RZ 450e

Lexus RZ 450e: Stromer mit Flüster-Luxus

Der Lexus RZ 450e wurde von Grund auf als E-Auto entwickelt. Im April kommt der Crossover bei uns auf den Markt – erste Eindrücke.

So richtig in die Pötte, das heißt auf Stückzahlen, ist Lexus in Deutschland nie gekommen. Obwohl die noble Toyota-Tochter mit dem RX300 bereits 1998 die damals brandneue Mode der Premium-SUV begründete und auch beim Hybrid-Antrieb (seit 2005) zu den Avantgardisten der SUV-Szene zählt, schleicht sie bei uns noch immer auf der Standspur. Mit 2.746 Neuzulassungen in 2022 erreicht Lexus bestenfalls den Status eines Exoten.

Doch aufgeben gilt nicht, eher im Gegenteil. Lexus erfindet sich gerade komplett neu. Nach den neuen SUVs NX und RX kommt jetzt mit dem Crossover RZ das erste Modell der Japaner, das von Geburt an vollelektrisch konzipiert wurde. Technisch ist der 4,81 Meter große Crossover mit dem Toyota bZ4X nahezu identisch. Beide teilen sich die E-TNGA-Plattform und profitieren von der jahrelangen Erfahrung millionenfach elektrifizierter Hybridfahrzeuge.

RZ 450e
Der rein elektrische Lexus RZ 450e kommt im April auf den Markt. Fotos: Lexus

150 kW am Schnelllader

Unten im Fahrzeugboden sitzt eine Lithium-Ionen-Batterie mit 96 Zellen und sorgt dort für einen tiefen Schwerpunkt. Die Kapazität beträgt 71,4 kW/h, die Reichweite im sogenannten Range-Driving-Modus soll bei maximal 440 Kilometern liegen. Am DC-Schnelllader mit 150 kW ist der Akku laut Lexus nach 30 Minuten voll. Und die Marke verspricht, dass die Batterie nach acht Jahren (oder 160.000 Kilometern) noch mindestens 70 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung hat, geht – inoffiziell – sogar von 90 Prozent aus.

Im Vergleich zum eher bürgerlichen Bruder bZ4X presst Lexus dem RZ 450e eine ordentliche Portion mehr Klasse ins Blech. Mit seiner flachen, nach hinten abfallenden Dachpartie sieht er fast wie ein Sport-Coupé aus dem Hochparterre aus. Die moderne Neuinterpretation des riesigen Diabolo-Grills wirkt angriffslustig und bereit für eine Zukunft, in der die Japaner offensichtlich auf die Überholspur wechseln wollen.

RZ 450e
Der Lexus RZ 450e läutet ein neues Kapitel der Marke ein.

Eine warme Decke um die Beine

Dank seines üppigen Radstands von 2,85 Meter hat Lexus´ Stylist innen richtig viel Platz, auch hinten. Ein modernes Multimedia-System mit glasklarem 14 Zoll-Touch-Display zieht ebenso ein wie ein großes, wärmedämmendes Panoramadach, dessen Transparenz auf Knopfdruck in Sekundenschnelle von klar auf undurchsichtig wechselt oder der neue „Radiator Heater”, eine Art Heizstrahler, der sich wie eine warme Decke um die Beine der vorderen Passagiere wickelt. Drei Farbkombinationen gibt es, das famose Mark Levinson Premium Sound-System beschallt den Innenraum in Konzertsaal-Qualität, dutzende digitaler Helfer und Assistenten stehen stramm, wenn es drauf ankommt – alle drahtlos “over-the-Air” aktualisierbar.

Selbstredend hat der RZ 450e alles an Bord, was Lexus unter Luxus versteht. Natürlich alles komplett vegan, inklusive Lenkrad. Für die Generation Z ist Leder längst der Stoff ewig gestriger. Um den Newcomer leiser zu machen und Vibrationen zu killen, hat Lexus hörbar mehr investiert als Toyota in den bZ4X. Weil die Dachfläche als eine der Hauptquellen für störende Geräusche identifiziert wurde, wurde hier eine neuartige Folie verklebt, zudem kommt jede Menge Dämmmaterial zum Einsatz, die Karosserie ist aufwändig abgedichtet, vorne und hinten ist Akustikverglasung serienmäßig.

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Noch ist er nur mit herkömmlichen Lenkrad erhältlich…

Viel Aufwand für die Geräuschdämmung

Viel Aufwand, großer Erfolg. Man muss wohl schon in einen Mercedes EQS wechseln, um noch leiseren Flüster-Luxus zu erleben. Auch bei der Fahrwerksauslegung stand höchster Komfort im Fokus. Mit den serienmäßigen 18-Zöllern erweist sich der RZ als wohlerzogener Kavalier der Landstraße, den optionalen 20-Zöller stoßen Schlaglöcher und Querfugen schon spürbar straffer auf. Natürlich passen die großen Alus zum durchtrainierten RZ-Body wie modische Sneaker zum eng geschnittenen Anzug. Doch sie sind auch Energiefresser und damit fiese Reichweitenkiller. Unsere ersten Testrunden ergaben einen deutlichen Mehrverbrauch von etwa drei Kilowattstunden pro 100 Kilometer im Vergleich zu den kleineren Rädern. Rund 21 zu 18 kWh/100 km.

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…später aber kann man ihn mit „Steel by wire“ ordern, also mit elektronischer Lenkübertragung.

Testrunde: 21 kWh Verbrauch

Grundsätzlich fährt der RZ als Allradler. Dafür sitzt vorne ein E-Motor mit 150 kW/204 PS, an der Hinterachse einer mit 80 kW/109 PS. Die Gesamtleistung beträgt also 230 kW/313 PS. Die Kraft wird dabei über den neuen E-Axle-Antrieb verteilt. Je nach Fahrsituation können variabel und blitzschnell bis zu 100 Prozent der Power von vorne nach hinten geleitet werden – oder umgekehrt. Auch die einzelnen Räder erhalten in Millisekunden, je nach Tempo, Lenkwinkel oder G-Kräften ihre Antriebskraft zugeteilt. So minimiert die Elektronik Aufbaubewegungen der Karosserie und sorgt für mehr Stabilität in Kurven. Was wirklich gut klappt, ohne dem RZ sportliche Ambitionen andichten zu wollen. Der über zwei Tonnen schwere RZ 450e fühlt sich erstaunlich handlich und behände an.

„Steer-by-wire“ kommt später

Womit wir zum Lenkungsausschuss von Lexus kommen. Eigentlich sollte der Crossover schon jetzt optional auch mit der revolutionären „Steer-by-Wire”-Technologie angeboten werden. Dabei werden Lenkbewegungen per Sensoren übertragen, es gibt also weder eine Lenksäule, noch besteht eine mechanische Verbindung zu den Rädern. Die Technik sollte rund 3.500 Euro Aufpreis kosten und immer mit dem spacigen „One-Motion-Grip”-Yoke-Lenkrad ohne oberen Lenkkranz kombiniert sein. Ähnlich wie bei einem Formel-1-Boliden ist das System so direkt ausgelegt, dass vom linken bis zum rechten Anschlag nur eine 150-Grad-Drehung nötig ist, um die Räder komplett einzuschlagen. Ein Übergreifen der Hand entfällt also. Obwohl die Yoke-Lenkung bei unseren Testfahrten schon überzeugte und dem Fahrerlebnis durchaus eine neue, interessante Facette hinzufügt, will sich Lexus noch bis 2025 Zeit für weitere Feinabstimmung nehmen.

RZ 450e
Der Laderaum fasst maximal 1.451 Liter.

Ab 68.000 Euro

So kommt der RZ ab April zunächst nur mit konventioneller Lenkung zu einem Basispreis von 68.000 Euro. Eine limitierte Launch-Version mit allem drum und dran kostet 74.700 Euro, mit Luxury-Paket sind es 78.100 Euro. Rund 300 RZ 450e möchte Lexus noch in diesem Jahr bei uns verkaufen. Die große Verkaufs-Offensive erhoffen sich die Japaner dann von einem komplett neuen kompakten Crossover unterhalb des UX, der 2024 folgen soll. SP-X

Lexus RZ 450e – Technische Daten:

Fünftüriger Elektro-SUV mit Allradantrieb; Länge: 4,81 Meter, Breite: 1,90 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,850 Meter, Laderaum: 522 – 1.451 Liter.

Elektroantrieb, Zwei E-Motoren, vorne 150 kW/204 PS, hinten 80 kW/109 PS, Systemleistung 230 kW/313 PS, maximales Systemdrehmoment 432 Nm, Automatikgetriebe, Lithium-Ionen, Leergewicht 2.055 – 2.115 kg, Batterie mit 71,4 kWh. 0-100 km/h: 5,6 s, Vmax: 160 km/h, Stromverbrauch: 16,8 kWh/100 km (WLTP, 18-Zoll-Räder), max. Reichweite 440 Kilometer (WLTP, kombiniert, 18-Zoll-Räder).

Preis: ab 68.000 Euro.

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Das Glasdach lässt sich auf Knopfdruck verdunkeln.

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