Vieles in der Autoindustrie verläuft derzeit ein wenig ziellos, wie die jüngste Meldung indiziert: Der BMW i3 wird nun doch weiter produziert.
Die Rolle rückwärts ist in der Autoindustrie zwar nicht üblich, bei Produktionsstarts oder -stopps aber doch eher ungewöhnlich. Seinerzeit beim Launch des Elektrovorreiters i3 hat die automobile Welt noch gestaunt ob des Mutes der BMW-Verantwortlichen: Wollte man doch nicht nur ein reines E-Auto im Kompaktsegment auf den Markt bringen, sondern der Welt auch noch zeigen, wie dieses auszusehen hat: Angefangen bei der Karbonkarosserie über die Lage der Akkus bis hin zu einem eigenständigen Design. Doch damit nicht genug, brachte man fast parallel den futuristischen i8 heraus – verbunden mit der Ankündigung, die i-Reihe werde noch mehr Familienmitglieder bekommen.
Nun, daraus wurde nichts. Aber immerhin hat niemand die Münchner wegen ihrer Visionen zum Arzt geschickt, und der i3 verkaufte sich ja auch ganz anständig und bekam zwischenzeitlich mehr Reichweite spendiert. Doch von Geschwistern keine Spur. Die Gründe dafür bleiben bis heute ein Geheimnis.
Das Konzept einfach in die Tonne treten?
Vielmehr wunderte sich die Autowelt jüngst über die Ankündigung, die i-Baureihe ganz einstellen zu wollen. Lieber wolle man die bestehenden Baureihen elektrifizieren, hieß es. Wo war die Aufbruchstimmung, die einst den Start der i-Reihe begleitete? Will man das doch immer noch zukunftsträchtige (Leichtbau-)Konzept einfach so in die Tonne treten? Und warum dann der ganze Aufwand?
Die Rolle rückwärts zur Rolle rückwärts wurde dann gestern per Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung verkündet. Man wolle den i3 doch noch weiter bauen, zumal er sich gerade richtig gut verkauft, und wolle ihm noch mehr Reichweite spendieren. Von einem Ausbau der Reihe war aber weiterhin nicht die Rede.
Wo sind die richtigen Strategien?
Man kann freilich diese Verwirrung in Beziehung setzen zum derzeitigen Chaos in der Branche bei der Wahl der zukunftsfähigen Strategien. Und zur umstrittenen IAA, die als ein Spiegelbild der derzeitigen Orientierungslosigkeit angesehen werden kann. Gerade die Premiumhersteller scheinen nicht zu wissen, wo sie ihre Zukunft verorten sollen: Bei den E-Autos mit ihren schmalen Margen oder den Luxuskarossen der Vergangenheit, die bislang das üppige Auskommen gesichert haben? Eine grundlegende Frage, die es alsbald zu klären gilt.
Hohe Strompreise
Mehr Struktur, Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit würden wir uns auch beim Thema Nachladen wünschen. Nicht nur, dass die öffentlichen Ladesäulen nicht selten schlecht platziert, kaputt und/oder zugeparkt sind und viele Anbieter meist mit eigenen Bezahlsystemen und -karten arbeiten: Die Preise an den Säulen sind doch sehr unterschiedlich. Das ist zwar klein neues Faktum, der E-Autofahrer wundert sich aber dennoch, wenn er für das Schnellladen 60 Cent und mehr je Kilowattstunde berappen muss. Bei 40 kWh sind das immerhin 24 Euro. Das liegt nicht so viel unterhalb der aktuellen Spritpreise, eher sogar darüber: Mit 24 Euro bekomme ich derzeit knapp 18 Liter Super E10 und komme damit etwa 250 bis 300 Kilometer weit. Der Stromer mit einem Verbrauch von 20 kWh schafft nur 200; schwere E-Autos gar noch weniger.
Erst ab Euro 6d ist die Sauberkeit gewiss
Da darf man sich schon fragen, wo die Argumente für die E-Mobilität bleiben. Im Vergleich zum Euro-6-Diesel liegen sie klar bei den Emissionen. Denn die meisten sind weit davon entfernt, die Grenzen der Norm einzuhalten, wenn es um Stickoxide geht. Viele Kandidaten, die das Kraftfahrtbundesamt getestet hat, liegen um ein Vielfaches darüber und sind echte Dreckschleudern. Es scheint, dass nicht nur VW getrickst und getäuscht hat.
Berichtet wurde das vom RBB, der viel Aufwand betrieben hat, bis das KBA die Daten rausgerückt hat. Erst als der rbb rechtliche Schritte eingeleitet hat, hat das KBA die Informationen herausgegeben. Da fragt man sich schon, auf welcher Seite die Politik und das KBA stehen.
Dass es auch sauber geht, zeigen die Messergebnisse von Euro 6d und 6d-TEMP zertifizierten Fahrzeuge. Alle Kandidaten lagen hier bislang unter den Grenzwerten, teilweise sogar deutlich. Und man fragt sich hier: Warum nicht gleich so?
Das Klima wandelt sich, die Politik und die Wirtschaft müssen es auch tun. Die Natur verhandelt nicht.
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