überzeugend. Auch bei Höchstgeschwindigkeit fährt sich der 120 Kilogramm schwere Scooter sicher und stabil. Schade ist, dass ein ABS fehlt. Vorne gibt es eine kleine, aber wirkungsvolle 190-Millimeter-Scheibe, hinten eine Trommelbremse, die dank Kombibremssystem gut zusammenspielen. Das reicht für jedenfalls für kontrollierte Verzögerungen auch bei beherzten Bremsmanövern.

Zur Ausstattung des CUV e: gehört auch ein Gepäckträger.
Zur Ausstattung des CUV e: gehört auch ein Gepäckträger.

Sauber verarbeitet

Optisch wie haptisch überzeugt der CUV e: mit sauberer Verarbeitung, wertigen Materialien und einem gut verdaulichen Design, das sich von manch günstiger Konkurrenz aus China wohltuend abhebt. Während China-Scooter oft schnell an Glanz verlieren, wirkt der Honda solide und langlebig. Pluspunkte sammelt er auch mit seinem großen 7-Zoll-Farbdisplay, das über Hondas Roadsync-System Smartphones einbindet und so auch Navigation ermöglicht. Praktischerweise gibt es ein Handschuhfach mit USB-Anschlüssen.

Die Praxisreichweite liegt dank eines Doppel-Akkupacks (2 x 1,3 kWh) bei rund 70 Kilometern. Wer sich gelegentlich Zurückhaltung am „Gas“griff gönnt, wird diese auch erreichen. Auf unserer Ausfahrt sank die Reichweitenanzeige zwar etwas schneller als die Kilometerzählung, für die meisten Stadtszenarien reicht die Kapazität jedoch aus. Das Handling der Batterien ist vorbildlich: Sie werden mit einem soliden Fixierungsmechanismus sicher arretiert. Der Stromkontakt auf der Unterseite der Batterie findet automatisch das Gegenstück im Batteriefachboden. Umständliches Hantieren mit Kabeln bleibt einem also erspart.

Praktischer Ausbau des Akkus. Die Kontakte sind im Batterieboden eingelassen. Fotos: Honda/Weigl
Praktischer Ausbau des Akkus. Die Kontakte sind im Batterieboden eingelassen. Fotos: Honda/Weigl

Einfaches Handling

Dank ergonomischer Griffe und moderatem Gewicht von je zehn Kilogramm lassen sie sich die beiden Stromspeicher einfach entnehmen und zur nächsten Steckdose führen. Das Laden an einem 230-Volt-Anschluss dauert rund sechs Stunden. Honda legt dafür gleich zwei Ladegeräte bei, sodass beide Akkus garantiert auch über Nacht parallel voll werden.

Unterm Strich präsentiert Honda mit dem CUV e: einen E-Roller, der die Markenwerte Qualität, Langlebigkeit und Alltagstauglichkeit überzeugend in die Elektrowelt überträgt. Mit rund 5.000 Euro ist er zwar kein Schnäppchen, doch im Vergleich zur chinesischen Konkurrenz fällt der Aufpreis überschaubar aus. Angesichts des soliden Gesamteindrucks dürfte sich die Investition für viele Kunden gerade auf lange Sicht lohnen. Und außerdem ist die Ausstattung mit smarten Konnektivitätsfunktionen, zwei Akkus, zwei Ladegeräten und Smartkey-System vorbildlich.  Mario Hommen/SP-X

Honda CUV e – Technische Daten:

Motor: E-Drive Seitenmotor, Nennleistung 6 kW/8,2 PS, Drehmoment 240 k.A.; zwei Lithium-Ionen-Akkus, je 1,3 kWh Maximalkapazität, Betriebsspannung 50 V

Fahrwerk: Unterzug-Stahlrahmen, Telegabel, Einarmschwinge hinten mit seitlichem Federbein, 12-Zoll-Alugussräder, Reifen 100/90-12 (vorne) und 110/90-12 (hinten). 19 cm Einscheibenbremse vorne, hinten Trommelbremse

Assistenzsystem: CBS

Maße und Gewichte: Länge; 1,97 m, Breite 0,68 m, Lenkerhöhe 0,99 m, Radstand 1,31 m, Sitzhöhe 76 cm, Gewicht fahrfertig 120 kg, Zuladung k.A.

Fahrleistungen und Verbrauch: 0 bis 100 Meter in 8 sec., Höchstgeschwindigkeit 83 km/h, Reichweite über 72 km, Ladezeit pro Akku 6 Stunden

Preis: 4.999 Euro

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