Volvo XC40 Single

Test-Tagebuch: Volvo XC40 Recharge Single

Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Volvo XC40 Recharge Single.

22.12.2022: Über den Jahreswechsel haben wir die frontgetriebene Version des rein elektrischen Volvo XC40 in der Redaktion zu Gast. Zwar haben die Schweden vor einigen Tagen angekündigt, dieses Modell (sowie den C40 Single) wahlweise mit einem etwas größeren Akku (78 kWh statt 69/Reichweite 533 km) auszustatten. Bei uns stellt sich indes noch die kleinere Variante vor, die laut WLTP-Norm eine Reichweite  von 416 Kilometern schafft.

Volvo XC40 Single
Über eine im System hinterlegte App kann man sich die Reichweite in Kilometern anzeigen lassen. Fotos: Mag

Das dürfte dieser Tage schwer werden, denn bereits Temperaturen um die 10 Grad zehren an der Reichweite. Wie dem auch sei: Zunächst galt es, den Testwagen auf 100 Prozent zu laden, um den Verbrauch messen zu können. Dabei benötigten wir zwei Anläufe, da sich die Elektronik des Volvo XC40 Single beim ersten Versuch nicht mit unserer Redaktions-Wallbox verstand. Nach nochmaligem Einstöpseln klappt es dann aber.

Nur einphasig laden?

Unmittelbar stellte sich aber heraus, dass der Akku nur einphasig lud. Eine Suche in den Menüs des Volvo brachte zutage, dass die maximale Lade-Leistung auf 8 Ampere begrenzt war. Nachdem diese auf 16 erhöht wurde, lief es dann wie gewohnt.

Auf den ersten Kilometern fiel erneut auf, wie sparsam der XC40 der Anzeige elektrischer Daten umgeht. So gibt es im zentralen Display nur eine SoC-Anzeige mit Balkendiagramm. Wer die Reichweite in Kilometern einsehen möchte, muss im mittleren Display die App „Fahrdaten“ bemühen, die zudem Hinweise auf verbrauchsoptimiertes Fahren gibt. Per Tastendruck kann man verbrauchsrelevante Systeme wie die Heizung optimieren.

Eine erste längere Tour quittierte uns das Bordsystem übrigens mit einem Verbrauch von knapp über 21 kWh je 100 Kilometer. Damit könnte man leben.

27.12.2022: Das Thema Laden hat uns auch über Weihnachten erneut beschäftigt. Denn an einer öffentlichen 22-kW-Ladesäule lud „unser“ Testwagen erneut nur einphasig mit 3,5 kW. Der kritische Blick auf das mitgelieferte Mode-2-Ladekabel nährte in uns den Verdacht, dass das Kabel die Engstelle ist. Und tatsächlich: Mit dem Redaktionskabel verleibte er sich 11 kW ein. Das wäre an sich noch keine Meldung wert, doch sollte man wissen, dass dieses einphasige Kabel jedem neuen Recharge-Volvo beiliegt. Wer schneller laden möchte, muss für ein dreiphasiges Aufpreis bezahlen.

Nun aber noch ein paar Daten zum „Recharge Single Motor“, wie unser Testwagen offiziell heißt. Er verfügt über einen Elektromotor mit 170 kW (231 PS) und 330 Nm Drehmoment, in 7,4 Sekunden sprintet er von null auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Der Stromverbrauch liegt gemäß WLTP-Zyklus bei 19,7 bis 18,5 kWh je 100 Kilometer.

Schaltwippen für die Einstellung der Rekuperation gibt es übrigens nicht. Hierfür muss man in die Fahrzeugeinstellungen wechseln und hat dann die Wahl zwischen dem One-Pedal-Drive, also eine starke Rekuperation bis zu Stopp des Fahrzeugs, oder dem Segelmoduls ohne jegliche Bremsverzögerung. Da man zwischen den beiden Extremen ja doch öfter mal wechselt (Autobahn segeln, Stadtverkehr One-Pedal-Drive) wäre es angenehm, diese Funktion nicht in den Menüs zu verstecken. Sehr praktisch dafür ist die Entriegelungstaste direkt neben den Ladedosen (Foto), so dass man nicht per Schlüssel entriegeln muss.

Der Verbrauch pendelt sich übrigens so zwischen 20 und 21 kWh je 100 Kilometer ein.

29.12.2022: Wir waren mit dem Volvo XC40 Recharge Single Motor an unserem Aral Pulse Supercharger laden und kamen dort mit einem Rest-SoC von 15 Prozent an. Und erfuhren einmal mehr, wie wichtig die Vorklimatisierung des Akkus ist. Anscheinend hatte sie ihre Pflicht nicht ausreichend erfüllt, denn bei Temperaturen um die 12 Grad startete der Ladevorgang bei mäßigen 71 kW, obwohl wir die Ladestation per Routenplaner angesteuert hatten. Im zentralen Display werden die wichtigsten Daten zum Laden übersichtlich angezeigt – auch die kW, die gerade gezogen werden.

Die Ladeleistung steigerte sich langsam auf maximal 96 kW zwischen der 18. und 28. Minute, bevor es wieder langsam bergab ging (siehe Chart). Eigentlich sollte die maximale Ladeleistung des XC40 Recharge Single bei 150 kW liegen. Immerhin benötigten wir bis zur 80-Prozent-Grenze 36 Minuten und damit nicht viel länger als die Herstellerangabe von 32 Minuten. Volvo garantiert übrigens, dass die Batterie nach acht Jahren oder 160.000 Kilometern Fahrleistung noch mindestens 70 Prozent ihrer anfänglichen Leistung aufweist.

Die Lade-Anzeigen im Display geben einen guten Überblick. Foto: Mag

Einfach zu bedienen ist die Routen- und Ladeplanung über Google Maps auf langen Strecken. Direkt nach der Routenberechnung fragt das System, ob Ladestopps eingeplant werden sollen und bezieht sie ein.

Zuletzt noch eine kleine Korrektur zum Eintrag vom 27.12.: Für das dreiphasige Ladekabel (Mode 3) muss beim Kauf des XC40 Recharge Single kein Aufpreis bezahlt werden – es kann alternativ und kostenlos zum Mode-2-Kabel geordert werden.

Da wir in den vergangenen Tagen eher gemütlich unterwegs und die Temperaturen relativ warm für die Jahreszeit waren nähert sich der Durchschnittsverbrauch der 20-kWh-Marke.

02.01.2023: Meistens fällt einem erst auf den zweiten Blick auf, wenn etwas fehlt. Im Falle des Volvo XC40 Recharge handelt es sich um nervige Piepstöne. Während andere Autos schon piepsen, wenn man sich nur hinters Lenkrad setzt oder beim Rückwärtsfahren total durchdrehen, bleibt der Volvo souverän ruhig. Sogar beim Einparken meldet er sich erst, wenn´s langsam knapp wird. In einem Fall hat er dennoch schnell reagiert, als beim Ausparken Querverkehr vor die Heck-Stoßstange gefahren war. Respekt. Ein anderes fehlendes Feature ist das Head-up-Display, das es auch gegen Aufpreis nicht gibt – schade.

Der Frunk fasst 31 Liter. Foto: Mag

Nun, kurz vor dem Ende der Testzeit, vermeldet der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 20,5 kWh je 100 Kilometer, was ein wirklich guter Wert ist angesichts vieler Kurzstreckenfahrten sowie Temperaturen um die 10 Grad. Mit Ladeverlusten dürfte er auf etwa 22 kWh/100 km kommen und damit knapp zwei kWh unter dem Allrad-Bruder Recharge AWD liegen, den wir vor 18 Monaten – allerdings unter sommerlichen Bedingungen – mit 23,8 kWh gemessen hatten.

An den Haken nehmen darf der Single Motor 1.500 Kilogramm gebremst und 750 ungebremst (Twin Motor: 1.800/750). Zudem gibt es unter der vorderen Haube einen Frunk, der 31 Liter fasst. In den Laderaum passen 419 bis 1.295 Liter.

Ein Wort noch zum Preis. Mit in der Basis 40.882 Euro netto (48.650 Euro brutto) kommt der XC40 Recharge nicht mehr in den Genuss der vollen Umweltprämie von nun 4.500 Euro, da die Grenze auf 40.000 Euro abgesenkt wurde. Fürderhin gibt es für ihn nur noch 3.000 Euro staatlichen Zuschuss – falls Volvo nicht noch am Basispreis dreht.

Wir fuhren den XC40 Recharge übrigens in der Top-Ausstattungsvariante Ultimate für 56.690 Euro brutto. Hinzu kamen halbelektrische Anhängekupplung für 960 Euro, Sonderlackierung (790, abgedunkelte Seiten- und Heckfenster (390) sowie Sitzmöbel in umweltfreundlicher Ledernachbildung (Microtech) für 1.800 Euro. Endpreis: 60.630 Euro.

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