M3

BMW M3 und 4: Die letzten ihrer Art?

Zwei extreme Playmobile für große Jungs: BMW M präsentiert M3 Limousine und M4 Coupé. Unser Autor war dabei.

Auch wenn wir in großen Schritten der elektrifizierten Autowelt zustreben: Es gibt sie noch, die PS-Monster. Modelle von AMG, RS und auch BMW M finden weiterhin ihre Fans, und so finden die Hersteller, dass es sich lohnt, solche Autos zu bauen zu weiter zu entwickeln. Die Frage, wann ähnlich starke und in Sachen Dynamik eher überlegen E-Autos wie der Porsche Taycan oder der Audi RS e-tron GT die Verbrenner-Monster überflüssig machen, mag sich stellen; beantwortbar ist sie derzeit kaum.

Erfolgreiches 2020

Denn wie gesagt: M und Co. haben ihre Fangemeinde. So hatte die BMW-Tochter M GmbH 2020 trotz Corona das erfolgreichste Jahr jemals. In Zahlen: 144.231 verkaufte M-Fahrzeuge, eine Steigerung um sechs Prozent, 19.000 mehr als AMG. Und das quasi ohne ihre Bestseller M3 und M4 – kurz Luft holen -, denn von denen hätte es letztes Jahr ja quasi nur noch Restposten gegeben, so die Verantwortlichen. Dann folgen Sätze wie diese: M3 und M4 seien der Nukleus aller M-Modelle, die Inkarnation der Marke. Kurzum: Heilige mit Rädern. Da trifft es sich gut, dass wir der Präsentation der aufgearbeiteten Kraftprotze beiwohnen dürfen, und wir ahnen es schon, das wird ein heißer Tag.

Von Freaks für Freaks

M3
Limousine und Coupé treten mit zwei neu entwickelten Reihensechszylindern in zwei Leistungsklassen an.

Parat stehen: M3 Limousine und M4 Coupé, zwei High Performance Cars erster Kajüte und wahrscheinlich die letzten ihrer Art. Es sind Extremisten, von Freaks für Freaks gebaut, Fanartikel für Fans, die es sich leisten können und wollen. In der 6. Generation seit 1985 sind M3 und M4 zu absoluten Ingenieurs-Autos mutiert. Glauben Sie uns, alle technischen Finessen und Funktionen aufzuzählen, würde wohl selbst das große World Wide Web zum Überlaufen bringen.

Also konzentrieren wir uns auf das Wesentliche. Und beginnen vorne. Bis zur A-Säule sind M3 und M4 quasi identisch, technisch sind sie es ohnehin. Was auffällt ist die neue XXL-Niere, bei anderen Modellen ein diskutabler Fremdkörper, wirkt hier harmonischer integriert, viel selbstverständlicher. BMW verzichtet auf den Rahmen, horizontale Streben, und große Lufteinlässe schärfen das Design. Für Rennsport-Optik sorgen großzügig verteilte Carboneinlagen, so zieht sich ein schwarzes Skateboard in Carbonoptik einmal um M3 und M4 herum. Auch innen ist alles für den Motorsport-Fan angerichtet. Dickes M-Lenkrad, große Schaltpaddel, expressives Farbdesign und auf Wunsch professionelle Carbon-Schalensitze, die nicht nur 10 Kilo zum Seriensitz sparen, sondern dich auch wie ein Schraubstock packen und festhalten.

Neu entwickelte Reihen-Sechszylinder

Limousine und Coupé treten mit zwei neu entwickelten Reihensechszylindern in zwei Leistungsklassen an. Mit Sechsgang-Handschalter besitzen sie 353 kW/480 PS, als Competition 375 kW/510 PS und stets eine Achtgang-Steptronic. Optional gibt es ab Sommer, und erstmals überhaupt im M3/M4, auch den Allradantrieb xDrive. BMW verspricht 3,9 Sekunden auf 100 km/h und bis 290 Spitze mit dem M-Driver Package.

M3
Die neue XXL-Niere, bei anderen Modellen ein diskutabler Fremdkörper, wirkt hier harmonischer integriert. Fotos: BMW

Am Steuer eines M3, lackiert in Metallic Grün “Isle of Man”, geht es heute über Autobahn und Landstraße zum BMW-Testgelände in Maisach. Die Aktive Luftfederung sorgt dabei für erstaunlichen Alltagskomfort und die Power des Twin-Turbos mit seinen 650 Newtonmeter Drehmoment für einen so unbändigen Vorwärtsdrang, dass es einem Bange werden kann. Mit allen digitalen Zügeln in Lauerstellung werden die nächsten Kilometer auf der Landstraße zum weiteren ultimativem Charaktertest. Wer hier mit lockerem Gasfuß die Reserven des M3 herauskitzelt, fährt in Grenzbereiche, die im öffentlichen Verkehr nichts zu suchen haben – und das Talent normaler Autofahrer ohnehin deutlich überfordern. Der M3 liegt so unverschämt satt auf der Straße, so sensibel in der Hand, dass man glatt meint, die Fahrphysik sei nur eine freundschaftliche Empfehlung und würde bei diesem Auto nicht den gesetzmäßigen Eigenschaften von Fliehkraft oder Verzögerung unterliegen.

Achtung: Packungsbeilage beachten!

Welch´ Potenzial in BMWs legalen Drogen steckt, erleben wir später auf der Teststrecke im M4. Jetzt heißt es Packungsbeilage beachten, denn du kannst an diesem Gerät so ziemlich alles individuell einstellen, was dich im Motorsport ein paar Sekunden schneller macht. So, dass es für dich am Ende optimal passt. Die Charakteristik von Fahrwerk, Motor und Lenkung sowieso. Aber auch Bremsen oder Traktion lassen sich optimieren. Das Tempo der Gangwechsel schärfst du über eine Wippe am Schalthebel in drei Stufen nach, das digitale Cockpit zeigt nun auf Wunsch nur noch die für die Rennstrecke relevanten Daten.

Inklusive Drag-Racing-Funktion

M3
Auch innen ist alles für den Motorsport-Fan angerichtet.

In dem Playmobil für große Jungs steckt aber auch ein herrlicher Spieltrieb. Für uns Feierabend-Racer hat die M-Truppe eine Drag-Racing-Funktion für Beschleunigungsrennen eingebaut und einen Drift-Analyser. Beim Letzteren wird dokumentiert, wie viele elegante Drifts du per Session hingelegt hast. Mit deaktiviertem DSC lässt sich hier die Traction-Control in zehn Stufen verstellen, so können sich auch ungeübte ohne Angst an saubere Drifts Stück für Stück herantasten.

Dieser Nachhilfeunterricht kostet inklusive M3 mindestens 82.500 Euro (M3 Competition 89.500 Euro) im M4 Coupé sind es jeweils 1.500 Euro mehr. Und wer einen Blick in die Aufpreisliste wirft, weiß, dass wir uns mit diesen Preisen noch lange nicht auf der Zielgeraden befinden. Die letzten ihrer Art wissen halt, was sie ihren Fans wert sind. Tomas Hirschberger/SP-X

BMW M3 Competition – Technische Daten

Viertürige Limousine, Länge 4,79 Meter, Breite 1,90 Meter, Höhe 1,44 Meter, Radstand 2,86 Meter.

3,0 Liter Sechszylinder-Twin-Turbo-Reihenmotor, 375 kW/510 PS bei 6.250 U/min, maximales Drehmoment 650 Newtonmeter bei 2.750–5.500 U/min., 8-Gang M Steptronic mit Drivelogic, 0-100: 3,9 s; Vmax 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: (WLTP) 10,0 – 10,2 l; CO2-Ausstoß: 228 – 234 (WLTP), Effizienzklasse G, Preis: 89.500 Euro.

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *