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Lynk&Co.: Nun kommt der nächste Chinese

Lynk&Co. startet mit dem Plug-in-Hybrid „01“ auf dem deutschen Markt. Man will ihn aber nicht unbedingt verkaufen.

Wir hatten auf dieser Plattform bisweilen schon über die zahlreichen chinesischen Marken berichtet, die derzeit und künftig auf dem deutschen Markt auftauchen. Eine davon ist Lynk&CO. Sie gehört zum Geely-Konzern, wie auch Volvo und andere. Und Sie ahnen es: Nun kommt Lynk&Co. Mit einem ersten Modell, schlicht 01 genannt, kommt die Marke nun auf den Markt. Und dabei wollen die Lynk&Co.-Manager ihre Autos nicht unbedingt verkaufen. Vermieten ist ihnen viel lieber.

„Nach über 100 Jahren ist es Zeit für eine völlig neue Form des Autohandels. Auch die Deutschen sind jetzt reif dafür“, sagt Alain Visser, Chef der jungen chinesischen Firma. Er meint damit die Idee, ein Auto nicht mehr durch Kauf zu besitzen, sondern es zu abonnieren. „So wie das Spotifly mit Musik oder Netflix bei Firmen und Serien machen“. Im Klartext: Die Kunden zahlen 500 Euro im Monat für einen modernen, voll ausgestatteten City-SUV mit Plug-in-Hybrid-Technik und fahren damit so lange und wohin sie wollen. Nur das Benzin oder der Strom muss noch bezahlt werden; Versicherung, Steuern und Wartung sind inbegriffen. Der komplett ausgestattete 01 kostet in der PHEV-Version 42.000 Euro. Aber wie gesagt: Ein Abo-Kunde ist Lynk&Co lieber als ein Barzahler.

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Im Lynk&Co. 01 steckt Technik von Volvo. Fotos: Lynk&Co.

Willkommen im Club

Der Abo-Kunde wird automatisch Mitglied in einem Club. Dann kann er ganz legal seinen Fünftürer auch an andere Mitglieder weitervermieten. Tageweise oder auch länger. Mit dem dabei verdienten Geld, üblicherweise so rund 60 Euro pro Tag, reduzieren sich die eigenen Kosten. Motto: Je mehr der Lynk 01 im Clubbetrieb unterwegs ist, desto billiger wird er für den eigentlichen Auto-Abonnenten. Visser, früher schon bei Opel und Volvo, will die etwa zehn Prozent der Autokäufer anlocken, für die ein Auto kein teures Statussymbol mehr ist, sondern ein Teil der Zukunfts-Mobilität.

Technik aus dem Volvo XC40

Dabei macht der chinesische Teilzeitstromer richtig was her. Benzinmotor und Batterietechnik sind vom Stammvater Volvo XC40 bekannt. Das Blechkleid des Schweden wurde von Lynk überarbeitet, aufgehübscht, einen Hauch sportlicher und um 12 Zentimeter gestreckt. Wuchtige, hochkant entlang den Seiten der Motorhaube angebrachte Scheinwerfer-Tagleuchten mit LED-Technik, darunter ein Grill, an dessen Enden die Scheinwerfer in ihren Höhlen auf die Nacht warten. Die Heckscheibe ist steiler als beim Volvo, übernimmt auch nicht dessen geschwungene Rücklichter. Der Lynk betont das Quere. Verwechslungsgefahr der ziemlich ungleichen Brüder besteht also keineswegs.

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Der 01 ist 12 Zentimeter länger als der Volvo XC40.

Weniger Unterschiede gibt es im Innenraum. Die Gestaltung der Mittelkonsole samt Automatik-Hebel ist sehr ähnlich, bei beiden zieht ein zentraler Touchscreen-Monitor die Blicke auf sich. Auch die Bedienelemente am Lenkrad sind nahezu identisch. Beim Volvo ist der Volant aber rund, beim 01 oben und unten abgeflacht. Hochwertig anmutende Materialien bieten beide SUV.

18-kWh-Batterie

Stunde der Wahrheit beim Druck auf den Startknopf, doch zunächst herrscht die für einen Plug-in-Hybrid übliche Stille. Die 18-kWh-Batterie ist randvoll aufgeladen, der Elektromotor lauert auf den leichten Tritt aufs rechte Pedal. Der Chinese startet stets als Saubermann. An einem kleinen Schalter ist der Fahrmodus „Hybrid“ eingestellt. Er organisiert das Wechselspiel der beiden Herzen je nach Heftigkeit der Fußbewegung des Fahrers. So beginnt die Arbeit des Dreizylinders sofort, wenn es flotter vorangehen soll. Dem von Volvo gelieferten Benziner hört man seine 132 kW/180 PS nicht an, komfortablem Gleiten steht zumindest akustisch nichts im Weg.

Highspeed: 210 km/h

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Es finden sich alle wichtigen Assistenten und natürlich ein großer Monitor.

Das ändert sich am Ortsausgangschild, der „Power“-Modus wird aktiviert, Elektrische Gegenwart und verbrennende Fast-Vergangenheit verbünden sich und gehen gemeinsam ans Werk. Ein dezenter Geräusche-Imitator schönt die stets leicht blecherne Akustik eines Dreizylinders. Wie bei allem Steckdosen-Stromern steht diese Art der Fortbewegung dem eigentlichen Sinn der Plug-in-Technik entgegen. Der E-Motor dient nur zur Leistungsexplosion der gekoppelten Motoren, zapft aber dennoch etwas Power zum Nachladen der Batterie ab. Der irreale Normverbrauch von nur 1,2 Litern auf 100 Kilometer hat sich erledigt. Die mögliche Spitze von 210 km/h würde im Heimatland für eine lange Denkpause hinter Gittern reichen, ist aber für waghalsige Abonnenten hierzulande erreichbar.

„Charge“ und „Save“ fehlen

Der Einfluss eines 01-Nutzers ist beschränkt. Neben den erwähnten Modi bietet der Lynk nur noch die Wahl von „Pure“. Das steht für rein elektrischen Betrieb, der für künftige abgasfreie Zonen unserer Städte gedacht ist. Wer das Bodenblech unterm Pedal als Stütze nutzt, wird aber nicht weit kommen. Die elektrische Reichweite von theoretisch fast 70 Kilometern ist schließlich bei alltagsferner Behutsamkeit gemessen, hat also mit dem richtigen Leben nichts mehr zu tun. Beim Lynk fehlen die bei Plug-In-Hybriden meist üblichen Einstellungen „Charge“ (Laden) und „Save“ (Batteriestand beibehalten). Mit ihnen wäre es möglich, seine elektrische Tour so zu planen, dass man am Ziel noch genügend Strom hat, um rein elektrisch bis vor Omas Haustür zu fahren. Schade, das hätte auch dem schmucken „01“ gut zu Gesicht gestanden.

Komplettes Assistenz-Paket

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Lynk&Co. setzt mehr auf Vermietung als den Verkauf.

Im Fahrbetrieb hat der Chinese zu den Europäern aufgeschlossen. Das Fahrwerk ist auch dank Volvos Genspende ohne Tadel. Das Gleiche gilt für Bremsen, Lenkung und all das andere, was für Komfort, Kurven und Federung wichtig ist. Hinzu kommt das komplette Paket an angesagten Assistenzsystemen. Eine Aufpreisliste gibt es nicht, der Teilzeit-Stromernde hat nur die Wahl der Außerlackierung: Schwarz oder Blau.

Serienmäßig: die Dashcam

Ein weiteres Extra hat der Lynk&Co. ganz exklusiv. Serienmäßig sind zwei Kameras. Eine Dashcam guckt nach vorn und kann bei einem Unfall von Vorteil sein, wenn es um die Schuldfrage geht. Die andere ist im Bereich des Innenspiegels montiert und hat den Innenraum im Blick. Zum Beispiel die Kinder, die auf den Rücksitzen geschmolzene Schokolade auf dem Bezug verteilen oder auch das Hochgefühl der beiden Frontpassagiere auf der Vergnügungsfahrt am Wochenende. Dank permanenter Online-Verbindung können die Schnappschüsse in Echtzeit über die sozialen Netzwerke publik gemacht werden. So ist sie nun mal, die schöne neue Digi-Welt. Peter Maahn/SP-X

Lynk&Co. 01 PHEV – Technische Daten:

Fünftüriger Kompakt-SUV mit fünf Sitzen, Länge: 4,54 m, Breite 1,86 (mit Außenspiegeln 2,14 m), Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,73 m, Kofferraumvolumen: 466 – 1.213 Liter.

1,5 -Liter-Dreizylinder-Benziner mit 132 kW/180 PS, Drehmoment: 265 Nm bei 1.500 – 4.000 U/min, 60 kW/82 PS-Elektromotor, Systemleistung: 192 kW/261 PS, Systemdrehmoment: 425 Nm, Lithium-Ionen-Batterie mit 17,6 kWh, elektrische Reichweite nach WLTP: 69 km, 7-Gang-Direktschalt-Automatik, Frontantrieb, 0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 210 km/h, Normverbrauch (WLTP): 1,2 l/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 27 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse k.A.

Preis: 500 Euro Miete/42.000 Euro Kauf.

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