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Die Chinesen sind schon da

Chinesische Autohersteller stehen bei den E-Autos vor dem Start in Deutschland. Benziner kann man schon kaufen.

Seit vielen Jahren kündigen chinesische Autofirmen ihren Markteintritt in Deutschland an. In Erinnerung mag manchem noch der Versuch von Brilliance sein, der kläglich scheiterte – auch weil es dem vom damaligen 5er BMW abgekupferten Modell an Sicherheit mangelte. Seitdem ist wenig passiert, sieht man von recht protzigen Auftritten auf der jüngsten IAA ab. Doch der Schein trügt: Unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung werden seit einigen Jahren in Deutschland Modelle anderer chinesischer Hersteller vertrieben. Wer ihre Namen kennt, wird in den Internet-Autobörsen schnell fündig. Es handelt sich meist um konventionell angetriebene SUV. Doch auch erste E-Modelle stehen in den Startlöchern.

Drei Modelle allein von BAIC Motors

Zu den großen Playern in China gehört etwa der Hersteller BAIC Motors, dessen Autos in Deutschland über ein recht stattliches Händlernetz des in Landstuhl ansässigen Importeurs Indimo vertrieben werden. Sogar eine Reihe verschiedener Modelle zu beeindruckend niedrigen Preisen findet sich in Online-Fahrzeugbörsen. Los geht es etwa mit dem Nachbau der Mercedes B-Klasse namens Genova D20, der neu für rund 12.000 Euro zu haben ist. Zudem gibt es von BAIC verschiedene SUV wie etwa den Senova X25, der zu Preisen ab rund 15.000 Euro angeboten wird. Dafür erhält man ein kompakten Hochbeiner mit einem 82 kW/111 PS starken Benzinmotor, vollständiger Sicherheitsausstattung, Alurädern, Klimaanlage, großem Touchscreen, Infotainmentsystem und vielem mehr. Während die Plattform des X25 von Mercedes stammt, kommt der Motor von Mitsubishi.

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Saic ist in Deutschland bereits mit dem Elektro-Transporter Maxus EV80 vertreten. Foto: SAIC

Deutlich stattlicher ist der zu Preisen von rund 19.000 bis 25.000 Euro angebotene Senova X55. Das große SUV wird von einem Benziner mit 100 kW/136 PS angetrieben, optional gibt es eine Automatik, die höheren Ausstattungen bieten eine zudem fast lückenlose Komfortausstattung, die Tempomat, Ledersitze, Schiebedach, Keyless-Go oder Zwei-Zonen-Klimaautomatik umfasst.

Wer kennt DFSK?

Eine weitere von Indimo importierte Chinamarke heißt DFSK. Die gehört zum chinesischen Lkw-Riesen Dongfeng. Neben besonders kleinen Nutzfahrzeugen werden in Deutschland große SUV wie der Glory 580 angeboten. Ähnlich wie die BAIC-Modelle bietet der Glory 580 zeitgemäßes Design, kombiniert mit üppiger Ausstattung und günstigem Preis. Angeboten werden Neufahrzeuge ab 20.000 Euro. Neben einem 107 kW/145 PS starken Benziner bietet der große Glory etwa Automatikgetriebe, Lederausstattung, sieben Sitze, Rückfahrkamera, Zwei-Zonen-Klima, Panoramaschiebedach und LED-Scheinwerfer.

Die jüngste Indimo-Marke heiß Zoyte. Angeboten wird das gut 4,65 Meter lange SUV-Modell T600, das für recht schmale 25.000 Euro viel Auto und Ausstattung bietet. Auch hier sind elektrische Ledersitze, Panorama-Schiebedach, Riesendisplay, 2-Zonen-Klimaautomatik und vieles mehr an Bord. Zudem wird der T600 mit einem 105 kW/143 PS starken Benziner mit Automatikgetriebe kombiniert. Und wie die anderen Modelle sieht auch der Zoyte neben einem VW Tiguan keinesfalls zu barock oder billig aus.

Bereits unterwegs: SAIC Maxus EV80

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Außerdem will Saic noch in diesem Jahr seinen Elektro-SUV MG ZS EV in Deutschland anbieten. Foto: MG

Neben dieser kleinen SUV-Schwemme mit klassischen Benzinantrieben planen chinesische Autohersteller außerdem eine Offensive mit elektrisch angetriebenen Autos. Einen Vorgeschmack bietet seit 2018 der Kleintransporter Maxus EV80, der vom Autokonzern SAIC stammt. Das Unternehmen will schon in Kürze auch in Deutschland seine Fahrzeuge über einen Privatimporteur vertreiben. Der Maxus EV80 bildet eine Art Vorhut, den man über das Leasing-Unternehmen Maske mieten oder kaufen kann. Rund 40.000 Euro soll der 5,70 Meter langen Kleintransporter mit drei Sitzplätzen kosten, der rund 10.000 Liter Stauraum und 950 Kilogramm Nutzlast bietet. Der E-Motor leistet 92 kW/125 PS und bis zu 320 Newtonmeter. Die 56-kWh-Batterie des Lasters soll eine für den urbanen Einsatz ausreichende Reichweite von 200 Kilometer erlauben.

Pionier: Aiways U5

Aiways U6
Auch das zweite Modell haben die Chinesen von Aiways schon angekündigt: den U6. Foto: Aiways

Mit Spannung erwartet wird der für Sommer angekündigte Aiways U5 (Titelfoto). Das über 4,60 Meter lange SUV ist ausschließlich mit Elektroantrieb zu haben. Der 140 kW/190 PS starke E-Motor soll eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, die 63-kWh-Batterie eine Reichweite von über 400 Kilometer ermöglichen. Zudem bietet der U5 modernes Design sowie eine umfangreiche Komfort- und Infotainmentausstattung mit extragroßen Displays im Cockpit. Vertrieben wird der U5 nicht über ein klassisches Händlernetz, sondern direkt von Aiways über das Internet. Rund 35.000 Euro soll er kosten und damit nur gut halb so viel wie vergleichbare Elektro-SUV europäischer Hersteller. Interessenten können den U5 übrigens bei Niederlassungen der Elektronik-Handelskette Euronics testen, für den Service hat sich Aiways mit ATU zusammengetan.

Weitere Marken dürften im nächsten Jahr hinzukommen – wie etwa Byton. Wegen des Coronavirus verzögern sich aber die Starttermine, so das abzuwarten bleibt, wann der Markteintritt wirklich erfolgt. HM/SP-X/Titelfoto: Aiways

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