Bösen

Wenn die Technik zu schlau ist…

Mit dem technischen Fortschritt schwindet mitunter das eigene Denkvermögen. Das führt zu durchaus unterhaltsamen Ereignissen.

Wir hatten an dieser Stelle ja schon häufiger den Verdacht geäußert, dass Autos in Zukunft intelligenter sein könnten als ihre Nutzer. Es stellt sich heraus: Das Thema ist keines für die Zukunft. Dieser Tage ging im pfälzischen Trippstadt ein Notruf bei der Polizei ein, automatisch abgesetzt von einem verunfallten Fahrzeug, ganz so wie man es von der eingebauten Technik erwartet. Am Ort des Geschehens fand die Polizei das Unfallauto nebst Teilen einer Mauer, aber keinen Fahrer. Der saß derweil gemütlich zu Hause und arbeitete seinen Rausch ab. Mit zarten 2,65 Promille hatte er zwischen Straße und Mauer nicht mehr ganz genau unterscheiden können und nachdem er das doch recht feste Hindernis „gestreift“ hatte, einfach das Auto stehengelassen. Blöd für ihn, dass die Notruffunktion des Autos tadellos arbeitete, noch blöder, nicht zu wissen, dass es so etwas überhaupt gibt.

Immer nur dem Navi nach!

Im Umgang mit der Technik war dafür eine junge Autofahrerin up to date. Sie folgte beharrlich den Anweisungen ihrer Navi-App und landete erst auf einem Feldweg und dann kurz vor einem Teich in einem Wassergraben, wo sie unverletzt und wahrscheinlich mitsamt ihrer Navi-App das Auto verließ, um einen App – pardon Abschleppdienst anzurufen.

Das blinde Verlassen auf die Intelligenz der Navi-App ist im Übrigen nichts, was man der Jugend vorwerfen müsste. Auch gestandene Kraftfahrer steuern ihre Lkw gerne den Karten und Pfeilen nach und enden im Wald oder neuerdings bei uns im Ort in einer Sackgasse. Anscheinend sind analoge Verkehrsschilder in einer digitalisierten Welt obsolet oder das Wissen um ihre Bedeutung schwindet mit jedem Tag der App-Nutzung. Vielleicht würde es helfen, das Hirn als Applikation zu begreifen, um es zu nutzen. Aber das führt an dieser Stelle zu weit.

Züge statt Lkw? Ja, aber…

Zu weit abgebaut hat in den vergangenen Jahrzehnten die Bahn ihr ländliches Streckennetz. Einen Teil der Folgen haben wir gerade weiter oben erwähnt. Tatsächlich hat man inzwischen gemerkt, dass es sowohl ökonomisch wie ökologisch sinnvoll wäre, die alten Strecken zu reanimieren. Das ist wohl bedeutend günstiger als neue zu bauen, bringt etliche Lkw von den überlasteten Straßen und ermöglicht nebenbei einen einigermaßen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr auch auf dem Land. In den vergangenen Monaten hat die Bahn rund 350 stillgelegte Strecken überprüft und bei vielen davon eine Wiedereröffnung für sinnvoll erachtet.

Vorbild waren wohl unter anderem regionale Initiativen, die einzelne Strecken selbstständig pflegten und für Tourismusfahrten nutzten. Dort verkehren mitunter schon wieder Güterzüge, was auch bereits den Unmut eines kleinen Teils der Bevölkerung verursacht. In unserem Fall verkehren auf der neuen alten Strecke Züge mit Holz und ersetzen auf der langen Tour zum nächsten Überseehafen viele Lkw. Allerdings müssen die Züge irgendwo beladen werden, weshalb jetzt eben die Lkw vom Wald ans Gleis fahren, und zwar an einem ehemals stillgelegten Bahnhof. Natürlich finden die Anwohner es gut, dass Züge Lkw ersetzen, aber doch nicht genau da. Logisch.

Wir wollen ja auch Ökostrom, aber die Trasse doch nicht hier und die Solaranlage nicht in Sichtweite und schon gar kein Windrad im Wald. Nur einfach aus der Steckdose, wenn‘s recht ist.

Das E-Auto als Stinker

Apropos Ökostrom. Diesbezüglich gab es dieser Tage einen größeren Sturm im wissenschaftlichen Wasserglas, als ein Brief von 170 Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, der die bisherige Berechnung des Ökostromverbrauchs durch E-Autos als zumindest fälschlich darstellte. Worauf dann wiederum andere Wissenschaftler die Berechnung als doch richtig und praktikabel verteidigten. Wir hatten ohnehin nicht wirklich verstanden, was eigentlich der Punkt war. Es gibt nicht immer genug Ökostrom, den Autos wird aber immer die saubere Nutzung unterstellt, während die E-Fuels den Einsatz von Ökostrom, von dem es ja nicht genug gibt, nicht angerechnet bekommen? Vielleicht hatte im Vorfeld mal jemand geschaut, wie es sich mit Energiebedarf, Effizienz und der schieren Menge lieferbarer -E-Fuels verhält? Wir wissen es nicht und für die richtige Einordnung fehlt uns gerade eine App. Sonst noch was? Nächste Woche wieder. Günter Weigel/SP-X/Foto: pixabay

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