Cupra Born

Cupra Born: Kein Wolf im Wolfspelz

Mit dem Born ist Cupra ein alltagstauglicher Stromer im sportlichen Dress gelungen. Der Verbrauch könnte niedriger sein. Der Fahrbericht.

Auftritt Cupra Born. Wir waren schon sehr gespannt auf den flotten Spanier, den viele als die attraktivere Version des VW ID.3 sehen. Und in der Tat kann er mit seinen stylishen und sportlichen Kurven, dem tief liegenden Schwerpunkt und der Farbgebung „Aurora Blue“ mit kupferfarbenen Felgen sehr gefallen. Nahezu überall zog er die Blicke auf sich. Also los: Schauen wir, ob die Technik hält was die Form verspricht.

Hier geht es zum Test-Tagebuch des Cupra Born

Cupra Born
Tolles Design, gute Alltagstauglichkeit: Cupra Born. Foto: Mag

Wir fuhren die erste Variante des Born, die Ende vergangenen Jahres auf den Markt kam – mit 62-kWh-Akku (davon nutzbar 58 kWh) und 150 kW/204 PS sowie Hinterradantrieb. Es folgen noch die Versionen mit 170 kW/77 kWh, 170 kW/58 kWh und 110 kW/45 kWh. Schön wäre noch eine Variante mit jenen 150 kW in unserem Testwagen und der großen Batterie, doch davon ist keine Rede, schade.

Reichweite: 300 Kilometer

Als maximale Ladeleistung ist 120 kW am Schnelllader angegeben. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h limitiert, der Sprint auf 100 km/h gelingt in 7,3 Sekunden – und schon auf den ersten Kilometern spüren wir, dass das vollkommen ausreicht. Selbstverständlich ist ein 3-Phasen-Lader an Bord. Ach ja, die Reichweite. Nach dem ersten Ladevorgang meldet der Bordcomputer bei winterlichen Temperaturen rund 300 Kilometer – laut WLTP sollten es 424 sein, doch sei´s drum. Übrigens: Eine SoC-Anzeige, also die prozentuale Ladestandanzeige, findet sich nur in einem Untermenü; über die sozialen Medien kam allerdings der Hinweis, dass diese künftig auch im Hauptdisplay erscheinen soll.

Cupra Born
Wir sind ihn gerne gefahren und noch lieber haben wir ihn betrachtet.

Ausgestattet ist der mindestens 37.220 Euro teure Born als Testwagen mit 20-Zoll-Rädern, einem in die Frontscheibe projizierten, großen Head-up-Display, Wärmepumpe (gehört nicht zum Serienumfang!), Diebstahlwarnanlage, Panorama-Glasdach, Keyless-Go-System und vieles mehr, was den Preis auf noch vertretbare 47.667 Euro brutto treibt, wovon man den Umweltbonus von knapp 10.000 Euro noch abziehen darf.

Kein kompromissloser Sportler

Also los geht´s. Die überaus sportliche Attitüde verliert sich recht schnell, wenn man den Startknopf drückt (den es noch gibt, obwohl der Born auch ohne diesen zurecht kommt) und die ersten Kilometer zurücklegt. Zwar spricht das Fahrwerk etwas straffer an als gewohnt, doch hält sich das im Rahmen. Die Lenkung ist ebenfalls ein wenig direkter und vermittelt eine gute Rückmeldung von der Straße. Beim leichten Druck auf das E-Pedal schnurrt der Born flugs los und macht die Beschleunigungsangabe von 7,3 Sekunden auf 100 km/h irrelevant, insbesondere im Sportmodus. Ein reinrassiger Sportler ist der Born allerdings nicht, auch wenn sein Äußeres darauf hindeutet.

Fond und Kofferraum sind für den Familienalltag gut dimensioniert. Auch vorderen Gästen bietet der 4,32 Meter lange Fünftürer ein ordentliches Platzangebot, zumal die weit nach vorne reichende und tief herunter gezogene Frontscheibe ein luftiges Raumgefühl vermittelt. Einen Frunk gibt es nicht. Bedienung und Infotainment sind aus dem ID.3 bekannt; der Schaltstock befindet sich hinter dem Lenkrad, Schaltwippen zur Einstellung der Rekuperation gibt es keine, lediglich die „B“-Einstellung über den Schalthebel, die nach jedem Start neu aktiviert werden muss.

Etwas träges Infotainment

Cupra Born
Im kleineren Display fehlt die SoC-Anzeige.

Soweit alles gut – werfen wir nun einen Blick auf die Bedienung. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Bedienflächen am Lenkrad, die auf leichte (Streich-)Berührungen reagieren. An diesen ist ja schon viel Kritik geübt worden, doch wir haben uns im Laufen der Testzeit an sie gewöhnt. Und noch eine Auffälligkeit: Das Infotainment reagiert ein wenig träge. Insbesondere bei der Spracheingabe von Zielen lässt sich das Navi viel Zeit, wenn es sie denn versteht, was nicht immer vorkam. Bildschirmgröße und Grafik des großen mittleren Monitors sind aber vorbildlich. Unser Eindruck: Auch nach dem großen Software-Update bleibt Verbesserungsbedarf. Zwar erlebten wir keinen Systemabsturz, aber einmal die Warnmeldung „Fehler Leuchtweiteneinstellung“. Beim nächsten Start hatte sich das indes erledigt.

Laden: bis 120 kW am HPC-Lader

Spannend ist ja stets die Frage, wie schnell das E-Auto lädt. Im Falle des Born landeten wir bei frühlingshaften 18 Grad und einem Ladestand von 17 Prozent an einer Ionity-Säule. Der Born mit 150 kW soll laut Hersteller eine maximale Ladegeschwindigkeit von 120 kW meistern, zumindest kurzfristig. Doch weit gefehlt: Nach 5 Minuten erreichte die Ladekurve ihren Höhepunkt bei 80 kW (gestartet war sie bei 71 Prozent), um danach für die restlichen 35 Minuten langsam abzusinken.

Repräsentativ sind diese Daten allerdings nicht, denn wie wir im Nachhinein erfuhren, arbeitet diese Station mit 200 Ampere, so dass ein Stromer, der mit 400 Volt lädt, nicht mehr als 80 kW schafft. Wir werden in Zukunft darauf achten. In der von Fastned angegebenen Ladekurve schafft er die gut 120 kWh Ladegeschwindigkeit bis 30 Prozent SoC, bevor sie dann gleichmäßig abfällt. Damit kann man leben.

Zu hoch: der Verbrauch

Cupra Born
Der Verbrauch lag laut BC bei 19,5 kWh/100 km. Mit Ladeverlusten maßen wir 21,6 kWh.

Bleibt der wichtige Blick auf den Verbrauch, und hier wurden wir doch etwas enttäuscht. Laut Bordcomputer waren wir in den 14 Tagen knapp 700 Kilometer unterwegs und haben insgesamt 19,5 kWh je 100 Kilometer verbraucht – bei wenig forscher Gangart. Inklusive Ladeverlusten lag der Verbrauch insgesamt bei 21,64 Kilowattstunden je 100 Kilometer. Angesichts des (wind-)schnittigen Designs und der Größe des Born hatten wir auf weniger gehofft. Allein im Stadtverkehr maßen wir weniger Durst, dann zeigte der Computer Werte zwischen 17 und 18 kWh. Auf der Autobahn unter der 20-kWh-Grenze zu bleiben ist indes kaum möglich. Mit Fahrzeugen wie dem Tesla Model 3, der Hyundai Kona elektro oder dem Kia e-Niro mit Verbräuchen um oder unter 15 kWh kann der Born also nicht mithalten.

673 Euro monatliche Kosten

Schwierig sind derzeit die Betriebskosten von Pkw einzuschätzen, da die Restwertprognosen unsicherer denn je sind. Derzeit weist der ADAC monatlich Kosten für den Cupra Born von 673 Euro aus. Bei 3 Jahren Nutzung und 15.000 Kilometer Jahresfahrleistungen wären das 53,8 Cent je Kilometer.

Fazit: Soweit (fast) alles gut also beim Schönling aus Spanien. Wir sind ihn gerne gefahren und noch lieber haben wir ihn betrachtet – insbesondere in dieser Farbkombination. Er ist ein echter Alleskönner und könnte als schicker Golf der Stromer-Gilde bezeichnet werden. Allerdings darf er keine Anhänger ziehen oder Fahrräder auf einer Kupplung transportieren. Und arbeiten sollte man am Verbrauch, der ist zu hoch.

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Cupra Born
Die Ladekurve des Cupra Born: Quelle: Fastned

Cupra Born (58 kWh) – Technische Daten:

Fünftürige, fünfsitzige Limousine der Kompaktklasse; Länge: 4,32 Meter, Breite: 1,81 Meter (mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,54 Meter, Radstand: 2,77 Meter, Kofferraumvolumen: 385 – 1.267 Liter.

Permanenterregter Synchronmotor; 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 310 Nm ab 1 U/min, Heckantrieb, Eingang-Automatik, 0-60 km/h: 3,4 s, 0-100 km/h: 7,3 s, Vmax: 160 km/h, Batteriegröße: 58 kWh (netto), Reichweite: 395 – 424 Kilometer, Normverbrauch nach WLTP: 15,5 – 16,7 kWh/100 km., CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Testverbrauch 21,64 kWh (inkl. Ladeverlusten), Anhängelast: keine.

Preis: 37.220 Euro, Testwagenpreis: 47.667 Euro (brutto).

Plus/Minus:

Tolles Design

Übersichtlich

Viel Fahrspaß

Gutes Platzangebot

Vertretbarer Preis

Alltagstauglich

Etwas hoher Verbrauch

Langsame Rechenleistung

Gewöhnungsbedürftige Touchbedienung

Keine Anhängelast

Kein Frunk

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