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Unser Fazit der IAA 2021

Vollmundig ist die Bewertung der diesjährigen IAA laut Pressemitteilung von VDA und Messe München. 400.000 Besucher und und und… Wir haben uns selbst ein Bild gemacht und das fällt etwas anders aus.  

Was stimmt: „Diese neue IAA MOBILITY ist ein starkes Zeichen an die Welt, dass internationale Messeveranstaltungen in Deutschland wieder möglich sind“, sagt Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München. Nur hat dies auch schon der Caravan Salon in Düsseldorf gezeigt.

In den beiden riesigen Fahrrad-Hallen ging es eher ruhig zu.

Was gezeigt werden darf

In acht Hallen haben Hersteller und Dienstleister sich auf ihre umweltgerechten und damit vorzeigbaren Produkte und Services konzentriert. Man hat verstanden. Das sollte die Botschaft sein. Die reale Produktpalette konnten wir aber auf der Anreise nach München auf der Autobahn bewundern. Denn nach wie vor haben wir lediglich einen Anteil von rund 10 Prozent reinen E-Autos bei den Zulassungszahlen. Ein ganz anderes Bild als es sich auf der IAA darstellt. Der Begriff des sich Ehrlichmachens hält doch gerade Einzug in unseren Diskussionen.

Einige spannende Gespräche gab es dann doch. Kathrin Tappainer (Silver Atena GmbH) spricht mit dmt-Geschäftsführer Eckhard Schulte über die Ladesäulen mit Riesen-Bildschirm. Fotos: Mag

Die ausgestellte Ware ist also mehr als Beruhigungsdroge an die Kritiker der Automobilwirtschaft gedacht. Leider hat diese aber nicht gewirkt, wie zahlreiche Proteste und auch sinnentleerte, kriminelle Exzesse gezeigt haben. Ausgerechnet VW-Chef Diess wird an seinem Wohnort Ziel eines Farbbeutelaktivisten – der Mann, der als erster in der deutschen Automobilwirtschaft zum Umdenken und Umlenken aufgefordert hat. Kritik ist sicher angebracht und hinterfragen der Strategien auch, aber derlei Angriffe sind nicht nachvollziehbar. 

Die Ausbeute 

Doch zurück zum Messegeschehen: Unser Rundgang auf der IAA hatte zum Ergebnis: Acht Hallen, davon zwei relativ leere mit Angeboten rund ums Fahrrad, eine mit Tuning, Oldtimern und Klamotten, also IAA Classics. Nach einem halben Tag ist man durch. Die andere Hälfte braucht man hingegen, um das Areal in der Stadtmitte zu erreichen. 23 Minuten dauert eine Fahrt mit der Blue Lane Underground vom Messegelände zum „Open Space“. Was dank dem englischen Begriff zwar spannend klingt, entuppte sich schlicht als eine betagte 70er-Jahre-U-Bahn auf der Linie U2. Die Marketingexperten hatten sich hier offenbar zum verbalen Aufrüsten verabredet.

Die „Blue Lane Underground“ verschafft dem Messebesucher das Erlebnis einer U-Bahn-Fahrt mit der U2 durch München. Foto: Schulte

Der überschaubare Bereich des Open Space – wie der Name schon sagt im Freien ausgerichtet – war nur mit Maske und nochmaligen Impf- beziehungsweise Testnachweis zu betreten. Hier bekamen wir dann kurz vor Ende unseres Besuchs das grüne Armband, um ohne weitere Kontrolle Zutritt zu erlangen. Etwas umständlich. Hier reichte das Angebot vom neuen Polestar 2 bis hin zur E-Sports-Abteilung von Renault. Insgesamt fast eine Stunde mit der U2 durch Münchner Tunnel zu rattern war allerdings ein viel zu hoher Aufwand. 

Unser Ergebnis

Alles in allem wurde viel geredet und diskutiert, wie auf allen kleineren E-Mobilitäts-Events auch. Viel Neues oder Erkenntnisse für die Mobilität von Morgen haben wir nicht erlangt. Fairerweise sollte aber erwähnt werden, dass uns an vielen Ständen auf Nachfrage gesagt wird, dass man mit den Besuchern, der Frequenz, dem Interesse und letztendlich mit der gesamten Messe sehr glücklich sei. Ob das so stimmt oder rein floskelhaft ist, bleibt zu interpretieren.

Vergleichen wir die Zahlen mit der in Grund und Boden geredeten letzten IAA in Frankfurt, so verstehen wir nicht die vollmundige Eigenbewertung. Messe ist wichtig, ja. Aber ob eine zentral ausgerichtete IAA an einem nicht zentral in Deutschland gelegenen Ort wirklich Zukunft hat, wagen wir zu bezweifeln. Wie viele Menschen sich wirklich aus dem Norden oder dem Ausland auf den Weg in die süddeutsche Metropole gemacht haben, um das Angebot zu begutachten, wäre eine weitere Datenerhebung wert. ES/NM/Titelfoto: Mag

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