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Umstieg aufs E-Auto – ein Reisebericht Teil 4

Auf großer Tour mit kleiner Batterie: 2006 Kilometer durch Deutschland. Ich habe mich für das Model 3 von Tesla entschieden. Nun steht die erste große Fahrt an.

Am Freitag ging es an die Nordseeküste mit dem neuen Gefährt. Meine Wahl ist auf den Tesla Model 3 Standard Range gefallen, also den mit der kleinen Batterievariante. Und ich habe nur Heckantrieb, also nur ein Aggregat, das Strom zieht. Dieses Modell kann man auch gebraucht erwerben, was auch gefördert wird. Dazu aber unbedingt auf bafa.de informieren. Bislang habe ich den Luxus des Gratisladens beim Discounter meines Vertrauens genutzt, also mit voller Batterie los auf der Strecke von Neuss bis nach Greetsiel – Entfernung 329 Kilometer.  

Da ist er! Der neue Model 3 mit Firmenaufdruck. Fotos: Niklas Mag

Das gefühlt letzte Hotelzimmer an der Nordsee ergattert, was aber eigentlich gar nicht der Fall war. Hotelportale überbuchen die Hotels gnadenlos, aber ein Mitstreiter hat storniert. Glück muss der Mensch haben. Autobahn am Freitag in NRW heißt Stau! Der Abstandsgeschwindigkeitsregler tut seinen Dienst im Stop and Go. Dann endlich freie Fahrt und der befreiten deutschen Autofahrerseele entsprechend Vollgas – 225 km/h. Ist das ein verantwortungsvolles Verhalten? Nein, aber leider geil. Nur sinnvoll ist es nicht auf Langstrecke. Am Supercharger Emsbüren raus und 15 Minuten nachtanken. Endlich Raucherpause. Wer schon kein CO2 beim Fahren emittiert, muss ja wenigstens ein Bisschen Qualm machen. Dann der Schock! Das Auto lädt schneller als ich Rauchen kann. Unverschämt. Aber ich kann beim Tanken seelenruhig rauchen. Versuch das mal bei Aral! 

Dann geht es weiter mit unverminderter Geschwindigkeit. Und jetzt ist es passiert. Die Reichweitenangst hat mich erfasst. Supercharger gibt es nur noch in den Niederlanden. Aber für einmal Laden zehn Tage in Quarantäne? Ein schlechter Deal! Daher ein Corona bedingter Stopp bei EWE Emspark. Und da ist das Problem mit der Ladeinfrastruktur deutlich zu spüren: Hier wird noch nach Zeit abgerechnet. Eine halbe Stunde für 2,99 Euro, egal wieviel kWh. Ein Relikt aus der Anfangszeit der E-Mobilität, das bald nicht mehr erlaubt sein wird. Nur funktioniert das auch erst im dritten Versuch. Und langsam ist es auch noch. Ab dafür und hoffen, dass am Zielort eine ordentliche Möglichkeit besteht. 

Privatwirtschaftliche Initiative 

Am nächsten Tag haben wir die Lage sondiert. EWE GO Ladesäule am Edeka. Hatten wir schon, hat nicht überzeugt. Die freie Tankstelle Poppinga hat gerade eine Ladesäule installiert und nimmt 50 Cent/kWh. Und verleiht auch noch Fahrräder. Eine klasse Verbindung. Um 9:00 Uhr Auto angeschlossen. Dank Reev App ganz einfach mit Kreditkarte gebucht. Kosten 20,02 Euro. Um 13:00 Uhr war das Auto voll, wie mir die Tesla App mitteilt. Da waren wir noch lange mit dem Fahrrad unterwegs. Ein schöner Tag und die Rückfahrt gesichert. Reichweitenangst pulverisiert – es geht doch! 

Von der Nordsee zu Technagon im Bayerischen Wald. Und das mit der kleinen Batterie!

Am Sonntag auf dem Rückweg nach Neuss, wieder 329 Kilometer mit etwas moderater Fahrweise nur noch ein kurzer Stopp von zehn Minuten am Supercharger in Emsbüren, weil es ja noch viel weiter geht. In Neuss meine Frau abgesetzt. Sie war übrigens sehr begeistert von der Tour und den schicken Gimmicks von App und Auto. Sie kann jetzt sehen, wo ich bin, wie schnell ich fahre und wo ich lade, weil Sie auch die App installiert und freigegeben hat. Wer jetzt hektische Flecken bekommt: Muss man nicht machen. Aber ich bin ganz erfreut, dass wir jetzt wechselseitig sehen können, dass der Partner wohlbehalten unterwegs ist. Und beim Telefonieren hat Sie mir von zu Hause aus das Auto geöffnet, einfach weil´s geht. Nötig ist das nicht, denn das Handy funktioniert als Schlüssel. 

Und dann auf nach Bad Vilbel, um den Kollegen abzuholen. Nochmal 230 Kilometer. Mit einem 20 minütigen Stopp am Supercharger. Neben mir parkte ein Tesla-Serviceteam, das mit einem Model S mit Sortimo-Innenausbau für die Reparatur beim Kunden ausgestattet ist. Hatte ich auch noch nie gesehen oder in einem Model S vermutet. Und da gleich mal das Wissen angezapft. Supercharger ist nicht gleich Supercharger. Die mit nur einem CCS-Anschluss und Kabel laden ungleich schneller. Nirgends lernt man mehr über E-Mobilität als beim Laden. 

Laden beim Kunden 

Von Bad Vilbel ging es nach Grafenau in Bayern zum Ladesäulenhersteller Technagon. Das Video für die dmt | arena @ Eco Grand Prix am Nürburgring steht auf der Agenda. 444 Kilometer. Wieder mit 20 Minuten Nachladen am Supercharger. Und endlich im Hotel. Aber Vorsicht. In Bayern regiert der Söder Markus und will immer etwas besser sein als der Rest von Deutschland. Überall nur FFP2-Maske. Wir hatten nur die medizinischen, also nachordern und Stäbchen in die Nase, weil ich nur ein Mal geimpft war. Geschenkt. 

Geschäftsführer Manuel Pledl nutzte die Möglichkeit, sein Unternehmen im Video zu präsentieren.

Am nächsten Tag der Videodreh über vier Stunden, aber dabei konnten wir natürlich vor der idyllisch gelegenen Technagon-Zentrale die Batterie für die Rückfahrt laden. Wenn nicht hier, wo dann? Das sei ein guter Hinweis für den Dienstwagennutzer. Wer beim Kunden nachfragt vor Reiseantritt, der braucht keine große Batterie. Und meine Kundentermine dauern immer ladegerecht lang. 

Schlussetappe

Nachmittags ging es wieder retour. 444 Kilometer bis Bad Vilbel, um den Kollegen abzusetzen. Ein Zwischenstopp für 15 Minuten zum Aufladen. Wir wissen ja jetzt, welche Säule wir nehmen müssen. Ich habe eine Ladegeschwindigkeit von 184 kW pro Stunde als Höchstleistung gesehen. Das ist schnell. Nicht einmal der Burger aus einem amerikanischen Spezialitätenrestaurant war verspeist, da war das Auto schon wieder ungeduldig. „Genug Energie zur Weiterfahrt“, leuchtet im Display. Aber erstmal Pause und weiterladen. Und dann der Schlussspurt von 230 Kilometern nach Neuss, auch noch einmal zehn Minuten Ladestopp. Ankunft 22:30 Uhr. 

Wer schnell und einfach laden kann, kommt auch für lange Strecken mit kleiner Batterie aus. Die ersten 1.500 Kilometer am Supercharger waren übrigens auch gratis dank Weiterempfehlungslink bei Tesla. Nur mit Vollgas sollte man auf Strecke nicht agieren. Aber schnell geht auch sparsam. Beim Bergabfahren auch gern mal 170 km/h, dafür bergauf etwas moderat. Der Tempomat ist zwar bequem, aber nicht die ökonomischste Variante. Besser ist, auf den aktuellen Energieverbrauch zu achten und danach die Geschwindigkeit auszurichten.  

Damit haben wir den vierten Gipfel erreicht. Das batterieelektrische E-Auto ist auch und gerade für Vielfahrer eine sinnhafte Lösung. Kommt mit auf den Weg! ES/Titelfoto: Niklas Mag

 

 

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