Auto-Abos

Das Auto-Abo: Nutzen statt besitzen

Der Mobilitätswandel bringt auch neue Überlassungsformen mit sich – wie etwa das Auto-Abo: Was spricht dafür, was dagegen?

Wir müssen in Zukunft nicht nur entscheiden, welchen Antrieb wir wählen (Verbrenner, Hybrid oder Elektro), wir müssen uns auch Gedanken machen, wie die Überlassungsform des neuen Autos aussieht. Sollte man es kaufen, leasen oder auf längere Zeit mieten? Diese Fragen stellten sich schon in der Vergangenheit. Immer mehr Anbieter bieten nun aber auch ein Auto-Abo an, quasi eine Flatrate fürs Auto.

Beim Auto-Abo nutzt der Kunde für einen festen monatlichen Betrag ein Fahrzeug. Wartung, Reparaturen und Versicherung sind bereits eingerechnet, lediglich die Kraftstoffkosten kommen noch dazu. Wichtigster Unterschied zum sogenannten Full-Service-Leasing, das einen ähnlichen Leistungsumfang bietet, ist die geringere Mindest-Vertragslaufzeit – sie beträgt üblicherweise rund sechs Monate statt der im Leasing üblichen zwei bis drei Jahre. Bei einigen Anbietern sind auch Laufzeiten von nur einem Monat möglich. Interessant sind sie etwa für Menschen, die sich zu lange an einem fremden Ort aufhalten, als dass sich ein klassischer Mietwagen lohnen würde.

Eine Studie sondiert den Markt

Auto-Abo
Für ein paar Wochen mal etwas sportlicheres wie den Mercedes EQC? Mit dem Auto-Abo kein Problem. Foto: Daimler

Oder auch für schnell übersättigte Auto-Fans. Denn die Abos haben nicht nur den komplett rationalen Kunden im Auge, sondern beispielsweise auch jenen, der sich mal etwas gönnen möchte. Etwa für ein paar Wochen einen Sportwagen, der er sich im Leasing oder im Kauf niemals leisten würde. Aber auch wer seinen Kaufwunsch per Praxistest festigen will, könnte von einem Abo profitieren – bietet es doch weit mehr Erkenntnisse als die übliche Probefahrt über das Wochenende. Gerade für Elektroauto-Einsteiger könne ein Abo-Modell daher interessant sein, findet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Sein Center Automotive Research (CAR) hat sich den aktuellen Markt in einer umfassenden Studie angeschaut.

Noch ist die Zahl der in Deutschland verfügbaren Abos überschaubar, wie die Erhebung zeigt. Die Anbieter gliedern sich grob in drei Gruppen. Das sind zunächst die Autohersteller, aktuell angeführt von Volvo („Care by Volvo“). Außerdem haben Seat („Conquar“) und Volkswagen („Abo-a-car“) Angebote am Markt – zurzeit allerdings in geringem Umfang. In der zweiten Gruppe finden sich herstellerunabhängige Anbieter wie „like2drive“, „Carminga“ oder das Mietwagenunternehmen „Sixt“. Gruppe drei schließlich bilden Plattformanbieter wie „ViveLaCar“ oder „Faaren“, die Bestandsfahrzeuge von Autohändlern an Abo-Kunden vermitteln.

Kalkulierbare Kosten, eingeschränkte Auswahl

Die großen Vorteile des Abo-Modells liegen auf der Hand: Die Kosten sind kalkulierbar, keine plötzliche Reparatur kann die Haushaltskasse durcheinanderbringen. Auch mit dem Restwertrisiko hat der Abonnent, anders als der Barkäufer, nichts zu tun. Kurze Laufzeiten und geringe oder gar keine Anfangsinvestitionen halten das Risiko der Investition gering. Ein Kauf oder ein langfristiges Leasing hingegen sind wichtige Lebensentscheidungen, die auf Jahr hohe Kosten nach sich ziehen.

Es gibt allerdings durchaus auch Nachteile beim Auto-Abo. So ist bei vielen Anbietern die Auswahl – zumindest aktuell – eingeschränkt. Eine individuelle Konfiguration des Fahrzeugs ist nur in seltenen Fällen möglich. Der Kunde muss also nehmen was verfügbar ist. Noch schwerer dürfte jedoch ein anderer Punkt wiegen: Die tatsächlichen Kosten der Mobilität sind notwendigerweise intransparent. Für Kunden ist es auf den ersten Blick nur schwer abzuschätzen, in welchem Verhältnis die feste Abo-Rate zu seinen üblichen Autokosten steht. Dazu müsste er über einen größeren Zeitraum Werkstattrechnungen und Versicherungspolicen auswerten sowie den Wertverlust des betreffenden Fahrzeugs kennen.

Wer fährt mit dem Auto-Abo günstiger?

Die CAR-Studie hat daher exemplarisch Kostenrechnungen für unterschiedliche Nutzer und Fahrzeuge aufgestellt und verglichen. Neben den üblichen Anschaffungs- und Unterhaltskosten sind dabei auch Händlerrabatte, HU- und Zulassungsgebühren sowie Garantien und Reifen berücksichtigt. Ergebnis: Wer ein Abo abschließt, zahlt in der Regel für Bequemlichkeit und Flexibilität extra. Allerdings nicht unbedingt viel. Und in zwei Fällen kann die Langzeitmiete sogar die günstigere Alternative sein. Zum einen bei kurzer Haltedauer – dann nämlich schlägt der hohe Wertverlust am Anfang weniger stark zu Buche als etwa bei einem Leasing oder beim Barkauf. Zum anderen bei einer schlechten Schadensfreiheitsklasse in der Kfz-Versicherung. Solche Nutzer, meist Fahranfänger, profitieren besonders von der Abo-Pauschalregelung.

Ein Beispiel: Beim Anbieter Cluno zahlte ein Abonnement für einen Opel Corsa 1.4 zum Zeitpunkt der Studie 259 Euro pro Monat. Ein 25-Jähriger mit der Schadensfreiheitsklasse 1 würde bei einer dreijährigen Haltedauer in der Finanzierung umgerechnet 318 Euro pro Monat zahlen. Bei einem Barkauf wären es immer noch rund 275 Euro. Ein 50-Jähriger mit der SF-Klasse 30, der sein Auto für 6 Jahre hält, führe hingegen sowohl mit der Finanzierung (256 Euro) als auch mit dem Barkauf (rund 220 Euro) günstiger als mit dem Abo.

Keine lange Lieferzeiten

Generelle Preisvorteile sind nach Einschätzung der Forscher jedoch die Ausnahme. Vor allem Sonderleasing-Aktionen der Autohersteller sind häufig günstiger. Dafür bietet das Abo dank der kurzen Laufzeiten höhere Flexibilität, eine bessere Kostenkontrolle und in der Regel größere Bequemlichkeit als das klassische Leasing. Nicht zuletzt stehen die Fahrzeuge meist deutlich schneller zur Verfügung, können bereits wenige Tage nach Vertragsabschluss genutzt werden. Beim klassischen Leasing sind oft monatelange Wartezeiten nötig.

Vor allem die Komfort-Vorteile sehen die Forscher als Grund für einen anstehenden Siegeszug der Abos. Zielgruppe dürften ihrer Ansicht nach vor allem junge Kunden sein, die ähnliche Nutzungs-Modelle bereits von der Videostreaming-Plattform Netflix oder dem Musikanbieter Spotify gewohnt sind. Dort wird kein physischer Ton- oder Datenträger verkauft, sondern das Nutzungsrecht – beim Auto ersetzt analog ein Mobilitäts-Service den Fahrzeugbesitz.

Stark wachsende Nachfrage

In den kommenden zehn Jahren werde die Zahl der Kunden von Langzeit-Mietmodellen von derzeit rund 20.000 auf 500.000 bis eine Million steigen, prognostiziert Dudenhöffer. Den Anteil von Abos am Privatkundenmarkt schätzt der Experte für 2030 auf rund 40 Prozent, die übrigen 60 Prozent entfallen zu gleichen Teilen auf Barkauf, Finanzierung und Leasing. Parallel wird nach Einschätzung der Experten das Angebot an Auto-Abos wachsen. Neben den großen Autoherstellern und Mietwagenanbietern sind unter anderem auch die Autobanken ein natürlicher Abo-Fall. HM/SP-X

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