Tiger Sport 800

Tiger Sport 800: Volltreffer im Allrounder-Segment

Für die Tiger Sport 800 hat Triumph eigens einen neuen Motor entwickelt. Hat sich der Aufwand gelohnt? Ein Fahrbericht.

Auch im Motorradbau ist es mittlerweile üblich, bei der Konstruktion neuer Motorräder ins Regal zu greifen und bewährte Teile früherer Modelle zu nutzen – etwa einen Motor. Bei der neuen Tiger Sport 800 ist Triumph einen anderen Weg gegangen und hat – trotz des vorhandenen formidablen 765er-Triebwerks aus der Street Triple – einen neuen Dreizylinder mit 798 ccm Hubraum entwickelt.

Dieser basiert zwar auf der Architektur der bekannten 660er- und 765er-Dreizylinder. Gemeinsamkeiten finden sich bei der Grundstruktur, wie dem Zylinderwinkel und dem Motorgehäuse, sowie bei einigen inneren Komponenten. Dennoch ist der neue 800er-Triple in vielen Punkten einzigartig. So wurden Kolben, Zylinder, Kurbelwelle und die Ventilsteuerung speziell für den neuen Motor angepasst. Ein markantes Merkmal ist der Einsatz von drei separaten Drosselklappen (im Gegensatz zu nur einer in der Tiger Sport 660) die das Ansprechverhalten deutlich verbessern. Diese Änderung machte jedoch Anpassungen am Chassis, an der Kupplung und am Getriebe erforderlich.

Tiger Sport 800
Die Triumph Tiger Sport 800 eignet sich sowohl für die Tour als auch für die flotte Runde. Foto: Mag

Das Ergebnis dieser Bemühungen kann sich sehen lassen: Mit einer Leistung von 115 PS (84,6 kW) und 84 Newtonmeter Drehmoment bringt er die 217 Kilo schwere Tiger Sport in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht einen Topspeed von 219 km/h. Und die Unterschiede gerade zum 765er-Triebwerk sind spürbar. Der Motor zieht sehr gleichmäßig und kräftig von weit unten durch und erreicht sein Maximum bei gut 10.000 Touren.

Tiger Sport 800: Gute Manieren

Andererseits überzeugt er aber auch beim Bummeln in hohen Gängen, indem er stets willig das Gas annimmt und nicht ungeduldig auf die Kette hämmert und mit Ruckeln nervt. Auch ein Verschlucken beim Gasgeben versagt er sich. Kurz: Der Motor legt ausgezeichnete Manieren an den Tag. Einziges kleines Manko: Über 8.000 Touren schickt er leichte Vibrationen in den hoch gekröpften Lenker, was beim Landstraßenwedeln aber wenig stört. Auf der Autobahn muss man sich indes etwas daran gewöhnen.

Dabei würden wir den Reiseaspekt bei der Tiger 800 dem des Sports vorziehen, denn der bereits erwähnte hohe Lenker ermöglicht eine komfortable und aufrechte Sitzhaltung, die eher weniger zur Kurvenhatz einlädt. Auch sitzt der Sozius recht kommod auf der vielleicht etwas zu kurzen Sitzbank und findet gut platzierte Griffe zum Festhalten. Zwei Koffer (709 Euro extra) finden schnell Anbindung zum Bike; sie werden einfach nur eingesteckt. Die Frontscheibe lässt sich auch während der Fahrt verstellen und schützt den Oberkörper gut, aber leider beugt sie sich ab 160 km/h dem Fahrtwind und rutscht wieder in die unterste Position. Hier sollte Triumph schleunigst nachbessern.

Tiger Sport 800
Der Dreizylinder mit 798 ccm Hubraum wurde neu konstruiert. Foto: Mag

Die Sache mit der Frontscheibe

Das Fahrwerk erlaubt indes beides: Lange Touren zu zweit – die Federvorspannung an der Hinterhand ist per Handrad verstellbar – sowie die schnelle Kurvenhatz. Es vermittelt viel Vertrauen und Gefühl für das Vorderrad und erlaubt tiefe Schräglagen. Die 41er-Gabel lässt sich in Zug- und Druckstufe einstellen. Hinten lässt sich neben der Federvorspannung auch die Zugstufe einstellen. Dank guter Basisabstimmung passt hier alles.

Drei Fahrmodi – Rain, Sport und Road – bietet die Elektronik, die man per separatem Knopf an der linken Lenkerarmatur verstellen kann. Im Display wird der aktive Fahrmodus aber nicht angezeigt. Dank Quickshifter und Blipper (für das Hoch- und Runterschalten ohne Kupplungsbetätigung) gelingen die Gangwechsel problemlos, und man muss nicht immer den etwas weit vom Griff abstehenden Kupplungshebel ziehen. Auch der verstellbare Bremshebel könnte etwas näher an den Lenker heranrücken, denn schon die naheste Einstellung (Position 5) passt kaum für kleine Hände. Die Bremse lässt sich gefühlvoll dosieren, sie braucht aber ein wenig Druck, bevor sie voll zu Werke geht.

Tiger Sport 800
Die Bedienung über die vier Tasten klappt gut. Foto: Mag

Freilich ist die Tiger Sport auch mit einigen elektronischen Features ausgerüstet, wie etwa einem Tempomaten, bei dem man während der Aktivierung aber die Geschwindigkeit nicht verändern kann. ABS, Traktionskotrolle sind an Bord und können über vier Tasten am linken Lenkerende eingestellt werden – das klappt intuitiv. Das Display ist jederzeit gut ablesbar und liefert verschiedene Ansichten, die man auch beim Fahren flugs durchblättern kann.

Preis: Triumph ruft 11.795 Euro auf

Bis auf die zu schwach arretierte Frontscheibe stören also allenfalls Kleinigkeiten an der Tiger Sport 800. Zumal sich während der Testfahrten auch der Verbrauch im Rahmen hielt und sich auf einen Schnitt von 5,2 Liter einpendelte. So richtig interessant macht die feine Britin aber der Preis: Für 11.795 bekommt man sehr viel Motorrad fürs Geld. Zum Vergleich: Die Tiger 900 kostet 2.000, die Street Triple RS 1.200 Euro mehr.

Fazit: Triumph hat mit der Tiger Sport 800 einen schönen Allerkönner auf die Räder gestellt; der neue Motor ist ein Volltreffer, und man darf davon ausgehen, dass er in Zukunft auch in anderen Modellen auftauchen wird. Und: Der Preis ist heiß. Titelfoto: Triumph

Tiger Sport 800
Das Display ist stets gut ablesbar. Foto: Triumph

Triumph Tiger Sport 800 – Technische Daten:

Motor: Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 798 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, 84 kW/115 PS bei 10.700 U/min., 84 Nm bei 8.500 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette.

Fahrwerk: Rohrrahmen aus Stahl; USD-Telegabel ø 41 mm, verstellbare Zug- und Druckstufendämpfung; Zweiarmschwinge aus Stahl, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung; 310 mm Doppelscheibenbremse vorn mit Doppelkolben-Schwimmsätteln, 255 mm Einscheibenbremse mit Einkolben-Schwimmsattel hinten.

Assistenzsysteme: Drei Fahrmodi (Rain, Road, Sport), Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Quickshifter, Tempomat.

Maße und Gewichte: Radstand 1,422 m, Sitzhöhe 84 cm, Gewicht fahrfertig 217 kg, Zuladung 220 kg; Tankinhalt 18,6 Liter.

Fahrleistungen: 0-100 km/h ca. 3,7 s, Höchstgeschwindigkeit 219 km/h. Standgeräusch 93 dBA, Normverbrauch lt. WMTC-Norm (EU 5+) 5,1 l/100 km, Testverbrauch: 5,2 l/100 km.

Preis: ab 11.795 Euro.

Gutes Fahrwerk

Gleichmäßig kraftvoller Motor

Entspannte Sitzposition

Niedriger Preis

Geringer Verbrauch

Windschildverstellung

Vibrationen ab 8.000 Touren

Abstand des Bremshebels

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