Die klassische Tankstelle wird es in 15 Jahren nicht mehr geben, so eine Studie. Es steht ein großer Umbruch bevor.
Die Tankstelle wie wir sie seit Jahrzehnten kennen wird es nicht mehr lange geben. Wenn man einer Studie der Unternehmensberatung Bearing Point Glauben schenkt, werden Autonomes Fahren, vernetzte Mobilität und neue Nutzererwartungen ab dem Jahr 2024 für eine Revolution auf dem bereits heute schrumpfenden Markt sorgen. Doch schon in den kommenden Jahren sind große Änderungen in Geschäftsmodell und Nutzerverhalten zu erwarten – vor allem durch die elektrische Verkehrswende.
Sinkende Kraftstoffabsätze, steigende Betriebskosten und neue regulatorische Anforderungen üben schon heute Druck auf die noch rund 14.000 deutschen Tankstellen aus. Längst wird der Großteil des Profits über das Shop-Geschäft erwirtschaftet – doch auch das leidet unter der nachlassenden Kundenfrequenz durch E-Mobilität, geringere Fahrleistungen und sparsamere Verbrenner. Kunden erwarten zudem zunehmend Komfort, etwa kontaktloses Bezahlen oder Preis-Apps.
2035: Die Tankstelle wird zum Mobilitäts-Hub
Bis 2035 rechnet die Studie vor diesem Hintergrund mit tiefgreifenden Modifikationen – die Tankstelle wird zum Mobilitäts-Hub. Schnellladen, Integration ins Stromnetz und ein durch Digitalisierung geprägtes Kundenerlebnis heißen die Herausforderungen. Gastronomie, Paketshops und ein Shop mit Bio-Waren könnten für neue Besuchsanlässe sorgen. Auch eine Einbindung als Haltestellen für alternative Mobilitätsangebot könnten für Kundenverkehr sorgen. Im Zuge des Wandels rechnet die Studie auch mit einer neuen Betreiberstruktur: Die großen Mineralölkonzerne ziehen sich zurück, Lebensmittelhandel, Energieunternehmen und Mittelständler übernehmen.
Abgeschlossen ist der Wandel nach 2040. Fahrzeuge laden dann selbstständig, Tankstellen müssen stark ins Energienetz eingebunden sein und neue Geschäftsmodelle rund um Laden und KI-gestützte Fahrzeugwartung entstehen. Einen besonders hohen Veränderungsdruck erwarten die Experten in städtischen Regionen. Mit Flächenknappheit und hohen Mieten, strengen städtebaulichen Vorgaben sind die Herausforderungen dort besonders groß. Gleichzeitig bieten Städte aber auch Chancen: hohe Frequenz, digitale Infrastruktur und Innovationsbereitschaft sind vorhanden.
Auf dem Land wird der Wandel weniger disruptiv, aber ebenfalls tiefgreifend: Die Herausforderungen dort sind sinkende Fahrleistung und Frequenz, hohe Verbreitung von Heimladen und weniger wirtschaftliche Relevanz klassischer Tankstellen. Eine lokale Verankerung durch Einzelhandel und technische Dienstleistungen für die Landwirtschaft könnte die Chancen einzelner Betriebe erhöhen. SP-X/Titelfoto: Aral
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