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Renault Mégane E-Tech: Französische Eleganz

Der Renault Mégane E-Tech ist ein Augenschmeichler. Doch damit enden die Vorzüge des kompakten Stromers nicht. Ein Fahrbericht.

Renault ist einer der E-Pioniere in Europa. Schon früh eroberte der Zoe (gerne auch die Zoe genannt) den Massenmarkt. Mittlerweile stromern von diesem elektrischen Kleinwagen über 400.000 Exemplare durch die Gegend. Zusammen haben sie rund zehn Milliarden Kilometer zurückgelegt. Da liegt es nahe, in der Klasse darüber ein weiteres E-Auto an den Start zu bringen, und man darf es den Verantwortlichen hoch anrechnen, dass es nicht noch ein weiteres SUV wurde, sondern ein Kompaktfahrzeug, der Mégane E-Tech.

Dieser steht auf einer komplett neu entwickelten und nur für elektrische Antriebe ausgerichteten Plattform namens CMF-EV. Die Räder können weiter in die Ecken rücken, die Überhänge werden kürzer, der Radstand größer, die Insassen bekommen mehr Platz und schließlich steht das Auto besser proportioniert da. Besonders Letzteres ist den Renault-Designern sehr gut gelungen – ein wahrer Augenschmeichler.

Megane E-Tech
Mit einer Länge von 4,20 Metern tritt der Renault Megane E-Tech in der Kompaktklasse an. Foto: Mag

Hier geht es zum Test-Tagebuch des Renault Mégane E-Tech

Ein Augenschmeichler

Doch das gelungene Design ist nicht der einzige Trumpf des Mégane E-Tech. Schon auf den ersten Metern macht sich das sehr gut abgestimmte Fahrwerk bemerkbar. Es hält den gut 1.700 Kilo schweren Kompakten wunderbar in der Spur, und vor allem in Kurven fährt der Mégane wie auf Schienen. Es gibt eine tolle Rückmeldung und federt dennoch komfortabel ab. Damit ist Renault ein schöner Spagat zwischen Sportlichkeit und Komfort gelungen – Hut ab.

Doch zunächst zu den Basisdaten: Wir fuhren den Mégane E-Tech EV60 220hp im Ausstattungsniveau Techno für einen Preis von 44.700 Euro brutto. Dafür gibt es eine netto 60 kWh große Batterie und einen 160 kW/218 PS starken fremderregten Synchronmotor an der Vorderachse. Der Lader schafft – Renault-typisch – 22 kW an der AC-Säule und laut Hersteller bis zu 130 kW an der HPC-Säule.

Ab 44.700 Euro brutto

Hinzu kommt bei unserem Testwagen das „Augmented Vision & Advanced Driving Paket“ mit Rückfahr-Notbremsassistent, Querverkehrswarner, adaptivem Tempomat, 3D-Kamera und verschiedenen anderen Nettigkeiten für 2.600 Euro sowie das Infotainmentsystem von Harman-Kardon mit Android Auto und Apple Carplay für 850 Euro. Auch die Wärmepumpe muss man mit 1.100 Euro extra bezahlen. Unter dem Strich stehen 50.800 Euro brutto, wovon die Förderung noch abgezogen werden kann. Apropos Förderung: Just dieser Tage hat Renault vermeldet, dass man bei Bestellungen bis Ende Juni die Auszahlung der vollen Innovationsprämie in Höhe von bis zu 7.200 Euro garantiert.

Tiefer Kofferraum

Das Lenkrad ist oben und unten abgeflacht. Foto: Renault

Doch zurück zum Auto: Hinter dem Lenkrad fühlt man sich sofort wohl. Das hochwertige Cockpit ist eine gelungene Mischung aus Digitalisierung sowie Touch- und konventioneller Hard-Key-Bedienung. Die Materialien machen einen sehr guten Eindruck; Hartplastik wurde nur dort verbaut, wo man es nicht gleich wahrnimmt. Etwas knapper geht es auf den hinteren Sitzplätzen zu, dennoch können zwei Erwachsene es dort gut aushalten. Zu dritt wird es arg eng. Für Stirnrunzeln sorgt hingegen der Laderaum, der laut Datenblatt 389 Liter Stauraum anbietet, doch die hohe Ladekante macht Be- und Entladen zur Zumutung. Unter dem tiefen Ladeboden findet sich sogar noch ein Staufach für die Kabel. Legt man die Rücksitzlehnen um, entsteht Platz für 1.245 Liter Ladegut, allerdings ist die Fläche nicht eben.

Bedienung: gelungener Mix

Die Bedienung ist ein gelungener Mix aus Tasten und Touchen; auf der rechten Seite finden sich hinter dem Lenkrad gleich drei Bedienstöcke: Fahrstufenwahlhebel, Scheibenwischer und die Radiobedienung. Daran muss man sich erst mal gewöhnen. Am Lenkrad selber ist die linke Seite vom Tempomaten und die rechte vom Bordcomputer belegt. Ebenfalls platziert wurde dort eine große runde Taste, über die sich die Fahrstufen Eco, Comfort, Sport und Persönlich aktivieren lassen, wobei Eco eine sehr defensive Fahrweise bedingt und etwa bei 100 Kilometer abregelt. Bei Sport hingegen zeigt der Mégane, was in ihm steckt.

37 Minuten bis 80 Prozent

Die Ladekurve des Megane E-Tech.

Kommen wir nun zur elektrischen Performance. Da die Temperatur noch unter 20 Grad lag, gaben wir die Ladesäule für die Akku-Vorwärmung im Navi ein. Dort kamen wir nach einer Fahrzeit von rund 30 Minuten bei 14 Grad Außentemperatur und einer Rest-SoC von 10 Prozent an. Wie erwähnt soll das DC-Laden bis zu 130 kW betragen, doch das hat er nicht ganz geschafft. Nach zwei Minuten erreichte der Mégane einen Ladestrom von 120 kW, was auch das Maximum war. Denn danach fiel die Ladeleistung schnell auf 104 kW (5 Minuten) und dann gleichmäßig weiter bis 46 kW bei 80 Prozent Ladestand (siehe Chart). So brauchte der Mégane E-Tech 37 Minuten von 10 bis 80 Prozent SoC. Danach fiel die Ladeleistung gleichmäßig weiter ab bis 23 kW nach 50 Minuten.

18,5/21,34 kWh Verbrauch

Der Verbrauch pendelte sich lauf Bordcomputer auf der Landstraße bei etwa 17 kWh je 100 Kilometer ein, auf der Autobahn bei 120 bis 130 km/h waren es Werte um die 21 kWh. Am Ende unserer Testzeit und knapp 300 gefahrenen Kilometern vermeldete er einen Schnitt von 18,5 kWh, wobei hier auch einiger Kurzstreckenverkehr eingerechnet ist. Mit Ladeverlusten errechneten wir einen Gesamtverbrauch von 21,34 kWh. Die Praxisreichweite liegt bei knapp 300 Kilometer.

Megane E-Tech
Beim Runterklappen der Rücksitzlehnen entsteht eine Stufe.

Werfen wir abschließend noch einen Blick auf die Assistenten und das Infotainment. Sicherheitsassistenten sind reichlich vorhanden: Wichtigster Begleiter vor allem auf längeren Strecken ist der adaptive Tempomat, der die Geschwindigkeit vorausschauend regelt. Dazu nutzt er hinterlegtes Kartenmaterial, liest Kennzeichen und misst den Abstand zum Vordermann. In Kooperation mit dem Spurhalteassistenten hält er das Auto wunderbar mittig in der Spur ohne ständige Korrekturen. Übrigens: Der Mégane gibt den Abstand zum Vordermann in Sekunden an und unterlegt den Hinweis gegebenenfalls mit Warnfarben.

Kann viel: Google Maps

Das vorinstallierte Google Maps im Auto kann alles, was die Smartphone-Version kann und zusätzlich E-Auto-Spezifisches: Eine hervorragende dynamische Routen- und Ladeplanung zum Beispiel, bei der sich die einbezogenen Ladestationen nach Ladekarte filtern lassen. Dann wird es allerdings etwas unübersichtlich: Wann welches System aktiv ist, ist auf den ersten Blick nicht eindeutig. Anderen Modellen in der Klasse überlegen ist der Sprachassistent, der auch andere Befehle erkennt wie „Bitte etwas wärmer“ – auch ein Vorteil von Google.

Kein HUD verfügbar

Megane E-Tech
Unter dem Laderaumboden findet sich ein Fach für Ladekabel oder Kleinkram.

Ein Head-Up-Display gibt es übrigens nicht, in den höheren Ausstattungen kann man aber einen digitalen Innenspiegel ordern, der seine Bildinformationen von einer Kamera am Heck bezieht – doch das finden wir überaus gewöhnungsbedürftig. Wichtig auch: An den Haken nehmen darf der Mégane E-Tech sowohl gebremst als auch ungebremst 900 Kilo; Stütz- und Dachlast betragen 80 Kilo – und sticht damit den Konkurrenten VW ID.3 aus, der ohne Anhängerkupplung auskommen muss.

Fazit: Der Renault Mégane E-Tech ist ein formschöner, zweckmäßiger und bedienfreundlicher kompakter Wagen mit einem 22-kW-AC-Lader. Wer mit dem tiefen Kofferraum und den etwas beengten Verhältnissen im Fond leben kann, bekommt einen alltagstauglichen Stromer, mit dem man auch längere Strecken bewältigen kann. Und der Wohlfühlfaktor stimmt. Titelfoto: Renault

Hier geht es zum Test-Tagebuch des Renault Mégane E-Tech

Renault Mégane E-Tech EV60 220hp – Technische Daten:

Fünftüriger Kompaktwagen mit fünf Sitzen, Länge: 4,20 Meter, Breite: 1,77 Meter (mit Spiegel 2,05), Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 389 – 1.245 Liter.

Fremderregter Synchronmotor, Vorderradantrieb, Leistung 160 kW/218 PS, max. Drehmoment 300 Newtonmeter, Akku: 60 kWh netto, Ladeleistung max. 130 kW DC, 22 kW AC, 0 – 100 km/h 7,4 s., Vmax: 160 km/h, Verbrauch: 16,1 kWh (WLTP), Testverbrauch 21,34 kWh (mit Ladeverlusten), Reichweite: 450 km (WLTP), Reichweite real 300 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Anhängelast: 900/900 kg, Stütz- und Dachlast: 80 kg.

Preis: 44.700 Euro (brutto), Testwagen: 50.800 Euro (brutto).

Tolles Design

Tolles Fahrwerk

Google-Infotainment

22-kW-Lader Serie

Guter Sprachassistent

Anhängelast bis 900 kg

Gute Bedienbarkeit

Etwas enger Fond

Kein Frunk

Hohe Ladekante

Stark abfallende Ladekurve

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