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Audi Q8 e-tron: Feinarbeit am Detail

Audi verpasst dem e-tron das Kürzel Q8 und verfeinert ihn im Detail. Die Reichweite steigt auf bis zu 600 Kilometer. Erste Fahreindrücke.

Es ist sicher nicht einfach, ein komplett neues Fahrzeugkonzept perfekt auf die Straße zu bekommen. Doch mit dem e-tron hat Audi diese Aufgaben 2019 ziemlich gut gemeistert. Sowohl SUV- als auch Sportback-Version des Elektro-Pioniers konnten in Sachen Verbrauch, Platzangebot und Qualität überzeugen. Und auch an den Fahreigenschaften gab es im Prinzip nichts zu mäkeln.

Aber es gab auch Kunden, denen die Lenkung bei flotter Kurvenfahrt ein wenig zu indirekt war, das Fahrwerk sich gerade im Komfortmodus eine Spur zu weich anfühlte. Auf diese Kritik haben die Audi-Entwickler bei der jetzt erfolgten Modellpflege reagiert. Aber nicht nur das. Die Fortschritte der Technik in den vergangenen vier Jahren in Sachen E-Mobilität vor allem im Hinblick auf Ladeperformance und E-Motoren sind ebenfalls umfangreich bei der Überarbeitung der Baureihe eingeflossen.

800-V-Technologie erst mit dem Q6 e-tron

Die hat zudem einen Namenszusatz erhalten. Das Q8 vor dem e-tron soll klarstellen, dass es sich hier um das Top-Modell der elektrisch angetriebenen SUV der Marke mit den vier Ringen handelt. Denn nach dem Q4 e-tron als bisherigen Einstieg in Audis Elektrowelt wird es in naher Zukunft auch einen Q6 e-tron geben. Der wird erstmals auf der neuen Premium Platform Electric, kurz PPE, mit 800-Volt-Technologie stehen. Die Weltpremiere ist noch in diesem Jahr zu erwarten.

Q8 e-tron
Audi hat den großen e-tron umbenannt und einiges an Feinschliff angedeihen lassen. Fotos: Audi

Doch jetzt geht es erstmal um den Q8 e-tron, der außer dem veränderten Namen zusätzlich noch die neue Corporate Identity des Herstellers mit zweidimensionalen Audi Ringen an der Front und dem Heck sowie einer Lasergravur auf der B-Säule als erster Vertreter der Marke in die Autowelt trägt. In der lassen sich SUV und Sportback nun noch agiler bewegen. Außerdem haben die Techniker ihr Versprechen eingelöst, den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit noch ein wenig breiter auszulegen. Das serienmäßige Luftfahrwerk mit geregelter Dämpfung wurde gemeinsam mit der Lenkung neu abgestimmt. Das zentrale Fahrwerk-Steuergerät regelt die Dämpfer im Millisekunden-Takt für jedes Rad einzeln – abhängig von der Beschaffenheit der Straße, dem Fahrstil und dem Modus, der im Fahrdynamiksystem Audi drive select eingestellt ist. Hier stehen die Modi Comfort, Dynamik, Auto und auch Offroad zur Verfügung.

Wie schlägt sich das neue Fahrwerk?

Dabei ist der Q8 e-tron in der Comfort-Einstellung in flott gefahrenen engen Kurven keinesfalls als schwankendes Schiff unterwegs. SUV und Sportback reagieren auch dann erfreulich direkt auf Lenkanweisungen, die Karosserie bleibt stabil in Position und der Wagen brav in der vorgegebenen Spur. Unebenheiten der Straße indessen werden spürbar mehr gefiltert als im Modus Dynamik. Kennlinien der Dämpfer und des Fahrpedals werden in dieser Einstellung erkennbar geschärft und die Lenkungscharakteristik verändert. Außerdem senkt die Luftfeder die Karosserie um 13 Millimeter ab. Ein hohes Maß an Komfort bleibt aber weiterhin bestehen.

Q8 e-tron
Unser Autor Wolfgang Schäffer konnte den Q8 e-tron schon ausgiebeig testen.

Im Auto-Modus regelt der Q8 e-tron das alles selbstständig, ohne an die Grenzen der anderen Modi zu gehen. Wer sich abseits des glatten Asphalts fortbewegen will, der kann mit der Stellung offroad die Bodenfreiheit um 35 Millimeter erhöhen. Bei besonders schwierigem, unebenem Gelände lässt sich die Karosserie um weitere 15 Millimeter anheben. Bei unseren Testfahrten haben wir das allerdings nicht ausprobiert, sind auf festem Untergrund geblieben. Betont wird der Komfort des Autos zudem mit dem geringen Geräuschniveau. Im Innenraum bleibt es jederzeit extrem leise.

Bis zu 973 Nm Drehmoment im S-Modell

Der in drei Leistungsvarianten angebotene Q8 e-tron beeindruckt generell mit Agilität und Leistung. Das Basismodell (e-tron 50) kommt auf eine Boost-Leistung von 250 kW (340 PS), der e-tron 55 erreicht 300 kW (408 PS). Beide Antriebe haben ein Drehmoment von 664 Newtonmetern (Nm) und verfügen über einen elektrischen Allradantrieb mit je einer Asynchronmaschine an Vorder- und Hinterachse. Wir waren mit der SUV-Version des e-tron 55 unterwegs sowie mit dem 370 kW (504 PS) starken S-Modell als Sportback mit einem Drehmoment von 973 Nm unterwegs.

Der S hat zwei Asynchronmotoren an der Hinter- und einen an der Vorderachse. Da die beiden hinteren Maschinen getrennt voneinander je ein Hinterrad antreiben, außer der gemeinsamen Kühlung keinerlei mechanische Verbindung haben, lassen sich die Antriebsmomente über das elektrische Torque Vectoring in Millisekunden komplett zwischen den beiden Rädern verteilen.

Q8 e-tron
Das Fahrwerk wurde überarbeitet, der Q8 e-tron fährt nun sportlicher.

Dynamisch um die Ecken

Das hat auf kurvenreichen Straßen einen hohen Spaßfaktor zur Folge. Der SQ8 e-tron wieselt trotz seines hohen Gewichts von etwas mehr als 2,6 Tonnen und seiner Länge von 4,92 Metern dynamisch um die Ecken. Antritt und Durchzug sind wie bei E-Autos üblich ohnehin bestens. Im Vergleich zum SQ8 wirkt der Q8 55 e-tron trotz eines um etwa 100 Kilogramm geringeren Gewichts eine Spur schwerfälliger, trumpft aber ebenfalls mit einer gehörigen Portion Dynamik auf.

Wie viel Strom konsumiert der Q8 e-tron?

Doch wer die Performance ausreizt, der muss halt häufiger an die Ladesäule. Die WLTP-Werte von 24,6 kWh für die S-Version oder die 19,9 kWh für den Q8 55 e-tron rücken in weite Ferne, wenn der rechte Fuß ungezügelt im Einsatz ist. Geht es zudem noch bergauf, stehen schnell mal 35 oder auch 37 kWh auf der Verbrauchsanzeige des Bordcomputers. Anders bei gleichmäßigem Tempo zwischen 80 und 100 auf der Landstraße. In beiden Varianten gehen die Werte dann deutlich zurück, pendeln sich bei 24,9 (SQ8) beziehungsweise 21,8 kWh (Q8 55) ein. Für Fahrzeuge dieser Größenordnung durchaus annehmbare Werte. Die Batterien des Q8 e-tron haben eine Speicherkapazität von 89 kWh im Basismodell und 106 kWh bei den beiden anderen Varianten.

Wie weit kommt der Q8 e-tron?

Die WLTP-Reichweiten gibt Audi mit bis zu 505 im e-tron 50, bis zu 600 im e-tron 55 und bis zu 513 Kilometer im S an. Der Sportback soll bis auf die S-Version noch jeweils 20 Kilometer mehr schaffen. Unterm Strich sind das dann 32 Prozent mehr beim S und beim 55, beim Basismodell sogar 44 Prozent mehr an Reichweite als zuvor. Um in diese Bereiche zu bekommen, haben die Audi-Entwickler sowohl an der Aerodynamik als auch an der Technik der E-Maschinen gearbeitet.

Q8 e-tron
Der Q8 e-tron bietet nun unter anderem geringeren Verbrauch sowie mehr Reichweite.

Bei den an Vorder- und Hinterachse verbauten Asynchronmaschinen entsteht durch den Stromfluss in der Wicklung des Stators ein Magnetfeld, das die Achse des Rotors umläuft. Auf einen Permanentmagneten in der E-Maschine wird so verzichtet. Fließt kein Strom, produzieren die Motoren keine Schleppverluste und sind damit effizient. Für den Q8 e-tron haben die Techniker dieses Motorkonzept an der Hinterachse modifiziert. Statt zwölf erzeugen nun 14 Windungen das elektrische Magnetfeld. Das hat laut Audi den Vorteil, dass der Motor bei gleichem Stromfluss ein stärkeres Magnetfeld und damit ein höheres Motordrehmoment erzeugt. „Wird das nicht in vollem Maße abgerufen, benötigt der Elektromotor weniger Strom. Das senkt den Verbrauch und erhöht die Reichweite“, so ein Audi-Sprecher.

Maßnahmen für bessere Aerodynamik

Vor allem bei Langstreckenfahrten auf der Autobahn spielt die Aerodynamik eine wichtige Rolle. Je geringer der Luftwiderstandsbeiwert, desto besser der Verbrauch. Auffällig an der Front sind die großen Air Curtains unterhalb der Scheinwerfer, die wie viele andere Details der verbesserten Aerodynamik dienen. Neue Radspoiler am Unterboden (SUV vorn, Sportback vorn und hinten, beim S-Modell gar nicht) sorgen für einen strömungsgünstigen Luftfluss um die Räder. Ein steuerbarer Kühllufteinlass im Grill bietet eine hohe Kühlleistung und auf der anderen Seite aerodynamische Vorteile. Zudem haben die Entwickler für die Kühlluftführung ein neues Konzept eingeführt, dass mit selbstabdichtendem Bauteil im Vorderwagen die Strömungsverluste reduziert. Alles in allem sind damit Luftwiderstandsbeiwerte von 0,24 beim Sportback und 0,26 beim SUV erreicht worden.

Q8 e-tron
Die komplette Q8-e-tron-Familie stellt sich zum Gruppenfoto.

Lade-Performance verbessert

Trotz aller Neuerungen hinsichtlich Effizienz und damit Reichweite muss geladen werden. Und da hat Audi die Performance verbessert. Im Einstiegsmodell wurde die Ladeleistung von 120 auf 150 kW erhöht; beim 55 und beim S sind es nun 170 statt zuvor 150 kW. Damit soll die Lithium-Ionen-Batterie in 31 Minuten von zehn auf 80 oder in 26 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen werden können. Die Ladekurve verläuft laut Audi lange auf einem hohen Niveau. Das AC-Laden erfolgt serienmäßig mit einer Leistung von elf kW. Ein 22-kW-Onboardlader ist auf Wunsch verfügbar.

Preise: Start bei 74.400 Euro

Das Kofferraumvolumen beträgt wie gehabt 594 Liter beim SUV und 555 Liter beim Sportback. Beide Versionen verfügen über einen Frunk, der 62 Liter fasst. In der Basisversion wird der Audi Q8 e-tron mit 19 Zoll großen Rädern ausgeliefert. Felgen mit einer Größe bis zu 22 Zoll sind verfügbar. Serienmäßig verbaut sind das Audi virtual cockpit+ und das MMI Navigation plus. Darin enthalten ist der e-tron Routenplaner und die Ladeplanung. Der Einstiegspreis für den Audi Q8 e-tron liegt bei 74.400 Euro, der 55 liegt bei mindestens 85.300 Euro. Der SQ8 e-tron startet bei 95.800 Euro. Der Sportback kostet jeweils 2.250 Euro mehr.

Audi Q8 55 e-tron – Technische Daten:
Fünftüriges SUV der Oberklasse mit fünf Sitzen, Länge: 4,92 m, Breite ohne Außenspiegel 1.94 m, Höhe: 1,62 Meter. Radstand: 2,93 m, Kofferraum-Volumen: 596 bzw. 528 Liter (Sportback). Hinzu kommen 62 Liter im vorderen Gepäckabteil.

Je ein Elektromotor vorne und hinten, 300 kW/408 PS, maximales Drehmoment 664 Nm, Allradantrieb, Luftfederung, Batterie-Kapazität 114 kWh, Ladeleistung bis 170 kW. Ladedauer von 10 auf 80 Prozent: 31 Minuten, Reichweite: 582 km (600 km beim Sportback). Vmax: 200 km/h.

Q8 e-tron
An den Maßen (hier die Limousine) hat sich nichts geändert.

0 – 100 km/h: 5,6, Verbrauch nach NEFZ: 24,4 – 20, 6 kWh//100 km. CO2-Emission: 0 g/km.

Preis: ab 85.300 Euro (Sportback: 2.250 Euro Aufpreis).

Audi Q8 50 e-tron: Je ein Elektromotor vorne und hinten, 250 kW/340 PS, maximales Drehmoment 664 Nm, Allradantrieb, Luftfederung, Batterie-Kapazität 95 kWh, Ladeleistung bis 150 kW. Reichweite: 491 km (Sportback 505 km), Vmax: 200 km/h. 0 – 100 km/h: 6,0 sec., Verbrauch nach NEFZ: 23,7 – 18,5 kWh/100 km. CO2-Emission: 0 g/km.

Preis: ab 74.400 Euro (Sportback: 2.250 Euro Aufpreis).

Audi SQ8 e-tron: Drei Elektromotoren (einer vorn, zwei hinten), 370 kW/504 PS, maximales Drehmoment 973 Nm, Batterie-Kapazität 114 kWh, Ladeleistung bis 170 kW Reichweite: 494 km (513 km beim Sportback) Vmax: 210 km/h. 0 – 100 km/h: 4,5 sec, Verbrauch nach NEFZ: 27,0 – 23, 5 kWh/100 km. CO2-Emission: 0 g/km.

Preis: ab 95.800 Euro (Sportback: 2.250 Euro Aufpreis).

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