Lexus UX

Test-Tagebuch Lexus UX 300e

Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Lexus UX 300e.

23.08.2022: Der Lexus UX 300e ist schon ein besonderes Elektroauto. Er ist bereits seit Ende 2020 auf dem Markt, aber so richtig wahrgenommen wird er irgendwie nicht. Man sieht ihn kaum im Straßenbild, und auch wenn es um die Suche nach geeigneten Kandidaten für den Kauf geht, taucht er selten in Diskussionen auf. Dabei ist er der erste reine Stromer des Toyota-Konzerns, bevor zur Jahresmitte der Toyota bZ4X (wer denkt sich solche Namen aus?) den Asphalt erblickt hat.

Lexus UX
Der Lexus UX 300e stammt vom Hybridmodell UX 250h ab. Fotos: Lexus

Nun also: Versuchen wir herauszufinden, warum der UX 300e ein Schattendasein führt. Er stammt vom Hybridmodell UX 250h ab, fährt auf derselben Plattform und auch optisch ähneln sich die beiden sehr. Lediglich die Lufteinlässe (mit Klappen) vorn, die für die Batteriekühlung des 300e sorgen, unterscheiden die Geschwister – und natürlich der gut sichtbare Schriftzug „electric“ auf des Stromers Seite.

54,3 kWh großer Akku

Angetrieben wird der Lexus UX 300e von einem 150 kW starken E-Motor mit maximal 300 Newtonmeter Drehmoment, der seine Kraft an die Vorderräder abgibt. Der Akku fasst 54,3 kWh Energie; geladen wird an der Wallbox einphasig mit maximal 6,6 kW und an der Schnellladesäule mit maximal 50 kW über einen Chademo-Anschluss. Beides ist freilich nicht mehr ganz zeitgemäß, dauert die Vollladung zu Hause doch rund 8 Stunden. Die Reichweite gibt Lexus mit 305 bis 315 Kilometer laut WLTP-Standard an.

In der Preisliste steht der Lexus UX 300e mit 43.540 Euro, wovon der Umweltbonus (derzeit noch 9.750 Euro) abzuziehen ist. Unser Testwagen bringt als Extras eine Lederausstattung sowie die Pakete Comfort Plus sowie Executive mit und kostet somit 50.940 Euro brutto. Was nicht übertrieben erscheint. Wir sind gespannt auf die ersten Touren – mehr also in den nächsten Tagen.

Zwar gibt es einige Tasten, doch vieles wird über das Touchpad gesteuert. Das lenkt beim Fahren ab. Foto: Lexus

25.08.2022: Nachdem wir uns in die Bedienung des Lexus eingearbeitet haben und die ersten (130) Kilometer abgespult haben, können wir nun erste Eindrücke wiedergeben. Da ist zunächst der Verbrauch, der sich trotz einiger Autobahnkilometer (zwischen 100 und 130 km/h) auf 17,3 kWh je 100 Kilometer eingependelt hat. Das kann sich durchaus sehen lassen. Weniger gut sind freilich die Leistungen an der Redaktions-Wallbox: Wegen seines einphasigen Laders zieht er lediglich mit 3,5 kW, so dass er für eine Vollladung eine ganze Nacht braucht.

Ungewöhnlich ist das Rekuperationskonzept im UX 300e. Per Wippschalter am Lenkrad kann diese zwar in drei Stufen eingestellt werden, doch nach jedem Beschleunigen muss die Wippe erneut betätigt und die Energiewiedergewinnung in Gang gesetzt werden. Eine feste Einstellung gibt es quasi nicht – das nervt auf Dauer. Apropos Einstellung (und Bedienung): Zwar gibt es doch einige Tasten – vor allem für die Klimatisierung -, doch fast alle anderen Funktionen werden über ein berührungsempfindliches Touchpad auf der Mittelkonsole gesteuert. Gerade beim Fahren trifft man selten die richtigen Icons auf dem nicht allzu großen Monitor. Die Ablenkung vom Straßenverkehr ist dadurch enorm. Der Sprachassistent hilft da nur bedingt weiter, denn er ist doch manchmal sehr begriffsstutzig. Immerhin: Das Radio lässt sich auch über ein an der Armauflage platziertes Panel steuern.

Ein Wort noch zu den Platzverhältnissen. Vorne sitzt man recht kommod, hinten aber wird es ungewohnt eng, und die Sitzposition ist nicht sehr komfortabel. Auch der Einstieg in den Fond hätte größer ausfallen können. Da ist man von anderen E-Autos großzügigere Räumlichkeiten gewohnt. Hinzu kommt: Der Laderaum fasst mit 367 Liter nicht übermäßig viel Gepäck. Legt man die Rücksitzlehnen um, dann hat man zwar mehr Platz, aber auch eine Stufe. Mehr demnächst.

30.08.2022: Wir haben eine längere (Autobahn-)Tour mit dem UX 300e unternommen (Frankfurt – Leverkusen und zurück) und dabei Erfahrungen zum Thema (Schnell-)laden gesammelt. Zunächst sei lobend erwähnt, dass man sich auf die Reichweitenangaben im (kleinen) Display verlassen kann – es zeigte zu Beginn 266 Kilometer; wir luden nach rund 200 Kilometern an der Raststätte Siegburg nach, wobei eine Säule (e-on energie) kaputt war. Wie man an der Grafik sieht, schaffte der Lexus trotz idealer Temperaturen zu keiner Zeit die versprochenen 50 kW, jenseits von 80 Prozent Ladestand fiel dieser Wert trotzdem noch drastisch ab. So dauerte es 40 Minuten, um 24 kW nachzufüllen.

Eine SoC-Anzeige gibt es übrigens nicht. Auch meldet das System keine Ladedaten, allein die Reichweite steigt langsam – aber nur, wenn die Zündung eingeschaltet ist. Die schaltet sich aber nach 2 Minuten immer wieder ab. Die Langstreckentauglichkeit des UX 300e muss man also als eingeschränkt bezeichnen. Hinzu kommt, dass die Navigation keine Ladesäulen anzeigt, geschweige denn das Auto zu einer passenden leitet, wenn das Ziel weiter entfernt ist als die Restreichweite. Hierfür muss die App auf dem Handy herhalten.

Das alles ist schade, denn der UX 300e ist kein schlechter Reisewagen. Die Sitzposition ist auch für große Menschen kommod, die Lordosenstütze macht ihre Sache gut, die Sitzbelüftung ist an warmen Tagen einfach klasse und die Kraft des E-Motors reicht allemal.

05.09.2022: Der Lexus UX 300e hat uns wieder verlassen, Zeit ein Fazit zu ziehen. Wir waren eigentlich gerne mit dem Kompakten unterwegs, vor allem da die Ausstattung wirklich top war. Es fehlte wirklich nichts bis hin zur beweglichen Lenksäule, die den Ausstieg erleichtert, sowie der Sitzbelüftung, die an den heißen Tagen eine echte Erleichterung war, zumal Ledersitze verbaut waren. Auf langer Strecke entpuppte sich das Gestühl als sehr komfortabel. Als sehr praktisch erwies sich die Verankerung des Deckels der Mittelablage, der sich von beiden Seiten öffnen ließ.

Doch es gab einige Mankos, die den Charakter des UX 300e ebenso prägten; angefangen bei den engen Platzverhältnissen auf den hinteren Sitzen bis hin zur Bedienung über eins ehr empfindliches Touchpad. Insbesondere den Maßstab der Navikarte zu verändern hat uns während der Fahrt fast in den Wahnsinn getrieben (und stark vom Verkehr abgelenkt).

Entscheidender Faktor pro oder contra UX 300e dürfte für viele Interessenten aber die mittlerweile veraltete Ladetechnik sein, die wir bereits beschrieben haben. Doch das dürfte (Konzern-)Geschichte sein, denn schon im ersten E-Auto von Toyota, dem bZ4X, der dieser Tage in den Markt eingeführt wurde, wurde modernere Technik implantiert. Man darf also gespannt sein, wie sich der nächste Lexus-Stromer schlagen wird.

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