Die Käufer machen einfach nicht, was sie sollen. Die Autohersteller nicht, was sie müssten. Und die Politik macht alles nur noch schwerer. Ein Kommentar.
Alles hängt ja irgendwie mit allem zusammen. So ist es auch im Automobilbereich. Nehmen wir die Pkw-Neuzulassungen. Die liegen laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nach den ersten sieben Monaten des Jahres bei knapp 1,71 Millionen, ein Plus von immerhin 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weitet man den Blick zeitlich ein wenig ist festzustellen, dass die Zulassungen sich bestenfalls dem Niveau des FC Augsburg (Verzeihung liebe Fans dieses sympathischen Clubs) in der Fußball-Bundesliga bewegen – also unterer Durchschnitt.
Natürlich wird viel gejammert und natürlich hat die Flaute viele Ursachen. Wir haben, wie es sich für diese Rubrik gehört, einen Blick auf die bisherigen Meldungen der Woche geworfen. Wir berichteten über den Audi Q8 E-Tron, den VW ID.3 GTX, den Nio EL8 oder auch den Kia EV3. Wobei letzterer unter den genannten, allesamt elektrisch angetriebenen Fahrzeugen mit einem Basispreis von 36.000 Euro das günstigste Angebot ist und nicht mindestens 300 PS hat.
Stromer auf dem Rückzug
Kein Wunder, dass laut KBA der Marktanteil reiner Stromer im Juli gerade noch bei knapp 13 Prozent lag, ein Rückgang von 37 Prozent zum Vorjahresmonat. Es mag – wie viele behaupten – auch an der gestrichenen E-Auto-Prämie liegen, obwohl diese von den Herstellern in fast allen Fällen durch geringere Preise ausgeglichen wird. Es könnte auch an enttäuschenden Erlebnissen etwa mit Reichweiten und Nachladen liegen. Einleuchtender erscheint uns: Die Elektriker (nicht die Handwerker, die aber auch) sind viel zu teuer. Genauer gesagt: Es gibt zu wenig für den Normalverdiener wirklich erschwingliche Elektroautos. Da darf man den hochbezahlten Managern der Autoindustrie schon attestieren, dass sie bei ihren Plänen zur Elektrifizierung offensichtlich zu lange Zeit auf margenträchtige und in der Bilanz viel CO2 einsparende große SUV gesetzt haben. Hinzu kommt natürlich die erratische und viel zu wenig erklärende Politik in Tateinheit mit einer lauten Verbrennerlobby.
Eine aktuelle repräsentative Umfrage aus dieser Woche zeigt: 44 Prozent würden die EU-Vorgabe, ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen, am liebsten ganz kippen. Weitere 26 Prozent möchten, dass dieser Termin nach hinten geschoben wird. Angesichts der Tatsache, dass 2035 noch zehn Jahre weg ist, darf man Menschen, die das noch für zu früh halten, guten Gewissens zu den E-Mobilitäts-Verweigerern zählen. Sieben von zehn Autofahrern in Deutschland würden also am liebsten, dass alles so weitergeht wie bisher. Klimawandel? Hauptsache günstig Auto fahren. Schnell noch also einen Diesel oder Benziner kaufen.
Soll alles so weitergehen?
Das allerdings könnte sich Fehlschluss erweisen, auch wenn die Spritpreise gerade so günstig sind wie seit langem nicht, aber das wird nicht so bleiben. Wobei „günstig“ bei Durchschnittspreisen von 1,60 für Diesel und 1,73 für den Liter Benzin eher eine Sache des persönlichen Einkommens ist.
Wer einen kleinen Neuwagen will, hat es generell schwer. Elektroautos bei den Kleinwagen gibt es noch immer kaum und bei den Verbrennern schaffen die Hersteller bis auf wenige Ausnahmen die Kleinstwagen ab. Diese Woche gab Mitsubishi das Ende des Space Star bekannt, des mit 12.000 Euro derzeit zweitgünstigsten Neuwagens in Deutschland. VW Up und Renault Twingo werden ebenfalls nicht mehr neu aufgelegt. Zu teuer sei es, so die Hersteller, die günstigen Kleinen auf die von der Politik gesetzten Anforderungen an einen Neuwagen hochzurüsten. Da setzt man lieber auf Modelle, die mehr Gewinn bringen.
Andere Hersteller wie Toyota (Aygo X), Hyundai (i10) oder Kia (Picanto) schaffen es irgendwie. Und ein verlorener Käufer – sagen wir für VW (ehemals VOLKSWAGEN!) – wird so schnell nicht mehr zurückkommen. Übrigens: Der durchschnittliche Ausstoß des Klimagases CO2 eines Neuwagens ist im Juli auf 121 Gramm je Kilometer gestiegen, das sind 7,2 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresmonat.
Alles hängt eben mit allem zusammen. Aber Autohersteller, Politiker und Verbraucher schauen nur auf sich und ihren kurzfristigen „Erfolg“. Und alle zusammen stehen am Ende als Verlierer da. Peter Eck/SP-X
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