… und danach vielleicht das Auto. Um die Mobilitätswende zu beginnen, müssen wir vor allem eines: umdenken. Und uns künftig genau überlegen, was wir für unser Fortkommen brauchen.
Der Mensch mag nicht umdenken. Was in jungen Jahren noch einigermaßen funktioniert, fällt mit wachsendem Alter immer schwerer. Im Laufe seines Lebens fällt man in einen Trott, dem man nur schwer wieder entgehen kann. Das betrifft nicht nur Gewohnheiten und Tagesabläufe, auch die Denkstrukturen haben sich tief eingegraben in den menschlichen Geist.
Oder wie sonst ist die Angst vor dem Elektroauto zu verstehen, die sich in seltsamen Diskussionen findet? Hört man den Kritikern zu, dann naht der Untergang der westlichen Welt so wie wir sie kennen, zumindest aber wird Mobilität unmöglich. Begriffe wie Reichweitenangst, Ladekomfort und Elektrophobie tauchen auf. Plötzlich ist die Gewinnung von Rohstoffen das zentrale Thema beim Autobau. Hat zuvor je ein Hahn danach gekräht, welche Umweltschäden das Fördern und Transportieren von Öl weltweit verursacht?
Wie ist die Angst vor dem E-Auto zu verstehen?
Jetzt aber können wir keine Elektroautos fahren, da die Kinder im Kongo ausgebeutet und gesundheitlich ruiniert werden. Man mag es laut herausschreien: Das hat es vor dem E-Auto auch schon gegeben! Und es liegt auch nicht nur am Bedarf nach Akkus, dass diese Skandale existieren. Wen kümmert es etwa, was in den Goldminen Afrikas abgeht? Und wen interessiert, dass Kobalt und Lithium auch in Verbrennern und vielen anderen Produkten verbaut werden – man denke nur an Handys.
Nun ja, wir werden noch einige schräge Diskussionen führen müssen, bis das Umdenken bei der Mobilität einsetzt. Wobei ich herausstreichen möchte, dass das E-Auto nicht das Allheilmittel ist. Aber 100 Prozent Ökostrom in unserem Netz und viele Stromer auf den Straßen würden uns schon mal einen Schritt voranbringen auf dem Weg zur klimaneutraleren Mobilität. Noch besser ist es freilich, das Auto ganz stehen zu lassen und das Fahrrad zu nehmen, gerne auch das E-Bike.
PHEV: Die Last der zwei Antriebe
Ganz schlecht aber ist es, einen Plug-in-Hybriden (PHEV) zu kaufen und ihn dann nur im Verbrenner-Modus zu bewegen. Dann rauschen die Verbräuche in schwindelerregende Höhen, da die PHEVs ja ein bisschen mehr wiegen. So beschwerte sich ein Nachbar kürzlich bei mir, dass der Verbrauch seines Halbstromers, ein mittelgroßes SUV, weit über zehn Liter liege. Und ein Fuhrpark-Leasingunternehmen berichtete von PHEV-Dienstwagen, bei denen das Ladekabel nach drei Jahren noch originalverpackt und daher unbenutzt war.
Also noch einmal ganz laut, was seit Jahren in der seriösen Presse steht:
- Die angegebenen Durchschnittsverbräuche (oft unter 2 Liter je 100 km) in den technischen Daten der PHEV sind nur zu erreichen, wenn man Kurzstrecke fährt, regelmäßig nachlädt und peinlich darauf achtet, dass der Verbrenner sich nicht zuschaltet.
- Die Angaben der elektrischen Reichweite stimmen oft nicht mit der Realität überein. Vor allem im Winter kann man getrost 30 bis 40 Prozent abziehen.
- Ein PHEV macht nur Sinn, wenn man weit überwiegend Kurzstrecke fährt. Wobei sich hier die Frage stellt, warum man dann nicht gleich zum vollelektrischen Auto (BEV) greift.
Moderne Diesel filtern sogar Feinstaub aus der Luft
Fazit: Im Vertrieb und auf der Langstrecke sind PHEV kontraproduktiv. Hier bieten sich nach wie vor Dieselautos an. Ja, Dieselautos! Mit der modernsten Abgasnorm Euro 6d-TEMP halten sie wirklich die Emissionsgrenzwerte ein. Und ein Test der Zeitschrift auto, motor und sport hat ergeben, dass sie nicht selten mehr Feinstaub aus der Stadtluft filtern als sie hinten wieder ausstoßen.
Wir werden noch lange auf mehrere Antriebsarten angewiesen sein bei unserer Mobilität. Immer wichtiger jedoch wird, dass wir uns die Antriebe aussuchen, die zur geplanten Verwendung passen. Und hier sollten sich die Denkstrukturen möglichst bald auf die neue Situation einstellen, damit wir den Wandel angehen können.
Antworten geben: Der Deutsche Mobilitätstag
Wie das funktionieren kann, dass E-Autos kein Teufelszeug sind und wer Hilfestellung geben kann, das zeigt der Deutsche Mobilitätstag im kommenden Jahr in Hannover (5. und 6. Juni), Karlsruhe (15. und 16. September) und Aschaffenburg (6. und 7. Oktober). Informieren Sie sich aus erster Hand und suchen Sie Antworten auf Ihre Fragen. Uns rennt die Zeit davon. Die Natur verhandelt nicht.
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