Lexus UX 300e

Lexus UX 300e: Viel Licht und viel Schatten

Der Lexus UX 300e ist kein Auto im Rampenlicht. Er bietet viel Qualität, kann aber in wichtigen Disziplinen nicht punkten.

Man muss ja nicht immer ein gerade frisch auf den Markt gekommenes Auto kaufen, um ein rundum gutes Auto zu besitzen. Gerade bei Elektro-Pkw lohnt der Blick auf die technischen Daten, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Beispiel Verbrauch: Ein Tesla Model 3 mit kleiner Batterie, schon Jahre am Markt, verbraucht mit rund 13 bis 14 kWh je 100 Kilometer weit weniger als etwa ein jüngerer Cupra Born (150 kW), der bei uns im Test 21 kWh konsumierte. Und der privat genutzte Kia e-Niro (1. Generation) kommt auf einen Langzeitschnitt von 14,5 kWh.

Lexus UX 300e
Der Lexus UX 300e stammt vom Hybridmodell UX 250h ab. Fotos: Lexus

Luftkühlung für die Batterie

Warum also nicht einen Lexus UX 300e ins Kalkül ziehen? Er ist seit Ende 2020 auf dem Markt und macht äußerlich eine sportlich-fesche Figur, vorausgesetzt man mag die kantige Design-Philosophie von Lexus/Toyota. Er stammt vom Hybridmodell UX 250h ab und fährt auf derselben Plattform. Lediglich die Lufteinlässe (mit Klappen) vorn, die für die Batteriekühlung des 300e sorgen, unterscheiden die Geschwister – und natürlich der gut sichtbare Schriftzug „electric“ auf des Stromers Seite.

Langsamer Lader

Lexus UX 300e
Der Laderaum fasst 367 Liter; klappt man die Sitze um, ergibt sich eine Stufe.

Angetrieben wird der Lexus UX 300e von einem 150 kW starken E-Motor mit maximal 300 Newtonmeter Drehmoment, der seine Kraft an die Vorderräder abgibt. Der Akku fasst 54,3 kWh Energie. Die Reichweite gibt Lexus mit 305 bis 315 Kilometer laut WLTP-Standard an. Soweit also alles in Ordnung. Bei der Ladeleistung allerdings muss man Abstriche machen: An der Wallbox schafft er einphasig maximal 6,6 kW und an der Schnellladesäule über einen Chademo-Anschluss maximal 50 kW. Beides ist freilich nicht mehr ganz zeitgemäß, dauert die Vollladung zu Hause doch rund 8 Stunden – mit einer 22-kW-Wallbox. An der weitaus verbreiteteren 11-kW-Box dauert es mit 3,5 kW um die 14 Stunden.

Lange Ladezeiten

Für die Langstrecke verheißt das nichts Gutes. Auf einer Tour von Frankfurt nach Leverkusen und zurück zapften wir insgesamt eine Stunde an zwei 50-kW-Chademo-Säulen und luden lediglich 40,8 kWh nach (siehe Chart), schaffte der Lexus doch trotz idealer Temperaturen zu keiner Zeit die versprochenen 50 kW. Beim ersten Ladestopp dauerte es 40 Minuten, um 24 kW nachzufüllen. Wer nur ab und zu längere Strecken fährt sollte damit auskommen.

Lexus UX 300e
Die Ladekurve des Lexus UX 300e.

Die Reichweite lag nach Vollladungen bis 100 Prozent bei 266 Kilometern, man schafft also etwa 220 bis 240 Kilometer auf einen Rutsch. Bei 80 Prozent Ladung (danach fällt die Ladeleistung stark ab), stehen rund 200 Kilometer auf der Reichweitenanzeige. Lobend sei erwähnt, dass man sich auf die Reichweitenangaben verlassen kann.

266 Kilometer Reichweite

Wie schon erwähnt ist der Verbrauch ein wichtiger Faktor. Mit vielen Testwagen lagen wir in der Vergangenheit bei Werten um die 20 kWh je 100 Kilometer. Ähnliches haben wir auch für den Lexus UX 300e erwartet, doch nach den diversen Touren über (viel) Autobahn, Landstraße und Stadt, pendelte sich der Verbrauch laut Bordcomputer bei 18,1 kWh ein. Inklusive Ladeverlusten kamen wir auf 18,9 kWh auf 100 Kilometer.

18,9 kWh Verbrauch

Lexus UX 300e
Beim Laden werden nur wenige Daten angezeigt.

Eine SoC-Anzeige im kleinen Display für elektrische Daten gibt es übrigens nicht. Auch meldet das System keine Ladedaten, allein die Reichweite steigt langsam – aber nur, wenn die Zündung eingeschaltet ist. Die schaltet sich aber nach zwei Minuten immer wieder ab. Ungewöhnlich ist das Rekuperationskonzept im UX 300e. Per Wippschalter am Lenkrad kann diese zwar in drei Stufen eingestellt werden, doch nach jedem Beschleunigen muss die Wippe erneut betätigt und die Energiewiedergewinnung in Gang gesetzt werden. Eine feste Einstellung gibt es quasi nicht – das nervt auf Dauer.

Top Ausstattung

Auf einem Top-Niveau ist die Ausstattung des Lexus. Packt man die Pakete Comfort Plus sowie Executive in seine Bestellung (und kommt dann auf einen Endpreis von 50.940 Euro brutto), dann findet sich alles was das Herz begehrt, inklusive Sitzbelüftung und einem Lenkrad, das beim Ausschalten der Zündung nach hinten fährt, um den Ausstieg zu erleichtern. Das ist keine schlechte Idee, denn im Gegensatz anderen E-Autos ist der Lexus gemäß seiner Abstammung doch recht eng. Das macht sich vor allem im Fond bemerkbar, wo der Einstieg und die Beinfreiheiten doch recht eng ausfallen. Der Laderaum fasst mit 367 Liter nicht übermäßig viel Gepäck. Legt man die Rücksitzlehnen um, dann hat man zwar mehr Platz, aber auch eine Stufe. Einen Frunk gibt es nicht.

Bedienung per Touchpad

Lexus UX 300e
Die elektrischen Angaben finden sich im zentralen Display links.

Einmal mehr störten wir uns in einem Auto des Toyota-Konzerns an der Bedienung: Zwar gibt es (lobenswerterweise) einige Tasten – vor allem für die Klimatisierung -, doch fast alle anderen Funktionen werden über ein berührungsempfindliches Touchpad auf der Mittelkonsole gesteuert. Gerade beim Fahren trifft man mit dem Cursor selten die richtigen Icons auf dem nicht allzu großen Monitor. Die Ablenkung vom Straßenverkehr ist dadurch enorm. Der Sprachassistent hilft da nicht weiter, denn er erkennt nur rudimentäre Befehle wie die Zieladresse. Immerhin: Das Radio lässt sich auch über ein an der Armauflage platziertes Panel steuern.

Derzeit nicht zu haben

Sehr großzügig ist Lexus bei der Garantie auf die Batterie: Sie beträgt 10 Jahre oder 1 Million Kilometer für eine Leistung über 70 Prozent. Der Preis von 50.940 Euro für die von uns gefahrene Topversion ist noch im Rahmen, zumal die volle Förderung abgezogen werden kann. In diesem Jahr aber nicht mehr, denn der UX 300e ist ausverkauft. Laut Lexus werde es „eine Modellüberarbeitung geben, allerdings sind noch nicht alle Details bestätigt. Wir hoffen, das System und die Details im Laufe des nächsten Quartals wieder öffnen zu können“.

Lexus UX 300e
Im Fond des Lexus UX 300e geht es recht eng zu.

Fazit: Der Lexus UX 300e ist ein Elektroauto mit Licht und Schatten, vor allem das Laden geht zu langsam, sowohl an den Wallbox als auch unterwegs. Derzeit läuft eine Modernisierung, und man darf davon ausgehen, dass Lexus vor allem diese Eigenschaften verbessern wird.

Lexus U 300e – Technische Daten:

Fünftüriger, fünfsitziges Kompakt-SUV, Länge: 4,49 Meter, Breite: 1,84 Meter, Höhe: 1,52 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Kofferraumvolumen: 367 Liter.

Elektromotor mit 150 kW/204 PS, max. Drehmoment 300 Newtonmeter, Akku: 54,3 kWh, Ladeleistung max. 50 kW DC, 6,6 kW AC, 0 – 100 km/h 7,5 s., Vmax: 160 km/h, Verbrauch: 17,1 – 16,8 kWh (WLTP), Testverbrauch 18,9 kWh (mit Ladeverlusten), Reichweite: 305 – 315 km (WLTP), Reichweite real 266 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Anhängelast: keine, Stützlast: k.A./Dachlast: k.A.

Preis: 43.500 Euro (Basis), 50.940 (Testwagen), derzeit nicht bestellbar.

Gute Verarbeitung

Top ausgestattet

Akzeptabler Verbrauch

Guter Fahrkomfort

Hochwertiges Head-up-Display

Geringe Ladeleistung

Keine SoC-Anzeige

Kein Frunk

Bedienung per Touchpad

Wenig Platz im Fond

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