Nio EL7

Nio EL7: Supercomputer auf Rädern

Nach der Limousine ET7 legt Nio jetzt mit dem EL7 ein elektrisch angetriebenes SUV nach. Wir haben schon eine Runde gedreht.

Nun also der zweite Streich: Nach dem ET7 bringt Nio dieser Tage das zweite Modell, das SUV EL7, auf den Markt. Bei einem Radstand von 2,96 Meter misst der Nio EL7 in der Länge 4,91 Meter, in der Breite 1,99 Meter (ohne Außenspiegel) und in der Höhe 1,72 Meter. Das bedeutet viel Platz für die Passagiere. Das gilt vor allem für die Mitfahrer auf der Rückbank. Hier gibt es nicht nur jede Menge Beinfreiheit, sondern auch viel Luft zwischen Kopf und Dachhimmel. Das Gepäckabteil fasst 570 Liter, inklusive des Fachs unterhalb des Ladebodens sind es 658 Liter. Werden die hinteren Lehnen vorgeklappt, wächst das Volumen des Ladeabteils auf 1.545 Liter. Außerdem können die hinteren Lehnen unabhängig voneinander elektrisch in einem Winkel von 23 bis 31 Grad verstellt werden. Die Ladelänge auf einer fast ebenen Fläche beträgt 1,88 Meter. Da lässt sich ein Surfbrett oder auch ein komplettes Mountainbike verstauen.

Nio EL7
Kommt mit zwei Akkugrößen und „Nomi“: Nio EL7. Fotos: Nio

Nomi ist nett, weiß aber nicht alles

Wie im ET7 sind auch in der SUV-Variante die Möglichkeiten der elektrischen Sitzverstellung vielfältig. Der EL7 bietet zudem aber auf dem Beifahrerplatz eine Sitzstellung, die an die Businessklasse in einem Flugzeug erinnert. So kann die Lehne fast in eine waagerechte Position und für die Auflage der Unterschenkel eine Stütze nach oben gefahren werden. Für die drei unterschiedlichen Innenraumdesigns stehen hochwertige Materialen zur Auswahl. Das Cockpit ist aus dem ET7 bekannt. Das schwebend erscheinende 12,8-Zoll-Center-Display mit seinem feinen Rahmen überzeugt mit ultrahohem Kontrastverhältnis. Ebenso das übersichtliche Head-up-Display in Augmented-Reality-Design, das hohe Bildqualität bietet. Vor dem Fahrer liegt zudem ein digitaler 10,2-Zoll-Screen. Mitten auf der Armaturentafel ist die Kugel der virtuellen Sprachassistentin Nomi platziert, die mit freundlichem Augenaufschlag auf Fragen und Anweisungen reagiert. Allerdings müssen die Entwickler bei der Software noch ein wenig nacharbeiten, den allzu oft muss Nomi bei den Antworten oder Ausführungen passen.

Schalter gibt es nicht

Der Instrumententräger ist absolut clean. Schalter oder Knöpfe gibt es nicht. Deshalb muss so gut wie alles über Tasten am Lenkrad, den Touchscreen oder per Sprachbefehl erledigt werden. Das kennt man ja schon von Tesla. Nicht einmal die Höhen- oder Längsverstellung des Lenkrads lässt sich einfach manuell erledigen, sondern muss eher umständlich über den Screen und das Lenkrad erfolgen. Lediglich die Fensterheber, die Warnblinkanlage, die automatische Ver- und Entriegelung der Türen sowie die Wahl der Fahrmodi sind per Knopfdruck zu bedienen. Alles ist letztlich auf die Zukunft des automatisierten Fahrens ausgerichtet. Das ist auch an den elf hochauflösenden Kameras plus Sensoren – auffällig erkennbar am oberen Rand der Frontscheibe -, fünf Radarsystemen sowie einem Hochleistungsrechner abzulesen. Der EL7 ist wie schon der ET7 so etwas wie Supercomputer auf Rädern.

Nio EL7
Schalter und Knöpfe gibt es nicht im EL7.

Zwei Motoren für 480 kW

Die Elektroantriebsplattform im Nio EL7 liefert eine Höchstleistung von 480 kW (653 PS) und ein maximales Drehmoment von 850 Newtonmetern. Der elektrische Allradantrieb setzt sich aus einem 180 kW (245 PS) starken Permanentmagnet-Motor an der Vorderachse und einer 300 kW (408 PS) starken Induktionsmaschine an der Hinterachse zusammen. Damit geht es in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und in der Spitze sind 200 Kilometer pro Stunde möglich.

Die Gewichtsverteilung von 50:50 zwischen den Achsen, die vordere Doppellenkeraufhängung und die hintere Mehrpunktaufhängung sowie der von Nio selbst entwickelte Fahrwerksregler, der unter anderem Luftfederung und Dämpfer zur Feinabstimmung des Komforts und des Fahrwerksverhaltens beeinflusst, tragen zum komfortablen Reisen bei. Selbst Straßenabschnitte mit wirklich schlechter Oberfläche werden souverän absolviert, ohne dass Stöße oder Schläge die Passagiere belästigen. Zügige Kurvenfahrten sind ebenfalls problemlos machbar. Geht es allerdings sportlich schnell um die Ecken, schiebt der etwas mehr als 2,3 Tonnen schwere EL7 über alle vier Räder nach außen, bleibt jedoch weiterhin gut beherrschbar.

Nio EL7
Die Sprachsteuerung „Nomi“ soll die Wünsche des Piloten ausführen.

Bis zu zwei Tonnen Anhängelast

Zehn Fahrmodi stehen im EL7 zur Wahl. Eco, Komfort, Sport, Sport+, Individuell, Schnee, Sand, Wet, Passierhilfe (angehobene Fahrhöhe) und Anhänger hat Nio dem SUV spendiert. Ja, der Nio EL7 ist serienmäßig mit einer elektrischer Anhängerkupplung zu haben und kann bis zu zwei Tonnen ziehen. Zudem ist die Kupplung für eine Stützlast von 100 Kilogramm ausgelegt. Nio hat das SUV außerdem mit einem Campingmodus ausgestattet, falls im Auto übernachtet werden soll. Damit werden Luftzirkulation und Innentemperatur bei reduziertem Stromverbrauch aufrecht erhalten. Über das V2L-System kann Strom bis zu 3,3 kW für Minibar, Kaffeemaschine, Campingofen oder Lautsprecher abgegeben werden.

Zwei Akkugrößen verfügbar

Als Energiespeicher bietet Nio Batterien mit entweder 75 oder 100 kW an. Damit sind nach den WLTP-Zyklen bei besten Bedingungen Reichweiten von bis zu 390 beziehungsweise knapp 510 Kilometern möglich. Wir waren auf ersten Testfahren mit dem 100-kW-Akku unterwegs und haben bei Temperaturen von vier Grad plus auf einer Strecke von etwa 150 Kilometern über Autobahnstücke mit maximal Tempo 130, Landstraßen und vielen Ortsdurchfahrten, in denen lediglich 30 Kilometer pro Stunde erlaubt war, einen Durchschnittsverbrauch von 23,7 kWh ermittelt. Gute 400 Kilometer sind bei einem solchen Mix also durchaus machbar. Unterschiedliche Rekuperationsstufen gibt es nicht. Das regelt der Nio selbstständig.

Nio EL7
Unser Autor hat sich den EL7 genauer angesehen.

Laden: Bis zu 140 kW

Die Ladeperformance des Nio EL7 hat sich im Vergleich zum ET7 leider nicht verändert. In beiden Batteriegrößen stehen also lediglich elf kW bei Wechselstrom (AC) zur Verfügung. Das Schnellladen mit Gleichstrom (AC) erfolgt beim 75-kWh-Akku mit 140 kW. Bei der größeren Batterie sind es lediglich 126 kW. Das bedeutet eine Ladedauer von 33 oder 45 Minuten, um die Energiekapazität von zehn auf 80 Prozent zu erhöhen. Das passt nicht zum Premium-Anspruch. Deutlich schneller geht es hingegen an einer so genannten Power Swap Station, an der die komplette Batterie innerhalb von wenigen Minuten gewechselt werden kann. In Deutschland gibt es bisher allerdings lediglich zwei Stationen dieser Art. Anfragen für weitere Standorte gebe es viele. Doch der weitere und vor allem schnelle Ausbau scheitere laut Nio oftmals an den nicht einfachen Bauvorschriften. Deshalb sei es schwer vorherzusagen, wie viele Swap Stationen es bis zum Ende des Jahres geben werde.

Nur zwei Swap-Stationen bislang

Diese Stationen können von Nio-Fahrern allerdings lediglich dann genutzt werden, wenn der Akku gemietet und nicht gekauft ist. Die Mietkosten liegen für die kleine Batterie bei 169 Euro im Monat, beim großen Akku sind es 289 Euro. Wer sich für den Kauf entscheidet, zahlt 12.000 beziehungsweise 21.000 Euro für die Energiespeicher, auf die es eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometer gibt. Die genannten Beträge müssen noch dem Grundpreis des Nio EL7 von 73.900 Euro hinzugerechnet werden.

Nio EL7
Auch im Fond gibt es viel Platz.

Dafür gibt es dann ein umfangreich ausgestattetes Elektro-SUV. So werden unter anderem LED-Scheinwerfer, Soft-Close-Türen, ein elektrisches Panorama-Glasschiebedach, eine Vielzahl von Assistenzsystemen und USB-Anschlüssen, ein hochwertiges Soundsystem, Navigation und Wärmepumpe werksseitig verbaut. Der dritte Dtreich, die kleinere Sportlimousine ET5, folgt übrigens im April.

Nio EL7 (100 kWh Batterie) – Technische Daten:

Fünftüriger Elektro-SUV mit Allradantrieb; Länge: 4,91 Meter, Breite: 1,99 Meter, Höhe: 1,72 Meter, Radstand: 2,96 Meter. Elektroantrieb mit zwei E-Motoren, vorne 180 kW/245 PS, hinten 300 kW/408 PS, Gesamtleistung 480 kW/653 PS, maximales Drehmoment 850 Nm, Automatikgetriebe, Lithium-Ionen Batterie mit 100 kWh.

Leergewicht 2.366 Kilogramm, Kofferraum 570 – 1545 Liter, max. Anhängelast 200 Kilogramm, 0-100 km/h: 3,9 s, Vmax:  200 km/h,  Ladeleistung 11 kW AC, 140 kW DC, max. Reichweite 509 km (WLTP, kombiniert).

Preis: ab 73.900 Euro.
Batterie 75 kWh: Kauf 12.000 Euro, Miete 169.00 Euro/Monat, Batterie 100 kWh: Kauf 21.000 Euro, Miete 28900 Euro/Monat.

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