EU Verbrenner

„Verbrenner-Aus“: Knickt die EU ein?

Nach Merz-Brief: Die EU-Kommission prüft Lockerung der CO₂-Ziele und neue Verbrenner nach 2035. Ausgang offen.

Die EU-Kommission erwägt eine Anpassung der CO₂-Flottengrenzwerte und eine mögliche Zulassung neuer Verbrennungsmotoren nach 2035. Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas erklärte gegenüber dem „Handelsblatt“, man sei „offen für alle Technologien“ und wolle in der neuen Regelung „alle technologischen Entwicklungen“ berücksichtigen. Damit rückt die Debatte um die Zukunft des Verbrenners in Europa erneut in den Fokus.

Hintergrund ist die geplante Überprüfung der CO₂-Ziele ab 2035. Die Kommission will voraussichtlich im Dezember einen neuen Vorschlag vorlegen, möglicherweise verzögert sich die Veröffentlichung jedoch bis Januar. Grund für die Verzögerung ist der Umfang des sogenannten „EU-Autopakets“, das neben neuen CO₂-Grenzwerten auch Anreize für Elektroautos in Unternehmensflotten enthalten soll.

Spielraum nur auf den ersten Blick

Die Aussagen von Tzitzikostas lassen auf den ersten Blick Spielraum für „hocheffiziente“ Verbrenner. Allerdings schränkte er ein, dass die Rolle emissionsfreier und emissionsarmer Kraftstoffe sowie fortschrittlicher Biokraftstoffe geprüft werde. Zwei weitere Kommissionsbeamte bestätigten, dass traditionelle Verbrennungsmotoren nur zugelassen werden sollen, wenn sie mit Biokraftstoffen oder E-Fuels betrieben werden. Damit unterscheidet sich die Position der EU deutlich von Forderungen aus Deutschland, wo Bundeskanzler Friedrich Merz eine Berücksichtigung effizienter Verbrenner ohne Einschränkung auf alternative Kraftstoffe angeregt hatte.

Die zentrale Frage bleibt: Werden saubere Kraftstoffe bis 2035 in ausreichender Menge und zu vertretbaren Preisen verfügbar sein? Ohne diese Voraussetzung könnte die Zulassung neuer Verbrenner zwar theoretisch möglich sein, praktisch aber scheitern – weil Kunden die Fahrzeuge nicht kaufen, wenn die Betriebskosten zu hoch sind.

Das Autopaket ist für die europäische Industrie und die Wettbewerbsfähigkeit von großer Bedeutung. Experten warnen, dass eine Verzögerung über den Dezember hinaus Fristen gefährden könnte und die Kommission nicht schnell genug sei, um grundlegende Änderungen bei Plug-in-Hybriden und der Überprüfung der CO₂-Ziele umzusetzen. Titelfoto: SP-X

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