Lidar-Sensoren gibt es an immer mehr Pkw. Doch Vorsicht mit Smartphones und Kameras – sie könnten ernstlich beschädigt werden.
Die Laser der Assistenzsysteme (Lidar) von Pkw können Kameras und somit auch Smartphones gefährlich werden. Das Phänomen der den Chip schädigenden Wellen ist bereits seit längerem bekannt. Schon von der 2019er-Ausgabe der Elektronikmesse CES gibt es reihenweise Berichte über Kameras und Smartphones, die durch die dort ausgestellten, damals recht neuen Lidar-Sensoren beschädigt wurden.
Aktuell sorgt im Internet ein Reddit-Video für Aufregung, bei dem der Kamera-Kill quasi live verfolgt werden kann: Der Nutzer filmt aus kurzer Entfernung in das Dach-Lidar eines Volvo EX30, woraufhin sofort Pixelfehler im Videobild zu sehen sind. Trifft der unsichtbare, aber energiereiche Lichtstrahl direkt auf den Bildsensor, kann er für eine lokale Überhitzung und nicht mehr reparierbare Schäden sorgen. Das Risiko ist im Alltag aber eher gering. Und auch für das menschliche Auge sollen die Strahlen nicht gefährlich sein.
Bei Volvo kennt man das Phänomen. Auch die Betriebsanleitung des Elektro-Crossovers EX30 warnt davor, direkt in den unsichtbaren Lidarstrahl zu filmen. Auf Nachfrage erläutert der schwedische Hersteller, wann genau es zu Schäden kommen kann: „Hierfür müsste sich die Kamera beziehungsweise das Objektiv im Sichtfeld des Lidar befinden und dann auch relativ nah und/oder mit einem starken Zoom arbeiten.“ Grundsätzlich gelte: Je weiter weg der Lidar ist, desto geringer die Gefahr, dass der Sensor beschädigt wird.
Lidar: Für das Auge ungefährlich
Bei abgestellten oder geparkten Autos besteht keine Gefahr, der Lidar arbeitet nur bei eingeschalteter Zündung. Für das menschliche Auge soll die Volvo-Technik ungefährlich sein. Der genutzte Laser sei für das menschliche Auge sicher, wird doch das Licht von der Hornhaut und der Linse absorbiert, heißt es von Herstellerseite. So könne die Netzhaut des menschlichen Auges nicht beschädigt werden.
Volvo setzt beim EX90 auf eine ganz besonders leistungsfähige Variante des Herstellers Luminar mit einem 1.550-nm-Faserlaser, der auf 250 Meter bewegliche Hindernisse erkennt. Häuser und ähnliches detektiert er auf bis zu 600 Meter. Zu finden ist er in einer kleinen Hutze an der vorderen Dachkante – damit er gut und weit nach vorne sehen kann. Der Scanner soll perspektivisch für das hochautomatisierte oder autonome Fahren genutzt werden. Bis technische und juristische Hürden verschwunden sind, nutzt Volvo ihn für die normalen Assistenzsystem – vom Abstandshaltetempomat bis zum Notbremshelfer.
Andere Pkw-Hersteller setzen auf andere Varianten der Technik. Etwa auf die des französischen Herstellers Valeo, der bei seinen Lidar-Systemen mit einer geringeren Wellenlänge von 905 nm arbeitet. Solche Ausführungen sind günstiger in der Herstellung, reichen aber etwas weniger weit. Allerdings sind sie dem Unternehmen zufolge ungefährlich für Kameras und andere digitale Geräte. „Bei der Auswahl der Wellenlänge der Lichtquelle für unsere Langstrecken-Lidar-Sensoren standen Produktkonformitätsaspekte, insbesondere im Hinblick auf mögliche Kameraschäden, im Mittelpunkt“, erklärt ein Valeo-Sprecher.
Im Zweifel gilt trotzdem bei allen Lidar-Systemen: Aus kurzer Entfernung direkt hineinschauen oder filmen sollte man eher nicht. SP-X/Titelfoto: Volvo
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