Sealion 7

BYD Sealion 7: Der Eroberer aus China?

Der BYD Sealion 7 hinterließ zunächst einen hervorragenden Eindruck. Doch dann fuhren wir zum Schnellladen. Der Fahrbericht.

Wie schon im Test-Tagebuch erwähnt, ist die chinesische Automarke Build Your Dreams, kurz BYD, der größte Elektroautobauer der Welt – noch vor Tesla. Seit fast zwei Jahren ist BYD auch in Deutschland präsent, doch das Handelsnetz befindet sich noch im Aufbau. Bisher hat man etwa 30 Vertriebsstandorte in Deutschland, bis Ende des Jahres sollen es immerhin 120 sein. Da wundert es wenig, dass man hierzulade im ersten Quartal 2025 lediglich rund 1.200 Fahrzeuge absetzte.

BYD Sealion
Gefälliges Design: BYD Sealion 7. Fotos: Mag

Da ist es freilich an der Zeit, uns mal einen BYD genauer anzuschauen und diesem auf den Zahn zu fühlen. Wir wählten zu diesem Zwecke den jüngsten Spross auf dem deutschen Markt, den Sealion 7, in der mittleren Ausstattungsversion namens „Design“. Somit kann er auf zwei E-Motoren (ASM vorne, PSM hinten) mit zusammen 390 kW (530 PS) zurückgreifen, die das 2,43 Tonnen schwere Gefährt in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Natürlich mit Antrieb auf allen vier Rädern.

Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum BYD Sealion 7.

Gespeist werden die Triebwerke von einer netto 91,3 kWh großen LFP-Batterie, die eine Reichweite von 502 Kilometern ermöglichen soll. Im Gegensatz zur NMC-Batterie ist der LFP-Akku sicherer, da er keinerlei Brandgefahr darstellt. Zudem kann man ihn ständig auf 100 Prozent laden, ohne dass er abbaut. Der Nachteil: Er speichert weniger Energie.

LFP-Akku: 91,4 kWh für 502 Kilometer

Sealion 7
Im Innenraum herrscht eine luftige Atmosphäre. Der Bildschirm lässt sich drehen.

Da chinesische Autos hierzulande noch wenig Bekanntheit sowie Markenimage besitzen, müssen sie sich auch über den Preis verkaufen. Das gilt auch für den Sealion 7. In der Basisausführung mit einem Motor, 230 kW, 82,5 kWh-Akku und einer Ladeleistung von 150 kW kostet er 48.000 Euro. Ein Head-up-Display ist für die Basis nicht zu haben. In „unserer“ Version mit gefühlt schon allen Extras muss man 56.000 Euro auf den Tisch blättern – inklusive HUD. Darüber gibt es noch „Excellence“ für 60.990 Euro; eine Mehrausstattung erschließt sich aus dem Konfigurator aber nicht.

Doch werfen wir einen Blick auf das Fahrzeug. Vor allem das Platzangebot ist enorm. Selbst auf den (verstellbaren) Rücksitzen findet ein 2,05 Meter großer Passagier ein sehr kommodes Auskommen und üppige Beinfreiheit – ohne dass der Vordersitz nach vorne verschoben werden muss wohlgemerkt. Und die Materialqualität und die Verarbeitung qualifizieren den Sealion durchaus für einen Vergleich mit Konkurrenten aus dem Premium-Segment.

BYD Sealion
Auch im Fond bietet der BYD Sealion jede Menge Platz wie der Sitztest eines 2,05 Meter großen Passagiers belegt.

Die Größe des Seelöwen macht sich freilich auch bei den Ladekapazitäten bemerkbar. Der Laderaum fasst beachtliche 520 bis 1.789 Liter – allerdings bei umgelegten Rücksitzen mit einer kleinen Stufe -, und unter dem Ladeboden finden sich weitere Staumöglichkeiten. Der Frunk fasst 58 Liter. Die Anhängelast beträgt 1.500 kg gebremst und 750 kg ungebremst, die Dachlast 75 kg. Keine Infos gibt es zur Stützlast.

Innenraum: Jede Menge Platz

Insbesondere bei Pkw chinesischer Provenienz lohnt sich der Blick auf die Bedienung und die akustischen Warnungen. Nun, hier hat BYD gelernt. Es gibt keinen best body, der einem ständig mit Warnungen in den Ohren liegt. Das Euro-Klingeln ist sehr zurückhaltend gestaltet und besteht aus drei leisen Pieptönen, die sich über den Monitor mit einem Fingertippen abschalten lassen.

Sealion 7
Der Laderaum fasst bis zu 1.789 Liter.

Ansonsten geben sich die Assistenten sehr zurückhaltend: Der Spurhalteassistent reagiert im richtigen Moment und hält wunderbar die Spur, wenn man den adaptiven Tempomaten einschaltet. Allein der Aufmerksamkeitswarner reagiert viel zu empfindlich, warnt ständig mit einem kurzen Klingelzeichen und einer Anzeige auf dem Fahrerdisplay; leider dimmt er dabei kurz die Lautstärke der gut klingenden Soundanlage runter.

Physische Tasten gibt es nur wenige rund um den Getriebehebel – unter anderem eine Starttaste sowie Parkbremse und Klimaautomatik – sowie in der Tür für die Außenspiegel. Ein wenig stiefmütterlich wird das Thema Rekuperation im Sealion 7 behandelt, denn man kann sie nur in einem Untermenü verändern und das auch nur in zwei Stufen (stark/schwach). Lenkradpaddels gibt es nicht. Dafür kann man den Ladestrom in mehreren Stufen einstellen; Ladegrenzen leider nicht. Alles in allem findet man sich in den Menüs gut zurecht. Einiges, aber nicht alles kann der sehr verständige Sprachassistent erledigen.

Verbrauch: Unterm Strich 23,9 kWh

Sealion 7
Beim ersten Schnellladen enttäuschte der Sealion 7. Foto: Mag

Als WLTP-Verbrauch gibt BYD 21,9 kWh an – ein Wert, der sich bei warmen Temperaturen auch erreichen lässt. Unsere Testrunde über knapp 100 Kilometer absolvierten wir bei 16 Grad mit 22,8 kWh, wobei wir auf dem Autobahnabschnitt mit Geschwindigkeiten zwischen 120 und 130 km/h unterwegs waren. Der Gesamtverbrauch über die gesamte Testdauer pendelte sich (mit Ladeverlusten) bei 23,9 kWh ein. Für ein gut 2,4 Tonnen schweres E-Auto ein recht guter Wert.

Weniger gut sah es beim Schnellladen aus. Der erste Versuch scheiterte kläglich: Nach 30 Minuten Fahrzeit fuhren wir im Regen und bei 10 Grad Außentemperatur „unseren“ EnBW-HPC-Lader an. Wichtig zu wissen: Der Sealion 7 verfügt nicht über eine Akku-Vorheizung; laut Hersteller soll die Wärmepumpe die Restwärme aus verschiedenen Quellen nutzen, um den Innenraum und die Batterie zu temperieren. Eine gezielte Vorwärmung ist wohl nur über die App möglich – aber auch dabei gibt es derzeit wohl Einschränkungen.

HPC-Laden: Drama bei kühlem Wetter

Sealion 7
Die Ladekurve beim zweiten Schnellladen.

In Unkenntnis dieser Tatsachen stöpselten wir den BYD mit einem Rest-SoC von 12 Prozent an und wunderten uns nicht schlecht, dass die Ladeleistung nur ganz kurz auf 70 kW kletterte, um danach auf 36 kW abzusacken und dort zu verharren. Noch überraschender: Bei 20 Prozent SoC brach der Ladevorgang ab. Bei einem zweiten Versuch lief es nicht besser, und auch ein Wechsel der Ladesäule brachte keine Verbesserung. Ergo beendeten wir das Drama.

Zum Glück änderte sich während der Testzeit das Wetter, so dass wir das Projekt Schnellladen ein zweites Mal angehen konnten; diesmal bei 21 Grad und Sonnenschein. Mit 15 Prozent SoC gestartet, kletterte die Leistung flott auf 136 kW und hielt sich dort eine geraume Weile, bevor sie abrupt auf 88 kW absackte und bis 80 Prozent SoC dort verweilte. Somit dauerte die Ladung von 15 auf 80 Prozent 36 Minuten. Die durchschnittliche Ladeleistung lag bei 111 kW.

Auch dieser Wert bleibt erheblich unter den Angaben des Herstellers von maximal 230 kW und 24 Minuten Ladedauer von 10 auf 80 Prozent. Hier sollte BYD schleunigst nacharbeiten. Wie nachzulesen ist, arbeitet man an Software-Updates, die die Funktionalität der Akku-Vorwärmung verbessern sollen. Ein konkreter Zeitpunkt für die Einführung dieser Updates wurde jedoch noch nicht genannt.

AC-Laden: Nur mit 11 kW

Sealion 7
Das Fahrerdisplay liefert viele Daten, ist aber auch etwas unübersichtlich.

Zudem sei zu erwähnen, dass der Sealion nur teilweise über eine Routenplanung mit integrierter Ladeplanung verfügt. Er bietet entlang der Strecke lediglich mögliche Ladestationen an, die passende zu finden bleibt dem Reisenden überlassen. AC lädt er übrigens mit 11 kW, ein 22-kW-Lader wird nicht angeboten, wäre bei einer Akkugröße von 91,4 kWh aber durchaus sinnvoll.

Fazit: Der Sealion 7 ist ein spannendes Auto mit vielen Qualitäten, umfangreicher Ausstattung, jede Menge Power und einer top Verarbeitung. Man merkt, dass die chinesische Autoindustrie sich schnell auf den europäischen Kunden eingestellt hat. Umso mehr überrascht das Ladeverhalten, das mit „ausbaufähig“ durchaus wohlwollend umschrieben ist.

Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum BYD Sealion 7.

BYD Sealion 7 Design AWD – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse mit 400-Volt-Architektur; Länge: 4,83 m, Breite: 1,93 Meter (mit Außenspiegeln: 2,19 Meter), Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,93 Meter, Kofferraumvolumen: 520-1.789 Liter, Frunk: 58 Liter, Anhängelast: 1.500/750 kg (gebremst/ungebremst), Dachlast: 75 kg, Stützlast: k.A..

Asynchronmotor vorn, Permanentsynchron-Motor hinten, Systemleistung: 390 kW/530 PS, Allradantrieb, Drehmoment: 690 Nm, 0-100 km/h: 4,5 s, Vmax: 215 km/h, Akkugröße: 91,4 kWh, Reichweite: 502 km (WLTP), Ladeleistung: 230 kW (DC), 11 kW (AC).

Messwerte (Winter): Max. Ladeleistung 11 kW AC, 134 kW DC, Ladeleistung (Durchschnitt) 111 kW, Ladezeit von 15 auf 80 % SoC: 36 Minuten.

Verbrauch: 19,6 kWh (WLTP), Testverbrauch (inkl. Ladeverlusten): 23,9 kWh, Testrunde (100 km): 22,8 kWh, Reichweite: ca. 350 – 400 km.

Preis: 55.990 Euro, Testwagenpreis: 55.990 Euro.

Viel Platz

Tolles Raumgefühl

Allradantrieb

Viel Power

Gute Bedienbarkeit

Zurückhaltende Assistenten

Großer Frunk

Relativ niedriger Verbrauch

Löchriges Servicenetz

Langsames Schnellladen

Kein 22-kW-AC-Lader

Kein EV-Routenplaner

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