Röntgencrash

Mercedes erfindet den Röntgencrash

Tieferer Einblick: Mercedes-Benz hat nun erstmals einen Pkw beim Crashtest mit einem Röntgengerät durchleuchtet.

Crashtests sind bei den Autoherstellern weltweit Routine. Mercedes-Benz geht nun aber einen neuen Weg: Das Unternehmen will Autos per Röntgentechnik sicherer machen. Die Schwaben haben nun nach eigenen Angaben als weltweit erster Hersteller einen Crashtest realer Pkw geröntgt. Die Technik soll einen besseren Einblick in innere Deformationsvorgänge ermöglichen und die exakten Abläufe bei der Verformung transparent machen. Zu Premiere wurde eine C-Klasse-Limousine einem Seitenaufpralltest unterzogen.

An Bord waren auf der stoßzugewandten linken Seite zwei Crashtest-Dummys des Modells SID IIs. Das sind Prüfkörper mit weiblicher Anatomie, speziell ausgelegt für Seitenaufprallversuche. „Der Röntgencrash von Mercedes-Benz setzt einen Meilenstein bei den Entwicklungstools der Zukunft. Er kann mit dem direkten Blick ins verborgene Innere helfen, wichtige Rückschlüsse für die weitere Verbesserung der Fahrzeugsicherheit zu ziehen“, sagt Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Chief Technology Officer.

Röntgencrash: Leistungsfähiges Gerät

Röntgencrash
Aus Aufnahmen wie diesem ziehen die Ingenierure ihre Schlüsse. Fotos: Mercedes-Benz

Bei dem Crash-Versuch, den Mercedes gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Kurzzeitdynamik entwickelt hat, kam ein Linearbeschleuniger mit 1-kHz-Technik zum Einsatz, mit dem sich alle im Fahrzeugbau eingesetzten Materialien durchleuchten lassen. Während des Crashtests durchleuchten die Röntgenstrahlen von oben Karosserie und Dummys, machen dabei rund 1.000 Bilder pro Sekunde. In der eigentlichen Aufprallzeit von rund einer Zehntelsekunde entstanden somit 100 Aufnahmen. Dabei ließ sich laut Mercedes unter anderem beobachten, wie der Thorax des Dummys eingedrückt wird oder sich ein Bauteil verformt.

Seit mehreren Jahren forscht der Bereich Fahrzeugsicherheit von Mercedes-Benz zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen des EMI am Einsatz von Röntgentechnologie bei Crashversuchen. Entscheidend für den Durchbruch war es, einen Linearbeschleuniger mit 1-kHz-Technologie als Strahlenquelle einzusetzen. Das Gerät ist weitaus leistungsfähiger als die vorher versuchsweise verwendeten Röntgenblitze: Die Photonenenergie des Linearbeschleunigers beträgt bis zu neun Megaelektronenvolt. Damit lassen sich alle im Fahrzeugbau üblichen Materialien durchleuchten.

Damit die Mitarbeiter an der Testanlage keinen Schaden nehmen, mussten aufwendige physische Schutzmaßnahmen getroffen werden. Dazu zählen eine zusätzliche, 40 Zentimeter starke Betonwand rings um das Gebäude sowie eine rund 45 Tonnen schwere Strahlenschutztüre.

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