Audi A6 e-tron

Audi A6 e-tron: Kandidat für die Langstrecke

Mit dem A6 Sportback e-tron performance hat Audi ein schönes Reiseauto auf die Räder gestellt. Perfekt ist er aber nicht.

Nach dem Q6 e-tron hat Audi als zweites Modell mit 800-Volt-Architektur den A6 e-tron auf den Markt gebracht. Es gibt ihn sowohl als Sportback als auch als Avant (Kombi). Wir baten Ersteren zum Test, denn im Gegensatz zum SUV punktet der Sportback mit einem besseren Windschlüpfrigkeit – was bessere Verbrauchswerte und mehr Reichweite ergibt. Denn in dieser Disziplin (cW-Wert von 0,21) setzt der Sportback neue Maßstäbe für den VW-Konzern. Sogar der Avant ist mit 0,24 um einiges schlechter – und das macht sich deutlich bemerkbar. Doch dazu später mehr.

Lest auch das Test-Tagebuch zum Audi A6 Sportback e-tron performance

Wir haben ja im Rahmen unseres Test-Tagebuchs schon einiges über den A6 Sportback e-tron geschrieben und dabei viele lobende Worte gefunden, waren wir mit ihm doch auf einer längeren Strecke unterwegs und konnten Reichweite, Ladeverhalten und Verbrauch gut studieren. Weniger gewidmet haben wir uns bislang dem Fahrwerk. Dabei wird schnell klar: Audi setzt auch bei seinen Elektromodellen auf ein harmonisch abgestimmtes Fahrwerk. Ausgestattet mit der optionalen Luftfederung bietet der Testwagen eine breite Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit. Vor allem im „Balanced“-Fahrmodus wird aus dem A6 ein herrlich unaufgeregter Begleiter – eben auch für die lange Reise.

Audi A6 e-tron
Schöne Reiselimousine mit vielen guten Eigenschaften: Audi Sportback A6 e-tron perfomance. Foto: Audi

Wenig erzählen müssen wir über den souveränen Antrieb. Der 280 kW starke Motor treibt die Hinterachse an und zeigt ich jeder Situation gewachsen: gemütlichem Cruisen ebenso wie heftigem Beschleunigen – man genießt die Fahrt in A6.

Audi A6 e-tron: Schöner Fahrkomfort

Mittlerweile genügt es auch bei Audi, sich auf den Fahrersitz zu setzen, um den Wagen fahrbereit zu machen. Einen Starterknopf gibt es trotzdem, denn man bleibt ja auch mal im Auto sitzen und will die Zündung ausschalten, um die Starterbatterie zu schonen. Zudem findet sich eine gute Mischung aus physischen Tasten (mit Lautstärkeregler) und digitalen Funktionen. Die Bedienung stellt niemanden vor Rätsel.

Audi A6 etron
Die virtuellen Außenspiegel kosten 1.450 Euro Aufpreis. Foto: Mag

Vorbildlich gelöst hat man die Abschaltmöglichkeit für das Euro-Klingeln. Diese kann man auf die Sternchen-Taste auf dem Lenkrad legen. Apropos Lenkrad-Tasten: Die stehen ja ein wenig in der Kritik, da man sie nicht nur drücken, sondern auch per Streichen bedienen kann. Uns hat das wenig gestört; mit ein bisschen Übung klappt das gut.

Beeindruckend ist das riesige Head-up-Display, in dem nicht nur die Zielführung eingeblendet wird. Es die projeziert die Streckenführung mit großen Pfeilen auch auf die Straße. Praktisch ist der zweite Bildschirm vor dem Soziussitz. Auf langen Fahrten zu zweit kann der/die Beifahrer/in dem Radio/Medien steuern oder sich auch mit der Routenführung beschäftigen und den Fahrer somit entlasten – praktisch ist das vor allem, wenn die avisierte Ladesäule nicht verfügbar ist und eine neue gesucht werden muss.

Die Assistenten sind gut aufeinander abgestimmt, und der Audi hält wunderbar die Spur. Allerdings kam es nahezu bei jeder Fahrt vor, dass sich einzelne Assistenten plötzlich abgemeldet haben und ausgefallen sind. Schlechtes Wetter kann dafür nicht der Grund gewesen sein. Begleitet werden diese Ausfälle mit sehr lauten Warntönen. Hier sollte Audi nacharbeiten.

Überraschend viel Platz

Audi A6 etron
Von 16 auf 80 Prozent SoC in 21 Minunten: Audi A6 e-tron. Foto: Mag

In unserem Testwagen waren übrigens die virtuellen Außenspiegel verbaut. Die schlanken Kamerahälse (statt klobiger Spiegel) verbessern zwar den cW-Wert ein wenig, doch die Anbringung der Monitore in der Tür finden wir wenig gelungen: Man blickt schräg auf das Bild und zudem ist es ein wenig klein geraten. Die 1.450 Euro Aufpreis kann man sich sparen.

Einen hervorragenden Eindruck hinterließen die Sitze. Auch nach Stunden zwickte im Rücken nichts. Trotz der flachen Bauform des Sportbacks finden auch große Menschen einen angenehmen Sitzkomfort hinter dem Lenkrad, was den traditionell weiten Einstellmöglichkeiten der Sitze geschuldet ist. Zudem besitzt der Fahrersitz eine automatische Einstiegshilfe. Im Fond ist der Platz zwar nicht so üppig bemessen wie in einem SUV, die Beinfreiheit genügt dennoch den Ansprüchen Erwachsener.

Audi A6 etron
Die Ladekurve.

Und ganz hinten lässt sich erstaunlich viel Gepäck unterbringen: Audi nennt hier 502 bis 1.330 Liter an Volumen. Die Bauart als Sportback bringt zudem eine große Heckklappe mit sich, die einen riesigen Zugang zum Ladeabteil ermöglicht. Und wem das nicht reicht: Vorn gibt es nun einen Frunk, der 27 Liter schluckt. Üppig ist auch die Anhängelast bemessen: Der A6 e-tron performance darf gebremst bis zu 2.100 kg an den Haken nehmen.

Doch kommen wir zur technischen Seite des A6. Mit seiner 100 kWh großen Batterie, 95 Prozent davon nutzbar, schafft die Limousine laut WLTP-Norm eine Reichweite 756 Kilometer am Stück und lädt dank 800-Volt-System mit maximal 270 kW. Diese Vorgaben schaffte der A6 e-tron in der Praxis zwar nicht, doch war nach dem Start in Frankfurt am Main Richtung Norden die erste Ladepause erst zwischen Hannover und Hamburg (Bispingen) angesagt, wobei noch ein Rest-SoC von 16 Prozent im Akku verblieben war. Unser rund 700 Kilometer entferntes Ziel war also mit einem Mal Laden bequem erreichbar.

Schnelles Laden, hohe Reichweite

Dabei zeigte der Bordcomputer nicht nur den Ladestand beim nächsten Ladestopp an, sondern auch, wie viel Strom man nachladen muss, um das Ziel zu erreichen. Nicht immer muss man ja warten, bis 80 Prozent erreicht sind. Dass der Akku entsprechend konditioniert beim Ladepunkt war muss nicht extra erwähnt werden. Und so kletterte die Ladeleistung an unserer 300-kW-Säule schnell auf 260 kW. Das Maximum bei unserem Stopp lag bei 263,4 kW – also nah dran an den versprochenen 270 kW.

Audi A6 etron
Die Platzverhältnisse im Fond sind okay. Foto: Mag

Bei einem Rest-SoC von 16 Prozent gestartet, dauerte es 21 Minuten bis zur 80-Prozent-Marke, wonach die Ladeleistung abfällt. Erwähnenswert auch: Die Ladekurve bleibt einige Zeit auf hohem Niveau, bevor sie gleichmäßig leicht abfällt. Auffällig ist, dass der Audi relativ lange braucht, bis sich sein Ladesystem mit dem der Ladesäule abgestimmt hat. Zudem bietet Audi keinen 22-kw-AC-Lader an. Bei einem so großen Akku würde dieser das Laden an öffentlichen Säulen erleichtern – Stichwort Blockiergebühr.

Leider warnt die Elektronik schon bei einem Rest-SoC von 20 Prozent vor einem niedrigen Akkustand, stellt den Drive Mode auf Efficiency plus (womit Heizung und weitere Annehmlichkeiten eingeschränkt werden) und animiert den Fahrer, sich eine Lademöglichkeit zu suchen. Bei einem 95-kW-Akku, der dann noch mehr als 100 Kilometer Reichweite bereitstellt, erscheint das ein wenig übertrieben.

Je nach Tempo pendelte sich der Autobahn-Verbrauch bei knapp unter 20 kWh ein: Lässt man es gemütlich angehen, vermeldete der Bordcomputer 18,7 kWh. Wir waren aber auch noch auf unserer 100-Kilometer-Testrunde unterwegs. Hier kam der A6 e-tron bei Temperaturen um die 13 Grad auf einen Schnitt von 18,9 kWh. Für die gesamte Testzeit (von der die Langstreckenfahrt nur ein Teil war) ermittelten wir einen Verbrauch (inklusive Ladeverlusten) von 17,9 kWh je 100 Kilometer und kamen damit den WLTP-Vorgaben (14,8 – 17,0 kWh) recht nah. Beachtlich.

Verbrauch: 17,9 kWh je 100 Kilometer

Audi A6 etron
Dank großer Klappe ist der Laderaum im A6 e-tron gut zugänglich. Foto: Mag

Ganz billig ist der A6 Sportback e-tron performance freilich nicht. Audi ruft einen Basispreis von 75.600 Euro auf, doch die Preisliste ist wie immer sehr lang. Und hinsichtlich eines Wiederverkaufs empfiehlt es sich, das eine oder andere Extra anzuklicken. Allein das Tech-pro-Paket schlägt mit 8.250 Euro zu Buche und enthält Nettigkeiten wie Matrix-LED-Scheinwerfer, elektrische Vordersitze, Beifahrerdisplay, einige Assistenten, adaptives Luftfahrwerk und vieles andere. Man sollte also davon ausgehen, dass der Endpreis für den A6 Sportback e-tron Performance näher bei 90.000 Euro liegt als bei 80.000. Unser Testwagen kostete schließlich 98.205 Euro (brutto).

Zum Vergleich: Der BMW i5 eDrive40 mit 250 kW Leistung und 400-Volt-System startet bei 72.000 Euro; der Mercedes-Benz EQE 350+ mit 235 kW startet bei 71.414 Euro.

Was die Unterhaltskosten angeht, so berechnet der ADAC den Audi mit 1, 08 Euro je Kilometer oder 1.358 Euro monatlich.

Fazit: Mit dem A6 e-tron hat Audi die nächste Generation E-Autos auf die Straße gebracht: Sparsam, mit großer Reichweite und schnellem Laden. Dank seines Komforts, dem souveränen Antrieb und den guten Sitzen ist er ein toller Reisebegleiter. Die Software indes verträgt die eine oder andere Auffrischung. Und ein 22-kW-Lader wäre sinnvoll. Titelfoto: Audi

Lest auch das Test-Tagebuch zum Audi A6 Sportback e-tron performance

Audi A6 Sportback e-tron performance – Technische Daten:

Fünftüriger, siebensitzige Limousine mit Hinterradantrieb; Länge: 4,93 Meter (mit Seitenspiegeln 2,14 Meter), Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,95 Meter, Kofferraumvolumen: 502-1.330 Liter, Frunk: 27 Liter, Anhängelast (gebremst/ungebremst): 2.100 kg/750 kg, Stützlast: 100 kg, Dachlast: 100 kg.

Permanenterregter Synchronmotor (PSM), Lithium-Ionen-Batterie mit 100 kWh (netto 94,9 kWh), Leistung 280 kW/367 PS, Drehmoment: 565 Nm, 0-100 km/h: 5,4 s, Vmax: 210 km/h, WLTP-Verbrauch: 17,0-14,0 kWh/100 km, Reichweite: 756 km (WLTP).

Messwerte: Max. Ladeleistung AC: 11 kW, DC: 263,4 kW, Ladezeit von 16 auf 80 % SoC: 21 Minuten, Testverbrauch (inkl. Ladeverlusten): 17,9 kWh, Testrunde (100 km): 18,9 kWh, Reichweite: ca. 500 km.

Preis: 75.600 Euro, Testwagenpreis: 98.205 Euro.

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