Ladebordsteine als Alternative zu Ladesäulen: Nach einem Jahr Testphase geht die Ladelösung in den Regelbetrieb über.
Erinnern Sie sich noch an die Ladebordsteine, die wir am 7. November vorgestellt haben? Die Idee ist einfach: Statt einer Säule wird der Strom über einen Ladebordstein zur Verfügung gestellt. In die Module ist eine herausklappbare Typ-2-Steckdose für Wechselstrom integriert, die bis zu 22 Kilowatt Leistung liefern kann.
Die Idee wurde von den Lesern seinerzeit kritisch betrachtet. So befürchteten viele negative Auswirkungen von Schmutz und Witterung über Hunde-Urin bis hin zur mechanischen Belastung, falls ein Auto beim Parken über das Ladegerät fährt, sowie die möglicherweise unpraktische Lage auf dem Boden.
Somit beschlossen die Stadt Köln, der Ladeinfrastrukturbetreiber TankE GmbH und die Rheinmetall AG die gemeinsame Felderprobung von insgesamt vier innovativen Ladebordsteinen über ein Jahr im öffentlichen Straßenraum. Das Pilotprojekt startete im April 2024 an zwei Standorten in Köln-Lindenthal. Ziel war es, die Praxistauglichkeit, die städtebaulichen und gestalterischen Vorteile sowie die Akzeptanz der innovativen Ladelösung über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu validieren.
Vier Ladebordsteine in Köln-Lindenthal

Diese Testphase ist nun abgeschlossen. Die begleitende Fallstudie, die nun veröffentlicht wurde, belege die positive Bilanz, so Rheinmetall: Mit mehr als 2.800 erfolgreichen Ladevorgängen – durchschnittlich mehr als zwei pro Tag und Ladepunkt – und einer technischen Verfügbarkeit von über 99 Prozent erwies sich der Ladebordstein bei jeder Witterung nicht nur als leistungsstark und zuverlässig, sondern wurde auch regelmäßig nachgefragt. Mit dem Abschluss des Pilotprojekts wurden die vier Ladepunkte jetzt in den Regelbetrieb überführt.
Die umfassende Fallstudie belege die Marktreife des Ladebordsteins. Die Ergebnisse des Tests unter realen Bedingungen sprächen für sich: Geladen wurden insgesamt mehr als 50 MWh Energie – durchschnittlich rund 19 kWh pro Vorgang, was einer Reichweite von etwa 120 Kilometern entspricht. Die kompakte, modulare Bauweise ermögliche eine einfache und schnelle Wartung durch den Austausch des Lademoduls innerhalb des Bordsteins. So wurde eine nahezu durchgehende Einsatzbereitschaft von mehr als 99 Prozent zu geringen Betriebskosten erreicht.
Begleitend zu der Felderprobung haben 100 Nutzerinnen und Nutzern zwischen August 2024 und März 2025 ihre Erfahrungen über einen Fragebogen geteilt. Im Durchschnitt bewerteten sie die Ladebordsteine mit 4,38 von 5 möglichen Gesamtpunkten, wobei das Urteil älterer Teilnehmer (über 60 Jahre) besonders positiv ausfiel. Die Nutzer schätzten insbesondere die Chance der flächendeckenden Einführung einer Lademöglichkeit vor Ort sowie die einfache Bedienbarkeit.
Befragung: 4,38 von 5 möglichen Punkten
Gegenüber herkömmlichen Ladesäulen punktete der Ladebordstein zudem bei Themen wie dem Einfügen in das vorhandene Stadtbild, dem Schutz vor Vandalismus, der Platzersparnis, der Sichtachsenwahrung sowie der verringerten Gefahr von Stolperfallen durch Ladekabel. Leichte Vorteile werden dem Ladebordstein bei der Ergonomie, der Bedienfreundlichkeit und der Barrierefreiheit attestiert. In Gesprächen seien hier vor allem das vereinfachte Einparken, die einfache Benutzung auch von der Straße aus, die nicht benötigten Schutz-Poller sowie die mögliche Einhandbedienung genannt worden.
Lediglich in der Sichtbarkeit schnitt die Lösung etwas schwächer ab – ein Aspekt, der sich durch gezielte Markierungen und die Integration in Navigations- und Lade-Apps im regulären Flächenbetrieb einfach verbessern lasse. Im Laufe des Pilotzeitraums wurden außerdem gezielte Weiterentwicklungen umgesetzt: Eine verbesserte Schmutzableitung sowie eine optimierte Beleuchtung rund um die Ladebuchse sorgen für eine noch höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und eine verbesserte Handhabung. Titelfoto: Rheinmetall
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