PV-Anlage

Die eigene PV-Anlage: Ein Erfahrungsbericht

Hohe Strompreise und unzuverlässige Lieferanten: eine PV-Anlage muss her. Teil 1 des Erfahrungsberichtes eines (zunächst) Ahnungslosen.

In diesem von Verbraucherrechten nicht gerade strotzenden Land haben wir es zuletzt erlebt, dass die Industrie sich nicht an Verträge zu halten braucht. Steigen die Energiepreise, kündigt man diese einfach und lässt den Kunden im Regen stehen. Vergeblich warteten wir auf Maßnahmen der Regierenden oder zumindest eine klare Position.

Portale helfen nicht weiter

Gefragt sind einmal mehr die Verbraucherzentralen, die gegen die Kündigungen vorgehen – Ergebnis offen. Bis dahin müssen die Betroffenen bei ihren lokalen Versorgern höhere Rechnungen verkraften. Selbst das Internet kann hier nicht weiterhelfen, sprich: Die Preisvergleichsportale bieten derzeit keine Alternativen an, und schon gar keine attraktiven. Es ist wie immer: Wenn es ans Verdienen geht, sind alle schnell da und heben die Hände; wenn´s dann plötzlich schlecht läuft, wird man eben rechtsbrüchig.

Wir möchten uns dem entziehen – und vor allem den Preisentwicklungen bei Strom (und Gas), für die wir nicht sehr optimistisch in die Zukunft blicken. Zum Glück steht uns ein Dach zur Verfügung, auf das sich eine Photovoltaik-Anlage (PV) bauen lässt, was zumindest eine geringere Abhängigkeit von den Energieanbietern in Aussicht stellt.

PV-Anlage
Die Strompreise kennen nur eine Richtung: nach oben. Foto: wechselpilot.com

Selbstversorgung und CO2-Vermeidung

Diese Artikelserie ist ein Bericht der Suche nach der richtigen Anlage von den ersten Schritten (was brauche ich überhaupt) bis hin zur fertigen Anlage und deren (hoffentlich wirtschaftlichem) Betrieb. Ach ja, und noch ein Gedanke, der uns wichtig ist: die CO2-Vermeidung. Denn in unseren Augen gibt es nichts umweltfreundlicheres als den Strom selber zu erzeugen, der dann von der Waschmaschine oder im E-Auto verfahren wird.

Das ist das Projekt, das uns zu Beginn doch recht überschaubar erscheint: Anlage aussuchen, montieren, Strom ernten und verbrauchen. Sehr schön wäre auch der Tausch der in die Jahre gekommenen Gastherme gegen eine Luft-Luft-Wärmepumpe (WP), so dass wir auch von Erdgas unabhängig wären. Wo aber beginnen?

Eine Wärmepumpe? Geht das?

Nun, ein Freund weist uns darauf hin, dass man, will man die Förderung für den Heizungsumbau von 35 bis 40 Prozent einstreichen, ein Gutachten eines Energieberaters benötigt. Dieser analysiert wie gut das Haus isoliert ist und damit die Frage, ob eine Wärmepumpe überhaupt Sinn macht. Hintergrund: Ist das Haus unzureichend gedämmt, steigt der Stromverbrauch der Pumpe in Bereiche, die weder wirtschaftlich noch umweltfreundlich sind.

Ein guter Ansatz, denn dieser Energieberater kann uns sicherlich auch das erste Wissen zur PV-Anlage vermitteln – und vor allem darüber, ob unser Reihenhaus überhaupt geeignet ist für den Einbau einer Wärmepumpe und/oder einer PV-Anlage. Einer der ortsansässigen Berater erscheint denn auch und verschafft sich einen ersten Eindruck, ohne das Haus zu begehen oder das Dach zu begutachten. Alles machbar, so sein erstes Urteil, und auf die Frage, wer einem denn handwerklich weiterhelfen könne, sagt er, dass er dazu nichts sagen dürfe wegen der ihm auferlegten Unparteilichkeit. Immerhin, es gebe ja das Internet. Ja, ein Gutachten könne er anfertigen, das koste etwa 200 bis 300 Euro. Würden wir das in Auftrag geben, benötigte er alle Unterlagen zum Haus.

WP? Wohl eher nicht

Da hatten wir uns mehr erwartet. Zumindest eine genauere Inaugenscheinnahme, denken wir uns und wälzen die Ordner. Zwischenzeitlich haben wir den einen oder anderen Handwerker aus der Umgebung angeschrieben und um einen Termin gebeten. Der erste ist ein Heizungsbauer, der von unserer Idee nicht ganz so begeistert ist, denn unsere Gastherme sitzt unter dem Dach in einem kleinen Räumchen, zusammen mit dem Warmwassertank. Dieser Raum sei zu klein für eine WP und zudem müsse man wissen, dass die Zuleitung zu dem Gerät von der außerhalb platzierten Kompressoreinheit nicht mehr als 30 Meter lang sein dürfe. Das wird schwierig. Normalerweise stünden die Heizungsanlagen im Keller, wo mehr Platz und der Weg nach draußen nicht so weit sei. Unser Haus indes wurde zu einer Zeit gebaut, Anfang der 2000er-Jahre, als Erdgas als der ultimative Energielieferant angesehen wurde – und die Häuser entsprechend konstruiert.

Der Habeck-Schock

So weit, so schlecht. Als dann Robert Habeck wenige Tage später alle Förderungen für Häuslebauer einfror, haben wir uns von der WP verabschiedet, zumal die PV-Anlage gar nicht so groß werden könnte, um ein E-Auto und eine WP mit Strom zu versorgen, wie erste Berechnungen zeigten.

Und dann tauchte noch ein anderer Gedanke auf, der unsere einstigen Vorstellungen der Stromernte in die Naivitätsecke rückte: Nur wenige der Verbraucher hängen dann am Hausnetz, wenn der Energiespender, die Sonne, aktiv ist. TV, Musikanlage, Beleuchtung, Herd (und bisweilen Sauna) werden vornehmlich abends genutzt, wenn die Leistung einer PV-Anlage nachlässt oder schon versiegt ist. Und auch das E-Auto ist tagsüber unterwegs und braucht vorwiegend abends Energie für den Akku.

Wichtige Frage: Wann braucht man die Energie?

Eine (partielle) Lösung dafür bieten stationäre Speicher an, also intelligente Akkus, die mit der PV-Anlage und den Verbrauchern im Haus kommunizieren und ihre am Tag gespeicherte Energie dahin abgeben, wo sie abends und nachts jeweils benötigt wird. Die „kleinen“ Verbraucher kann man damit gut versorgen – aber was ist mit dem E-Auto? So ein Kellerspeicher fasst in der Regel fünf bis 12 kWh, ein E-Auto-Akku wesentlich mehr. Naheliegend wäre, das Auto als Speicher zu benutzen, doch das ist hierzulande (noch) nicht möglich/erlaubt.

Und wie groß kann die Anlage auf unserem Reihenhaus überhaupt werden? Sollte man die Garage an der Südseite auch vollpacken? Und wie teuer wird der ganze Spaß werden? Je weiter wir in das Thema eintauchten, desto länger wurde die Liste von Fragen – und es zeichnete sich ab, dass noch einige dazu kommen würden. Es zeichnete sich zudem ab: Wir würden ein Studium absolvieren müssen, an dessen Ende auch ein Abschluss wie der Bachelor oder sogar der Master stehen könnte. Nun gut, es hilft ja nichts – packen wir´s an. Ausgang offen. Titelfoto: Pexels

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