Volvo XC40 Recharge

XC40 Recharge: Volvo fährt die klare Linie

Mit dem XC40 Recharge P8 AWD stellt Volvo ein neues Auto vor, das nicht nur ein neues Auto ist. Die Schweden haben eine klare Zukunftsvision und der neue XC40 ist der nächste Schritt.

Ob Volvo auch in Sachen Wasserstoff oder Syn-Fuels für die Zukunft plane, wollten die Journalisten bei der Pressekonferenz von Volvo in Hamburg wissen. Volvo Deutschland-Geschäftsführer Thomas Bauch scheint diese Frage erwartet zu haben und gibt ein klares Bekenntnis ab: „Wir sind der Ansicht, dass sich die Elektromobilität voll durchsetzen wird.“ Es gebe keine Ambitionen bei Volvo, sich noch mit anderen Antriebsformen zu befassen.

Viel Volvo, viel Google

Und für den nächsten großen Schritt in diese Richtung steht der XC40 Recharge P8 AWD. Ein Stadt-SUV mit einem großen Schuss Google. Wer ein Android-Smartphone benutzt, fühlt sich im neuen E-Volvo ganz zuhause. Denn nahezu alles im Fahrzeug lässt sich über ein Hochkant-Display steuern, das mit Googles Betriebssystem läuft. Die Navigation übernimmt Google Maps und auch das generelle Design des Interface gleicht dem eines Smartphones. Ansonsten wirkt das Innere des Wagens wenig aufregend – im positiven Sinne. Denn das Design stimmt natürlich und gefällt, wie von den Schweden nicht anders zu erwarten. Besonders auffällig ist außer dem großen Display aber nichts, außer dem Fehlen eines Start/Stopp-Knopfes. Der Fahrer muss sich einfach nur in das Auto setzen, den Fuß auf die Bremse stellen, auf „Drive“ schalten und kann losfahren. Ein Sensor im Sitz macht das möglich.

Android-Nutzer fühlen sich im Volvo wie zuhause. Fotos: Volvo

Unsere Testfahrt beginnt mitten in der Hamburger Innenstadt. Denn im Stadtverkehr „fühlt sich der Wagen am wohlsten“, hieß es von Volvo bei der Pressekonferenz. Ob sich Touchscreens allgemein zum Bedienen von Autos eignen, bleibt allerdings fragwürdig. Denn ein Touchscreen bietet nun mal kein haptisches Feedback, sondern fordert Augenkontakt und Zielsicherheit mit dem Finger. Im Hamburger Innenstadtverkehr mit eiskalten Händen die Einstellung zur Lenkradheizung auf dem Display zu finden und zu treffen, ist abenteuerlich. Ein einfacher Knopf am Lenkrad oder dem Amaturenbrett für kleinere Einstellungen wie diese, wären vielleicht nicht so schick, aber beim Fahren definitiv ein Erleichterung.

Sonst fährt sich der Volvo angenehm. One-Pedal-Driving heißt hier das Zauberwort. Der Wagen rekuperiert bei Wegnahme des Fußes vom Gaspedal so stark, dass ein zusätzliches Treten der Bremse nicht mehr nötig ist. Wenn man sich auch daran gewöhnen muss, den Fuß nicht einfach vom Pedal zu nehmen, denn das kommt einer starken Bremsung gleich. Nach kurzer Eingewöhnung vereinfacht das nicht nur das Fahren, sondern sorgt auch dafür, dass der Ladebalken, der ebenfalls stark an den eines Smartphones erinnert, in der Stadt nur sehr langsam zurückweicht. Der permanente Druck, der auf das Strompedal ausgeübt werden muss, macht sich nach unserer etwa zweistündigen Fahrt allerdings im Fußgelenk negativ bemerkbar. Etwas schwammig fühlt sich das Anfahren an. Das Strompedal muss ungewohnt weit gedrückt werden, um den XC40 von Ort und Stelle zu bekommen. Eine Kleinigkeit, die aber verblasst, wenn das Fahrzeug erstmal ins Rollen gekommen ist. Denn dann gefällt der Volvo mit einem sehr ruhigen Fahrgefühl und einer hohen Lauffreudigkeit. „Elastizität“, wie der Hersteller es nennt.

Über 500 Kilometer in der Stadt

Im Stadtverkehr soll der Volvo sogar über 500 Kilometer mit einer Batterieladung schaffen, ansonsten ist die Reichweite der Batterie mit 75 kWh mit etwas über 400 Kilometern angegeben. Rund zwanzig Prozent der Akkuladung verbrauchten wir auf unserer knapp 90 Kilometer langen Testfahrt durch Hamburg und über die Landstraßen im Umland. Innenraum- und Lenkradheizung auf niedriger und teils mittlerer Stärke. Mit insgesamt 408 PS wird der XC40 Recharge von je einem Motor an Vorder- und Hinterachse angetrieben. Ein 11-kW-Bordladegerät ermöglicht das Aufladen, an Gleichstrom-Schnellladern dauert es 40 Minuten, um den Akku auf 80 Prozent zu bringen. Serienmäßig ist ein Notbremssystem verbaut, das automatisch Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer erkennt oder beim Abbiegen bremst, wenn ein Fahrzeug entgegenkommt. Auch wird der Fahrer bei Übermüdung gewarnt.

Der Innenraum ist unauffällig. Man vermisst allerdings nichts.

Bereits im Vorfeld hatte Volvo über die Nachhaltigkeit des Autos informiert. Bis 2025 wollen die Schweden erreichen, dass die Hälfte des gesamten Fahrzeugabsatzes auf reine E-Autos entfallen, der Rest auf Hybride. Ebenfalls sollen bis 2025 die Emissionen pro Fahrzeug um 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2018 sinken, 2040 will man klimaneutral sein. Es sei Volvo bereits gelungen, so Thomas Bauch, die CO2-Emissionen der auf dem deutschen Automarkt verkauften Fahrzeuge zwischen 2019 und 2020 um 20,5 Prozent zu reduzieren. Trotz Pandemie ist der Marktanteil von Volvo gewachsen, wenn auch die weltweit verkauften Autos der Marke um 6,2 Prozent zurückgegangen sind. Top-Modell ist der XC60 mit 191.000 verkauften Einheiten. Der Lockdown mache sich weiterhin im Jahr 2021 bemerkbar, erklärte Thomas Bauch während der Pressekonferenz. Doch habe die Pandemie den Zeitplan Volvos, in Zukunft auf E-Autos zu setzen, massiv gestrafft. Der XC40 Recharge sei eines von fünf Elektroautos, die bis 2025 auf den Markt kommen sollen, noch 2021 folgt das nächste.

Auch den Preis wolle man in Zukunft anpassen. Derzeit ist der XC40 Recharge P8 AWD nicht unter 60.000 Euro zu bekommen, mit Extras steigt der Preis natürlich noch deutlich höher. Ab dem Modelljahr 2022 solle der Preis für das Fahrzeug aber „deutlich unter 60.000 Euro“ gehen, damit das Fahrzeug förderfähig bleibt, teilt Volvo im Rahmen der Pressekonferenz mit.

Volvo liefert mit dem XC40 Recharge P8 AWD ein solides E-SUV ab, das sich aufgrund der starken Rekuperation und der eingebauten Sicherheits-Features für die Stadt gut eignet, wenn auch die aktuelle Preisgestaltung recht happig ist. NM/Titelfoto: Volvo

Technische Daten – Volvo XC40 Recharge P8 AWD:

Fünfsitziger, fünftüriger SUV, Länge: 4,42 Meter, Breite: 1,86 Meter (mit Außenspiegel 2,03 Meter), Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Kofferraumvolumen: 414 – 1.290 Liter.

Zwei Permanent-Synchronmotoren, zweimal 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 660 (2 x x330) Nm bei 0 – 4.350 U/min, Allradantrieb, Einganggetriebe, Akkukapazität: 78 kWh, Ladeanschluss: Typ2, AC-Lader: dreiphasig 11 kW, DC-Ladeleistung: 150 kW, 0-100 km/h: 4,9 sek, Vmax: 180 km/h, Normverbrauch: 23,8 – 25,0 kW/h, Normreichweite (WLTP): 400 – 519 km, CO2-Ausstoß: 0 g, Effizienzklasse: A+; Preis: ab 60.436,97 Euro.

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