Audi Ausblick

Der Audi Q6 e-tron feiert Weltpremiere

Das lange Warten hat ein Ende: Der Audi Q6 e-tron und der SQ6 e-tron feiern ihre Weltpremiere.

Bessere Effizienz, große Reichweite und hohe Ladeperformance – Audi-Chef Gernot Döllner sieht das erste Modell der Marke auf der Premium Platform Electric (PPE) mit der 800-Volt-Technnik als „Technologiesprung in der elektrischen Premiummobilität“. Die gemeinsam mit Porsche entwickelte PPE zeige, wie der VW-Konzern Kompetenzen bündele und Elektromobilität skalierbar mache. Beispiel dafür ist der Porsche Macan E, der so etwas wie ein Halbbruder des Audi Q6 e-tron ist und bereits vor einigen Wochen seinen ersten großen Auftritt hatte. Während Porsche das E-SUV in Leipzig produziert, läuft der Q6 e-tron in Ingolstadt vom Band. Dort werden in einem neuen Werk zudem etwa 1.000 Hochvoltbatterien täglich gebaut.

Angetrieben wird der 4,77 Meter lange, ohne Spiegel 1,97 Meter breite und 1,65 Meter hohe Q6 e-tron zunächst von zwei Elektromotoren über beide Achsen. Hinten kommt eine Permanentmagneterregte Synchronmaschine (PSM) mit 280 kW (381 PS) und einem Drehmoment von 500 Newtonmetern (Nm) zum Einsatz. Vorne ist eine Asynchronmaschine (ASM) mit einer Leistung von 140 kW (190 PS) und 275 Nm verbaut.

Audi Q6
Bald am Start: Audi Q6 e-tron. Fotos: Audi

Damit kommt das SUV auf eine Peak-Systemleistung von 286 kW (387 PS) inklusive der Launch Control. Beim SQ6 e-tron sind es 360 kW (489 PS). Beide Motoren werden ebenso wie das Eingang-Getriebe mit Öl über einen gemeinsamen Kreislauf gekühlt. Da der Wagen in erster Linie über die Hinterräder angetrieben wird, kommt dort die effizienter arbeitende und mit mehr Leistungsdichte ausgestattete PSM zum Einsatz.

Audi Q6 e-tron: Mit 94,9-kWh-Akku

Die ASM hingegen ist so etwas wie ein Booster, der im Bedarf mehr Performance bietet. So schafft der 2,32 Tonnen schwere Q6 e-tron den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 5,9 Sekunden und bringt es in der Spitze auf 210 Kilometer pro Stunde. Der S wiegt 2,35 Tonnen, erreicht nach 4,3 Sekunden die Tempo 100 Kilometer und erreicht 230 Kilometer in der Stunde.

Die Energie wird in einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Nettokapazität von 94,9 kWh gespeichert. Der mit zwölf Modulen und 180 Zellen bestückte Akku wiegt 570 Kilogramm. Bei der Zellchemie hat sich Audi für einen Kompromiss aus Performance und Effizienz entschieden. Später folgte eine zweite Batterie mit brutto 83 kWh für einen nur mit Heckantrieb ausgestatteten Q6 e-tron.

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Auch der Beifahrer kann ein eigenes Display haben.

Geladen werden kann mit Wechselstrom (AC) auf beiden Seiten des Fahrzeugs, das kennt man ja von den Q8-e-tron-Modellen. Hierfür ist ein 11-kW-On-Board-Charger installiert. Ein Gleichstrom (DC)-Anschluss ist lediglich hinten auf der Fahrerseite angesiedelt. Der aber ermöglicht dank der 800-Volt-Technologie eine Ladeleistung von bis zu 270 kW. An einer entsprechenden Ladesäule dauert es gerade einmal zehn Minuten, um Strom für 255 Kilometer Reichweite nach der WLTP-Norm in den Akku fließen zu lassen. 21 Minuten gibt Audi an, um den Ladestand von zehn auf 80 Prozent (State of Charge/SoC) anzuheben. Die Audi-Techniker versprechen bei entsprechend vorkonditionierter Batterie eine Ladekurve, die von zehn bis 40 Prozent oberhalb von 250 kW bleibt und erst danach langsam sinkt. Bei einem Ladestand von 80 Prozent sollen es noch immer 110 kW sein. Wir sind gespannt, ob sich das später im Jahr im Praxistest bewahrheitet.

Das „Bankladen“ hilft bei langsamen Säulen

Da nicht immer Ladesäulen zur Verfügung stehen, die für die 800-Volt-Technologie gerüstet sind, haben die Entwickler von Audi und Porsche das sogenannte Bankladen installiert. Steht lediglich eine 400-Volt-Station zur Verfügung, wird die Batterie automatisch in zwei Stücke geteilt, die dann jeweils mit bis zu 135 kW geladen werden. Die Reichweite bei vollgeladener Batterie soll dem WLTP-Wert zufolge bis zu 625 Kilometer betragen. Beim SQ6 e-tron sind es immerhin noch 598 Kilometer.

Beeindruckend sind die Rekuperationsleistungen von bis zu 220 kW. Über Pedals am Lenkrad können außer dem Modus „Auto“ unterschiedliche Stärken gewählt werden. Entweder rollt der Q6 e-tron ohne Bremswirkung dahin. Dazu gibt es leichte und starke Verzögerungsstufen. Zudem lässt sich in der Mittelkonsole noch die B-Taste betätigen. Dann ist das i-Pedal und damit die stärkste Rekuperationsstufe aktiv. Der Wagen verzögert dann bis zu Stillstand. Entsprechende Hinweise im Cockpit zeigen die unterschiedlichen Modi an.

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Unser Autor konnte schon erste Eindrücke vom Q6 sammeln.

Wir hatten im Vorfeld der Weltpremiere die Chance, sowohl Rekuperation als auch Antritt und Fahrwerksabstimmung kurz zu begutachten. Die jeweiligen Stufen der Energierückgewinnung machen sich spürbar bemerkbar. Vor Kurven lässt sie der Wagen damit anbremsen und anschließend wieder beschleunigen. Die eigentliche Bremse ist kaum mehr notwendig. Das gilt noch mehr im Stadtverkehr im B-Modus. Nach kurzer Eingewöhnung steht das SUV exakt an dem richtigen Punkt. Und das auch noch absolut ruckfrei.

Bis zu 220 kW Rekuperationsleistung

Die Abstimmung des Fahrwerks ist absolut gelungen. Der Wagen bleibt selbst bei rasanten Richtungswechseln konsequent in der vorgegebenen Spur. Die Lenkung reagiert direkt. Diese sportliche Note ist gepaart mit einem hohen Maß an Komfort. Sprich: Federung und Dämpfung sind so ausgelegt, dass Stöße und Schläge von der Straße so gut wie nicht im Passagierabteil ankommen.

Und damit kommen wir zum mit hochwertigen und überwiegend nachhaltigen Materialien ausgestatteten Innenraum des Audi Q6 e-tron. Hier fällt auf Anhieb das 11,9 Zoll große Curved Panorama Display ins Auge. Der gebogene Screen umrahmt quasi den Platz am Steuer und ist konsequent auf diese Position ausgerichtet. Die Darstellungen sind aufgrund der OLED-Technologie gestochen scharf und können zudem individuell verschoben werden. Immer im Mittelpunkt ist aber die Geschwindigkeitsanzeige.

Das komplett neu entwickelte MMI-Display in der Mitte des Armaturenträgers misst 14,5 Zoll. Ausdrücklich betonen die Entwickler, dass auf haptische Bedienelemente verzichtet wurde, stattdessen Sprachsteuerung und Touchelemente im Lastenheft standen. Zum Glück hat der manuelle Lautstärkeregler für das Infotainmentsystem überlebt, doch die Klimaautomatik kann nun lediglich noch über Sprache oder eben über Fingerübungen auf dem Display bedient werden.

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Im Q6 e-tron gibt es auch einen 64 Liter großen Frunk.

Die Spracherkennung funktioniert inzwischen aber sehr gut. Ob Anweisungen zu Entertainment, Klimaautomatik, Navigation oder auch zum Öffnen von Fenstern – alles wird bestens erkannt. Das System erkennt zudem, ob die Stimme von Frau oder Mann vom Fahrer- oder Beifahrerplatz kommt. Deshalb hält sich die Kritik an der digitalen Entwicklung in Grenzen. Wenn die Kommunikation mit dem Auto auf diese Weise funktioniert, ist ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet.

Neue Lichtshow im Audi Q6 e-tron

Auf Wunsch bietet Audi das Augmented-Reality-Head-Up-Display der zweiten Generation an. Die Qualität der Anzeigen ist nochmal besser geworden. Das gilt laut Audi auch für die Routenplanung, die unter anderem topografische Fakten mit in die Berechnung aufnimmt, um Ladepunkte vorzuschlagen. Erstmals im Angebot ist ein Beifahrerdisplay. Hier können entweder Filme oder Serien gestreamt werden, ohne dass der Fahrer eine Sicht darauf hat. Gleichwohl ist es möglich, über diesen Bildschirm Navigationshilfen zu geben.

Auf der Rückbank können es sich selbst wirklich groß gewachsene Personen mit einer Körperlänge von 1,90 Metern noch bequem machen. Dazu trägt der Radstand von 2,90 Metern bei. Bein- und auch Kopffreiheit sind mehr als üppig. Die Füße lassen sich problemlos unter die vorderen Sitze schieben. Zudem bietet die asymmetrisch geteilte Rückbank eine gute Länge für die Oberschenkel. Der Kofferraum hat ein Volumen von 526 Litern, kann bei vorgeklappten hinteren Lehnen auf bis zu 1.529 Liter vergrößert werden. Ein Fach unter dem Laderaumboden ist groß genug, um Ladekabel aufzunehmen. Und es gibt einen Frunk mit einer Größe von satten 64 Litern.

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Auch hinten finden Passagiere genügend Platz.

Optisch tritt der Q6 e-tron sportlich-dynamisch auf. Im Gesicht mit dem markentypischen Single Frame hinterlassen die tief liegenden Lufteinlässe sowie die außen unterhalb der schmal geschnittenen Scheinwerfer Luftleitsysteme einen markanten Eindruck. Die Fronthaube ist an den Seiten hochgezogen. Das betont die Kotflügel, in den zwischen 18 und 21 Zoll große Räder rollen. Die A-Säule haben die Designer weit nach hinten gerückt und sehr flach gezogen. Oberhalb der hinteren Radhäuser sorgt eine Sicke für eine breite Schulter. In Kombination mit der nach hinten leicht abfallenden Dachlinie und dem Dachspoiler unterstreicht das den dynamischen Charakter des SUV. Die OLED-Rückleuchten sind mit einem Lichtband verbunden, das zusätzlich für optische Breite sorgt.

Apropos Licht. Mit dem Q6 e-tron feiert auch eine Weltneuheit ihre Premiere. Ein aktive digitale Lichtsignatur hat es zuvor noch nicht gegeben. Über sechs OLED-Panels mit insgesamt 360 einzelnen Elementen erzeugt ein spezieller Algorithmus alle zehn Millisekunden ein neues Bild. Außerdem lässt sich über das MMI oder die Audi App auf dem Smartphone je nach Ausstattung eine von acht möglichen Lichtsignaturen im Tagfahrlicht bei den optionalen Matrix-Scheinwerfern auswählen. Über die Rückleuchten werden nachfolgende Fahrzeuge zudem auf mögliche Gefahren hingewiesen. Sobald der Warnblinker eingeschaltet wird, taucht in den Hecklichtern ein Warndreieck auf.

Jede Menge neue Technologien, effiziente Motoren, schnelle Ladezeiten, hohe Verarbeitungsqualität und eine umfangreiche Ausstattung mit einer Vielzahl von Assistenzsystemen haben aber ihren Preis. 74.700 Euro stehen für den Audi Q6 e-tron (Basis) in der Preisliste, 93.800 Euro sind es beim SQ6 e-tron. Das dürfte für eine Vielzahl von Interessenten ein ziemlich große, wenn nicht gar unüberwindbare Hürde sein, sich für das neueste Elektromodell von Audi zu entscheiden, das wohl im Sommer erscheint.

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